AK für Oralpathologie und Oralmedizin innerhalb der DGZMK

Aktuelles zur Früherkennung des Mundhöhlenkarzinoms

Heftarchiv Zahnmedizin
Die 25. Jahrestagung des Arbeitskreises Oralpathologie und Oralmedizin fand diesjährig unter dem Thema „Orale Präkanzerosen – Stellenwert der Früherkennung” parallel zu den Vorträgen der Arbeitsgemeinschaft für Kieferchirurgie (siehe zm 22/03) satt, unter der Tagungsleitung von Prof. Dr. Peter Reichart, Berlin.

Mit einem Übersichtsreferat zur klinischen Bedeutung von oralen präkanzerösen Konditionen der Mundhöhlenschleimhaut eröffnete Prof. Dr. Peter Reichart, Berlin, die diesjährige Jubiläumstagung. Er wies auf die potenzielle Gefahr einer malignen Zelltransformation hin, die sich auf dem Boden einer veränderten Mundschleimhaut begünstigt ausbilden kann, und hob die besondere Stellung der oralen submukösen Fibrose hervor. Prof. Dr. Hartwig Kosmehl, Erfurt, berichtete anschließend über den aktuellen Stellenwert von Tumormarkern zur Früherkennung des Mundhöhlenkarzinoms. Trotz vielfältiger Entwicklungen sowohl bei den Differenzierungs- als auch bei den Dignitätsmarkern ist die konventionelle pathohistologische Abklärung nach wie vor (noch) nicht durch Tumormarker zu ersetzen.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Hauptvorträge standen aktuelle Methoden zur Früherkennung des Mundhöhlenkarzinoms, die auf dem Prinzip der Exfoliativzytologie mit anschließender computerassistierter Zellanalyse basieren und von Prof. Dr. Arne Burkhardt, Reutlingen, und Prof. Dr. Alfred Böcking, Düsseldorf, vorgestellt wurden. Beide Referenten konnten in einer lebhaften Abschlussdiskussion die Vorteile der jeweiligen Methode nochmals darstellen. Dimitra Maraki et al., Düsseldorf, und Dr. Torsten Remmersbach et al., Leipzig, berichteten anschließend über klinische Erfahrungen mit der Zytodiagnostik zur Mundkrebsfrüherkennung. Beide Arbeitsgruppen konnten anhand klinischer Beispiele die diagnostischen Möglichkeiten ausführlich darstellen. Dr. Christian Scheifele et al., Berlin, stellten ihre Studie zum Computer-assistierten Screening aus Präkanzerosen der Mundschleimhaut vor. Somit können aus großflächig veränderten Mundschleimhautarealen selektive Biopsien gewonnen werden, die zur Therapieentscheidung beitragen.

Die Assoziation der oralen Leukoplakie mit unterschiedlichen klinischen Variablen untersuchten Dr. Thomas Dietrich et al., Berlin. Dabei zeigte sich eine Assoziation zum Nikotinkonsum, jedoch nicht zum Alkoholkonsum. Interessanterweise scheinen endogene Östrogene eine protektive Wirkung auf die Mundschleimhaut auszuüben. Ein Modell zur Evaluation der Transformationsrate oraler Leukoplakien wurde von Dr. Christian Scheifele et al., Berlin, vorgestellt. Die Arbeitsgruppe konnte anhand dieses Modells belegen, dass die Transformationsrate der oralen Leukoplakie in ein Karzinom nicht über einem Prozent liegen kann.

Freie Vorträge

Die freien Vorträge des Arbeitskreises wurden mit dem Vortrag von Dr. Dr. Thomas Fillies et al., Münster, eingeleitet, die über den Prognosefaktor HIF1-alpha beim oralen Plattenepithelkarzinom des Mundbodens berichteten. Dr. Dr. Jürgen Ervens et al., Berlin, untersuchten die prädiktive Bedeutung des Isoenzyms TuM2 der Pyruvatkinase in der Diagnostik von oralen Plattenepithelkarzinomen. Im Rahmen ihrer prospektiven, verblindeten Vergleichsstudie zeigte sich eine geringe Sensitivität und Spezifität, so dass eine Früherkennung des Plattenepithelkarzinoms mithilfe dieser Methode nicht möglich ist. Der Vortrag von Dennis Selimovic et al., Düsseldorf, untersuchte die topische Applikation von Tacrolismus beim vernarbenden Pemphigoid der Mundhöhle. Die Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass das in der Dermatologie zur Behandlung der atrophischen Dermatitis eingesetzte Präparat nach einer Behandlungsdauer über vier Monate auch beim vernarbenden Schleimhautpemphigoid eine klinische Besserung zeigte. PD Dr. Andrea-Maria Schmidt-Westhausen et al., Berlin, berichteten über zwei Fälle von primär intraossären großzelligen B-Zell-Lymphomen im Kopf-Hals-Bereich bei HIV-seropositiven Patienten und wiesen auf die Notwendigkeit der Subtypisierung und Bestimmung des Antigenprofiles zur erfolgreichen Therapie hin. In ihrer Studie zur quantitativen Bestimmung von humaner Cytomegalievirus-DNA im Speichel von Patienten nach Knochenmark- und Stammzelltransplantation konnten Katja Rhinow et al., Berlin, zeigen, dass die von Ihnen eingesetzten TaqMan PCR-Technik den nicht invasiven DNANachweis ermöglicht.

Der Vortrag von Dr. Jens Weingärtner et al., Greifswald, stellte die Bedeutung von Thiozyanat in der Prävention auf exogen induzierte Gaumenspalten dar. Zur Ätiologie und Prognose des oralen adenoidsquamösen Karzinoms nahmen Oliver Driemel et al., Erfurt, Stellung und wiesen im Besonderen auf die Störung des Beta-Cathenin-Beta-Catherin-Komplexes sowie auf die Überexpression von Laminin 5 hin. Untersuchungen zur postradiogenen Xerostomie wurden von Dr. Samer Hakim et al., Lübeck, vorgestellt. Ihre experimentelle, nuklearmedizinische Arbeit am Kaninchenmodell konnte zeigen, dass bereits 24 Stunden nach Beginn der Radiatio erste morphologische und funktionelle Veränderungen der Glandula parotis sichtbar werden und diese im weiteren Verlauf kumulieren.

Hohes wissenschaftliches Niveau und spannende Diskussionsbeiträge prägten die diesjährige Jahrestagung des Arbeitskreises und lassen auf eine interessante nächste Jahrestagung hoffen.

OA Dr. med. Dr. med. dent. Jürgen ErvensAbt. für Kieferchirurgie undPlastische GesichtschirurgieCharité-Universitätsmedizin BerlinCampus Benjamin FranklinHindenburgdamm 3012200 BerlinE-Mail.:juergen.ervens@medizin.fu-berlin.de

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