Impetigo contaginosa und bakterielle Hautinfektionen\r
Bakterielle Hautinfektionen sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Sie können harmloser Natur sein, wie dies üblicherweise bei der Follikulitis, der Haarbalgentzündung, der Fall ist oder auch lebensgefährlich verlaufen, wie etwa beim Erysipel. Die Infektion wird entweder durch hoch virulente Erreger verursacht oder sie ist bedingt durch eine herabgesetzte Abwehrkraft. Zu beachten dabei ist, dass einige bakterielle Hautinfektionen wie die Impetigo contaginosa hoch ansteckend sind, während bei anderen Erkrankungen, wie beim Furunkel, eine Ansteckungsgefahr nicht gegeben ist.
Impetigo contaginosa
Die häufigste bakterielle Hautinfektione im Kindesalter ist die Impetigo contaginosa, eine Erkrankung, die für Kinder hoch infektiös ist, da deren Immunsystem noch nicht voll ausgereift ist. Es können jedoch durchaus auch Erwachsene erkranken, wenngleich dies vergleichsweise selten geschieht.
Bei der Impetigo contaginosa bilden sich zunächst kleine rote Flecken und schließlich Bläschen oder Blasen auf der Haut, welche von einem entzündlichen Randsaum umgeben sind. Die Läsionen enthalten eine primär wasserklare Flüssigkeit und bilden später eitergefüllte Pusteln. Dieses frühe Krankheitsstadium aber sieht man in der Praxis selten. Denn die Bläschen platzen rasch auf und konfluieren zu größeren Hautveränderungen. Es bildet sich dann das typische Bild der Impetigo contaginosa, auch Eiter- Grind- oder Borkenflechte genannt, mit dunkelgelben praktisch honiggelben Eiterkrusten.
Die Inkubationszeit der Erkrankung liegt bei zwei bis zehn Tagen. Wichtig für die Praxis zu wissen ist vor allem, dass die betroffenen Patienten so lange ansteckend sind, bis alle offenen eitrigen Hautstellen komplett abgeheilt sind. So lange sollte man bei der Behandlung der erkrankten Patienten, sofern diese keine Aufschiebung erlaubt, besondere Vorsicht walten lassen und auf äußerste Hygiene achten.
Ursache und Verbreitung
Bei der Impetigo contaginosa handelt es sich um eine bakterielle Infektion der obersten Hautschicht, die durch Streptokokken (Streptococcus pyogenes) oder durch Staphylokokken (Staphylococcus aureus) verursacht wird. Diese Keime können bei vielen Menschen in der natürlichen Flora des Nasen-Rachen-Raumes nachgewiesen werden, ohne dass diese erkranken. Sehr häufig finden sich solche klinisch gesunden Keimträger bei Menschen mit einer Neurodermitis. Mangelnde Hygiene, eine Störung der Immunabwehr sowie der physiologischen Hautbarriere können dann zur Folge haben, dass sich die Keime ausbreiten und eine Infektion auftritt.
Dies geschieht bevorzugt in den Sommermonaten bei feuchtwarmer Witterung. Die Übertragung erfolgt durch eine Schmierinfektion, besonders gefährdet sind Kinder im Kindergarten- sowie im Schulalter, was erklärt, warum die Eiterflechte zu regelrechten Epidemien in Kindergärten,Vorschulen und Schulen führen kann. Einzudämmen ist sie in solchen Fällen nur durch eine strikte Hygiene, durch Besuchsverbote und gegebenenfalls durch Quarantäne des erkrankten Kindes.
Zwei Krankheitsformen
Man unterscheidet bei der Impetigo contaginosa zwei Krankheitsformen, die großund die kleinblasige Impetigo, je nachdem welcher Keim im Vordergrund steht. So verursachen Streptokokken, die etwa 80 Prozent der Krankheitsfälle ausmachen, eher kleine Hautbläschen mit wässrigem Inhalt, die rasch platzen und dabei die typischen honiggelben Krusten auf der Haut ausbilden. Etwas anders ist der Verlauf bei der großblasigen Impetigo contaginosa, die durch Staphylokokken bedingt ist. Bei dieser Krankheitsform bilden sich größere eher schlaffe Hautblasen, deren zunächst klarer Inhalt sich eintrübt, bis sich schließlich die Blasendecke auflöst, ohne dabei jedoch direkte Verkrustungen zu bilden.
Der weitere Verlauf der Erkrankung aber ist bei beiden Keimen vergleichbar. Das Krankheitsbild ist dabei zunächst harmlos. Die Infektion kann sich jedoch in Form einer Schmierinfektion ausbreiten und zwar sowohl auf andere Hautbereiche wie auch auf andere Personen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die erkrankten Kinder durch Kratzen den Keim weiter über die Haut verbreiten. Allerdings sind auch schwere Verläufe möglich, etwa wenn die Blasen ungewöhnlich groß werden, was bevorzugt in Hautfalten geschieht und eher häufiger bei der großblasigen Krankheitsform der Fall ist. Es kann dann zum Bild einer staphylokokkenbedingten epidermalen Nekrolyse, einer gefährlichen Hauterkrankung kommen.
Besonders begünstigt ist die weitere Ausbreitung der Infektion bei Kindern mit sehr empfindlicher oder sehr trockener Haut. Diese kann kleinste für das Auge kaum sichtbare Verletzungen tragen, in denen sich die Bakterien rasch vermehren.
Üblicherweise treten die Läsionen vor allem im Gesichtsbereich auf, meist in der Nasensowie der Mundregion, aber auch am Hals, an der Kopfhaut und an den Händen, wobei jedoch prinzipiell jede Körperstelle befallen werden kann und in seltenen Fällen gehen die Erreger auch auf tiefe Hautschichten über und befallen sogar das Nagelbett.
Diagnostik und Therapie
Diagnostiziert wird die Impetigo contaginosa über das klinische Bild. Außerdem lassen sich die Erreger in aller Regel durch einen bakteriologischen Abstrich aus den Eiterblasen nachweisen. Dabei sollte auch eine Resistenztestung erwogen werden, um eine effektive Antibiotiakauswahl treffen zu können.
Bei Personen, die immer wieder an einer Impetigo contaginosa erkranken, sollte außerdem per Nasen- und Rachenabstrich eruiert werden, ob es sich um einen chronischen Keimträger handelt. Gegebenenfalls ist dabei auch ein Nasen-Rachenabstrich bei Personen im engen sozialen Umfeld ratsam. So kann es hilfreich sein, bei Kindern, die rezidivierend an einer Eiterflechte erkranken, durch eine Untersuchung der Mutter zu überprüfen, ob nicht diese ein klinisch stummer Träger der Bakterien ist. Ist die Mutter positiv, so ist auch bei ihr eine Behandlung indiziert, um die Keimausbreitung zu unterbrechen.
Sowohl bei der klein- wie auch bei der großblasigen Impetigo contaginosa ist eine lokale Behandlung mit Auflösung der Krusten indiziert sowie eine lokale Antibiose und gegebenenfalls bei ausgeprägter Erkrankung auch eine systemische Behandlung mit Antibiotika. Es ist auf eine strikte Körperhygiene zu achten, mit Bakterien kontaminierte Wäsche sollte entsprechend heiß gewaschen werden und öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen dürfen erst wieder nach der völliger Abheilung der Hautläsionen besucht werden.
Follikulitis
Die allgemein häufigste bakterielle Infektion der Haut ist die Haarbalgentzündung, also die Follikulitis, im Volksmund auch als Pickel bezeichnet. Der Erreger ist in aller Regel Staphylococcus aureus, wobei die Infektion meist lokal begrenzt ist und harmlos. Sehr häufig finden sich Follikulitiden bei Männern im Bartbereich sowie im Bereich des behaarten Thorax.
Breitet sich die Follikulitis aus und überdecken zahlreiche Pickel und Pustel die Haut, so sollte medizinisch behandelt werden. Dies geschieht durch lokale Applikation desinfizierender und antibakterieller Salben oder Cremes, systemische Antibiotika sind meist nicht erforderlich.
Furunkel
Wenn die Eitererreger tiefer in den Haarfollikel eindringen, sich die Haarbalgentzündung ausbreitet und möglicherweise auch benachbarte Läsionen miteinander verschmelzen, so bildet sich ein Furunkel oder bei Entzündungen, die in die Tiefe gehen, ein Karbunkel. Die Läsionen sind durch einen Eiterpfropf gekennzeichnet, die Umgebung ist gerötet und druckschmerzhaft.
Therapeutisch steht die Eröffnung des Furunkels oder Karbunkels im Vordergrund, wobei jedoch Vorsicht geboten ist, da die Gefahr einer Keimverschleppung besteht. Gegebenenfalls muss eine antibiotische Behandlung erfolgen und zwar insbesondere bei den nicht ungefährlichen Furunkeln im Gesichts- und speziell im Oberlippenbereich, bei denen eine Keimverschleppung ins Gehirn möglich ist.
Erysipel
Das Erysipel, auch Wundrose genannte, ist wohl eine der gefährlichsten Hautinfektionen. Sie betrifft ebenfalls die obersten Hautschichten und wird durch Streptokokken verursacht. Die Erkrankung geht mit erheblichen Allgemeinsymptomen einher: Die Betroffenen entwickeln eine starkes Krankheitsgefühl, und es kommt zu hohem Fieber und Schüttelfrost. Im Bereich der Haut entwickeln sich die typischen Zeichen einer Infektion mit einer meist flammenden Rötung, mit Überwärmung, einer ödematösen Schwellung und erheblichem Druckschmerz.
Sehr häufig entwickelt sich die Wundrose im Bereich der Extremitäten und speziell in der Region der Unterschenkel, doch können auch die Finger, die Arme und das Gesicht betroffen sein. Die Erkrankung wird durch eine Schwächung der Immunabwehr begünstigt und trifft folglich besonders häufig Menschen mit einer chronischen Grunderkrankung, wie einem Diabetes mellitus oder einer arteriellen Verschlusskrankheit oder beispielsweise einem Lymphödem.
Eintrittspforte für die Bakterien sind ähnlich wie bei der Eiterflechte oft Bagatellverletzungen, beispielsweise kleine Hauteinrisse oder Schürfwunden.
Zu bedenken ist dabei, dass das Erysipel sich rasch ausbreiten kann und das auch auf die Subkutis und die Faszien. Es kommt dann zum lebensbedrohlichen Bild der Fasciitis necroticans, das eine sofortige operative Spaltung erfordert.
Generell ist außerdem beim Erysipel eine systemische Antibiotikabehandlung unerlässlich und das in aller Regel hochdosiert via Infusionsbehandlung, um der weiteren Ausbreitung der gefährlichen Infektion Einhalt zu gebieten. Das Erysipel neigt dabei allgemein zu Rezidiven und kann nach mehrmaliger Hautinfektion das Lymphsystem stark schädigen, was schließlich eine andauernde Lymphstauung in den Extremitäten bis hin zur Elephantiasis zur Folge haben kann.
Phlegmone
Bei der Phlegmone bleibt die Infektion nicht auf die obersten Hautschichten begrenzt, sondern greift auch auf die tieferen Strukturen über und zwar bis hinein in die Lymphspalten, das Bindegewebe und auch das Fettgewebe sowie die Muskeln. Die klinischen Zeichen sind ähnlich denjenigen beim Erysipel, doch ist die Infektion meist weniger flächig ausgebreitet und es kommt in der Regel zu einer bläulichen Verfärbung.
Bei den Erregern handelt es sich meist um Staphylokokken, doch können auch Streptokokken eine Phlegmone verursachen. Dies geschieht weniger bei oberflächlichen Bagatellverletzungen als mehr bei Verletzungen der tieferen Hautschichten, etwa nach Stich- oder Schnittverletzungen und auch zum Beispiel nach Verletzungen durch Pflanzenstacheln, wie Stacheln von Rosen und Kakteen.
Auch Phlegmone erfordern eine konsequente Antibiose. Die betroffene Extremität sollte ruhig gestellt sowie gekühlt werden. In schweren Fällen ist außerdem eine chirurgische Spaltung unumgänglich.
Bakterielle Infektionen mit Hautbeteiligung
Selbstverständlich muss die bakterielle Infektion nicht auf die Haut beschränkt sein, es kann sich auch um systemische Infektionen mit ausgeprägter Hautbeteiligung handeln. Das ist zum Beispiel beim Toxischen Schocksyndrom der Fall, einer Staphylokokkenintoxikation mit scharlachartigen Hautveränderungen und schwersten Allgemeinsymptomen wie hohem Fieber, Myalgien, Erbrechen und peripheren Ödemen. Die Staphylokokkenvergiftung kann von praktisch jeder Infektion mit Staphylokokken ausgehen und stellt ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar.
Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang ferner der Gasbrand, eine Wundinfektion durch Sporen bildende anaerobe Bakterien, wie Clostridien. Hinweisend auf eine solche Infektion ist es, wenn ein Patient bei offensichtlich relativ geringem Lokalbefund über starke Schmerzen im Wundbereich klagt. Es kommt zur Bildung von Blasen sowie zur Gasentwicklung in der Unterhaut, die Infektion ist sehr ernst und verlangt eine sofortige Therapie.
Als bakterielle Infektion mit Hautbeteiligung geriet in jüngster Zeit außerdem der Milzbrand, eine durch Bacterium anthracis verursachte Erkrankung in die Schlagzeilen. Es kommt dabei zunächst zur Bildung einer Hautpapel, die in eine Pustel übergeht, rupturiert und sich in zahlreiche weitere Bläschen, die Milzbrandkarbunkel, umwandelt. Die Erkrankung verläuft ohne spezielle antibiotische Therapie in 25 Prozent der Fälle letal.