Zukunft voller Wachstum
Zur Eröffnung der Tagung wies BVD-Präsident Bernd Neubauer auf die Perspektiven des Dentalmarktes vor den aktuellen innerdeutschen und innereuropäischen Entwicklungen hin. Interessiert an den Standpunkten der Zahnärzteschaft zeigte sich der BVD auch in diesem Jahr.
Spannend und wechselvoll
„Diese Zeit ist spannend und voller Wechsel“, umriss ZA Dieter Krenkel, Vorstandsmitglied der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), die aktuelle Situation seiner Kollegen für die Fachhändler: 2004 müssten die Zahnärzte viele, auch innerpolitische Fragen angehen, die das Modernisierungsgesetz aufgeworfen habe. Dieses werde jedoch seine volle Wirkung erst mit der Ausgliederung des Zahnersatzes im kommenden Jahr entfalten. „Wenn die Abkehr vom paritätischen System der Finanzierung hin zum privaten stattfindet und sich ökonomische Auswirkungen bei Lohnnebenkosten – Stichwort Beitragssätze – zeigen, wird es wichtig sein, Verluste für unsere Patienten zu vermeiden“, machte Krenkel das Anliegen der KZBV deutlich, „auch 2005 faire Konditionen“ zu bieten.
„Es gibt etwas anderes neben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“, betonte Dr. Karl-Heinz Sundmacher, Vize-Bundesvorsitzender des Freien Verbandes (FVDZ) und Vorsitzender der Initiative ProDente. Aus Sicht von ProDente sei es begrüßenswert, dass das Gesundheitsmodernisierungsgesetz einen ersten Schritt unternehme, um Zahnbehandlung auszugliedern. Und es sei wichtig „Elemente, die nicht in der GKV sind, der Bevölkerung nahezubringen.“ Die Zukunft der zahnärztlichen Prothetik beschrieb Professor Dr. Thomas Kerschbaum, Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde in Köln, in rosigen Farben, weil die Nachfrage – trotz aller Fortschritte in der Prävention – parallel zum Anteil älterer Menschen wachse. Von einer steigenden Nachfrage seitens der Patienten ging auch der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der deutschen Dentalindustrie (VDDI) Dr. Martin Rickert aus. Er unterstrich Zukunftssicherheit und Wachstum dieses „attraktiven Marktes!“. Aktives Mitwirken sei nötig, um bei der Politik schlimme Fehler zu verhindern und positive Ansätze zu verstärken. Lutz Wolf, Präsident des Verbands der Deutschen Zahntechniker Innungen (VDZI) und Vize im BVD, wünschte dagegen deutlich mehr Leistungen im GKV-Bereich. Die Europäische Union (EU) braucht nach Ansicht von Frank Brüggeman, Präsident der Association of Dental Dealers in Europe (ADDE), eine europäische Preisliste.
Prof. Dr. Rüdiger Pohl, Institut für Wirtschaftsforschung Halle, schilderte aus volkswirtschaftlicher Sicht die „EU-Erweiterung – und ihre Folgen“, um dem verbreiteten Irrtum zu begegnen, aller Wohlstand Westeuropas flösse bald gen Osten ab. Seit zehn Jahren erlebe er vor Ort den stark subventionierten Aufbau Ost, doch wenn „dieser Transfer von Geldern Erfolg zeigen würde, wäre Mecklenburg-Vorpommern doch ein blühendes Wirtschaftsgebiet!“. Analog zur Realität in den neuen Bundesländern schätzte er die Entwicklung der neuen EULänder ein. Er wies auf einen weiteren Aspekt hin: Gemäß seiner Analyse hat die EU sich schon vor vier Jahren zwar vorgenommen, das Bruttoinlandsprodukt in den strukturschwachen Ländern Portugal und Griechenland an den Durchschnitt anzugleichen, dieses aber nicht annähernd erreicht!
Umdenken tut Not
Wieviel weniger werde das Vorhaben, so Pohl, jetzt mit zehn weiteren strukturschwachen Ländern möglich sein, die abgesehen von zurzeit noch (!) niedrigen Lohngefügen und hoher Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmer überwiegend nachteilige Standortfaktoren böten: Infrastruktur, Verkehrsanbindung, Verwaltung, Produktionssicherheit, die – als nicht objektiv messbar geltende – Korruption. Als Parameter „gefühlte Korruption“, die von Managern ausländischer Unternehmen in den neuen Beitrittsländern angegeben wurde, gewann dieser Standortfaktor an Prägnanz.
Mit der Devise „Anders als alle anderen“ skizzierte Prof. Dr. Arnold Weissman, Lehrstuhl der Fachhochschule Regensburg für Unternehmensführung, seine Ansicht, dass heute gerade der Ausbruch aus der Branchen- Gewohnheit zu Erfolg über dem Durchschnittswert führen kann. Er empfiehlt „Benchbreaking statt Benchmarking – Gewinner brechen die Regeln ihres Marktes“, wie es zum Beispiel Google, Primus unter den Suchmaschinen im Internet, als Außenseiter erfolgreich zelebriert. Beim Ausscheren aus dem gängigen Kurs müsse allerdings die Qualität im Boot bleiben, ergänzte Andreas Bornhäußer, Referent zu „Präsentainment – Die hohe Kunst der persönlichen Wirkung“. Eindrucksvoll sein Exkurs darüber, dass die Erfolgsaussichten einer Information stark von der Art der Darreichung abhängen; wer etwas vermitteln wolle, müsse seine Botschaft, auch keymotion genannt, präzise kennen und „Art gerecht“ verpacken. Sein Fazit: Eine gute Präsentation erleichtert den Weg zum Erfolg.