Globale Perspektive zwischen West und Ost
An vier Tagen, vom 10. – 13. September, wurde das umfangreiche wissenschaftliche Programm im Pragati Maidan Conference Centre veranstaltet, einem weitläufigen Ausstellungsgelände mit einigen Vortragssälen. Entgegen manchen Befürchtungen war das wissenschaftliche Programm von guter Qualität, international ausgewiesene Referenten behandelten ein breites Spektrum von Fachthemen, die Vorträge waren durchaus gut besucht. Aus Deutschland referierten Peter Reichart, Berlin, über Infektionskontrolle und Kreuzkontaminierung in der Zahnarztpraxis, Walter Mautsch, Aachen, über Notfallbehandlungen in Südamerika, sowie Bella Monse-Schneider, Tecklenburg, über den Einsatz von ART bei der Behandlung von Kindern mit Zahnarztangst in Deutschland.
Auffällig bei den internationalen Referenten war ein hoher Anteil von Fachleuten aus dem Vereinigten Königreich, möglicherweise eine Reminiszenz an die koloniale Vergangenheit. Viele der Referenten im internationalen Programm kamen auch aus Indien.
Neben der großen Palette an zahnmedizinischen Fachthemen, von Aids bis zur Frage der Weisheitszahnentfernung, wurden auch berufspolitisch relevante Themen behandelt, etwa die Harmonisierung der Zahnarzt-Ausbildung in Europa durch Asbjørn Jokstad (Oslo), oder die ständige Kompetenzentwicklung durch die Australierin Laurence Walsh, die feststellte, dass in immer mehr Ländern eine obligatorische Fortbildung für Zahnärzte eingeführt wird. Daher sollten Fortbildungseinrichtungen möglichst genau auf die Wünsche der zahnärztlichen Praktiker eingehen und geeignete Programme anbieten.
Zukunft der Versorgung
Interessant und gut besucht war auch der Themenblock über die Zukunft der Mundgesundheitsversorgung und der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in globaler Perspektive mit Vorträgen des Kanadiers John O’Keefe und des Beauftragten der WHO für Zahnheilkunde, Poul-Eric Petersen. O’Keefe zeigte die zu erwartenden Veränderungen für die zahnärztliche Profession durch demographischen und technologischen Wandel auf, wie auch durch Entwicklungen wie Evidenzbasierte Zahnmedizin, Einbeziehung der Patientenperspektive oder veränderte Regulierungsmechanismen für den Beruf am Beispiel Kanadas. O’Keefe plädierte für eine stärkere fachpolitische Auseinandersetzung der Profession mit den herrschenden gesellschaftspolitischen Trends für die kommenden Jahre. Petersen berichtete über die Entwicklung von spezifischen, an die jeweilige Region angepassten Mundgesundheitszielen, aus der sich Prioritäten für das globale Mundgesundheitsprogramm der WHO herleiten lassen.
Ergänzt wurden die Hauptvorträge im wissenschaftlichen Programm wiederum, wie bei FDI-Kongressen üblich, durch Workshops zu Spezialthemen, Freie Kurzvorträge und Posterdemonstrationen mit einer stark indischen Beteiligung.
Insgesamt handelte es sich um ein umfangreiches Programm mit vielen Parallelveranstaltungen, wobei die Planer des wissenschaftlichen Programms, die Mitglieder im Komitee für Kongress und Fortbildung (CEC), immer wieder vor der schwierigen Aufgabe stehen, für die Teilnehmer aus dem entwickelten westlichen oder asiatischen Ausland ein wissenschaftlich anspruchsvolles Programm zu gestalten und gleichzeitig den Teilnehmern aus dem Gastgeberland eine für die Bedürfnisse ihres Praxisalltags geeignete Fortbildung anzubieten. Prof. Dr. Peter Reichart, deutscher Vertreter im CEC, meint, dass es dem CEC gelingen werde, zukünftige internationale FDI-Kongresse noch besser und effizienter abzuhalten.
Zeitgleich zum Kongress fand auf dem Ausstellungsgelände von Pragati Maidan eine große Dentalausstellung mit indischer und internationaler Beteiligung statt. Die deutsche Dentalindustrie, vereinigt unter dem gemeinsamen Dach „made in Germany” war sowohl optisch attraktiv, als auch durch Zahl der Aussteller und Qualität der Exponate stark vertreten.
Die Bundeszahnärztekammer lud in Delhi wieder alle Teilnehmer aus Deutschland wie auch einen größeren Kreis der internationalen Delegierten und Amtsträger der FDI zu einem deutschen Empfang ein, bei dem Dr. Peter Engel als deutscher Delegationsleiter die Gäste, auch aus der deutschen Botschaft in Indien, herzlich begrüßte. Es wurde ein gelungener warmer Sommerabend, Erlebnisse und Erfahrungen wurden ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft.
Barbara Bergmann-KraussUniversitätsstr. 7350931 Köln