Taktik, Transparenz, Tarife
Vor rund 20 Jahren dachte man bei der Allianz, die Idee der fondsgebundenen Lebensversicherung stehe bereits vor dem Aus. Viele Kunden waren von den Ergebnissen enttäuscht. Sie hatten nicht bedacht, dass die Schwankungen am Aktienmarkt sich auch für sie negativ auswirken können. Doch als Zweitvertrag hat sie sich inzwischen gemausert.
Die teure klassische Version
Fast jeder, der sein Alter und seine Lieben finanziell absichern will, entscheidet sich für eine kapitalbildende Lebensversicherung. Den Anteil der eingezahlten Beiträge, der nach Abzug der Kosten übrig bleibt, investiert die Versicherungsgesellschaft in möglichst sichere Wertpapiere. Welche Papiere das sind, erfährt der Kunde nicht. Am Ende der Laufzeit wird dem Versicherten sein Erspartes plus einer vom Unternehmen mehr oder weniger willkürlich festgesetzten Überschussbeteiligung ausgezahlt. Stirbt der Anleger während der Vertrag noch läuft, so erhält seine Familie die bei Vertragsabschluss vereinbarte Summe. Auf die Anlage seiner Beiträge hat er keinen Einfluss gehabt.
Die Fondspolice bringt Vorteile ...
Anders verhält es sich bei der fondsgebundenen Lebensversicherung. Auch sie wird für einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen. Einen Teil der Beiträge kassiert die Versicherung für ihre Aufwendungen, einen anderen für den Versicherungsschutz und den Rest investiert sie in Anteile von Investmentfonds. Doch bei der fondsgebunden Police trifft der Versicherte selbst die Wahl des oder der Fonds. Die Anlage seiner Spargroschen bleibt für ihn transparent und er kann die Fonds wechseln, wann er es für richtig hält. Informationen über die Anlagestrategien bekommt er bei den Fondsgesellschaften. Hat der Anleger sich für bestimmte Fonds entschieden, kann er die Kurse täglich in der Zeitung verfolgen. Einmal im Jahr informiert ihn ein Depotauszug über den Stand seiner Geldanlage.
... und birgt Risiken
Die Fondsanteile machen entsprechend der darin enthaltenen Wertpapiere alle Börsenschwankungen mit. Bei einem Aktienfonds sind diese Risiken naturgemäß größer als bei einem Rentenfonds, bieten dafür aber die höheren Gewinnchancen. In den vergangenen 20 Jahren erwirtschafteten sie doppelt so hohe Renditen wie Rentenfonds. Letztlich entscheidend aber ist der Stand der Kurse am Ende der Laufzeit, wenn das Sparguthaben ausgezahlt wird. Mit einem Blick auf den Kurszettel in der Tageszeitung lassen sich die Entwicklungen gut verfolgen.
Einen garantierten Mindestzins wie bei der normalen Lebensversicherung gibt es bei der Fondspolice nicht. Die Gesellschaft braucht fallende Fondskurse nicht mit eigenen Mitteln aus den stillen Reserven auszugleichen. Um sich vor möglichen Verlusten zu schützen, empfiehlt es sich für den Anleger, rechtzeitig vor Vertragsende, wenn die Kurse günstig stehen, das Guthaben in weniger spekulative Gefilde zu übertragen, sprich: von den riskanteren Aktienfonds in sicherere Rentenoder Geldmarktfonds zu wechseln, damit die stolzen Kursgewinne am Zahltag noch bestehen.
Hat der Anleger diesen Zeitpunkt verpasst, bieten viele Versicherer für diesen Fall die Möglichkeit, die Laufzeit um fünf Jahre zu verlängern und den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Steigen während dieser Frist die Kurse wieder, kann der Kunde seine Anteile günstig verkaufen. Am Ende der Laufzeit wählt der Kunde, ob er die angesparte Summe auf einmal oder in gleichmäßigen Monatsraten als lebenslange Rente ausgezahlt haben will.
Als Alternative bieten manche Versicherer ihren Kunden auch die Möglichkeit, die Fondsanteile am Ende der Laufzeit auf ein anderes Depot zu übertragen. Auf diese Weise kann das Geld im Fonds weiter arbeiten.
Wie bei jeder Lebensversicherung sind die Erträge nach fünf Jahren regelmäßig eingezahlter Beiträge und mindestens zwölf Jahren Laufzeit steuerfrei. Doch hierbei sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn Kursgewinne aus Aktien sind sowieso nach sechs Monaten steuerfrei und der Anteil der zu versteuernden Dividenden ist bei einer Anlage in Fonds eher gering.
Gute Fonds sind selten
Leider bieten nur wenige Versicherer wirklich gute Fonds zur Auswahl an. Spitzenfonds gibt es aber laut „Finanztest“– einem Vergleich der Stiftung Warentest – bei der Europa mit dem Tarif Life Invest und bei Cosmos mit der Wertpapier-Police. Wer will, kann seine Investments je nach Marktlage umschichten. Das erlauben die meisten Tarife gegen eine Gebühr, zum Beispiel einmal pro Monat.
Die Kostenquote beachten
Neben dem richtigen Fondsangebot sollte eine möglichst niedrige Kostenquote bei der Wahl des Tarifs mitentscheiden. Auch in diesem Punkt ermittelte Finanztest Cosmos Direkt als Sieger. Die Gesellschaft glänzte mit einer Kostenquote von fünf Prozent. Mit weniger als zehn Prozent erreichte Europa den zweiten Platz. Die teuersten Angebote lagen bei einem Kostenanteil von 25 Prozent, bemessen an den Beiträgen.
Die Versicherer ziehen die Kosten für Vertrieb, Management und anderes gleich zu Beginn der Laufzeit von den Beiträgen ab. Deshalb kann es sehr teuer werden, falls ein Anleger seine Entscheidung für eine Fondsversicherung bereut und vorzeitig aussteigt. Dann reibt sich nur der Vertreter die Hände, seine Provision hat er sicher. Der Kunde guckt in die Röhre.
Anleger, die sich für eine fondsgebundene Lebensversicherung interessieren, können sich im Internet mithilfe eines Programms der Stiftung Warentest die Kostenquote des jeweiligen Angebots selbst ausrechnen. Die Internetadresse lautet:www.finanztest.de/downloads.
Marlene Endruweit