Praxiskonzepte haben Zukunft
Unter dem neuen Namen „Sächsischer Fortbildungstag für Zahnärzte und das Praxisteam“ fanden die Workshops und Fachvorträge für die rund 1 000 Teilnehmer am ersten Oktoberwochenende in Chemnitz statt. Unabhängig von allen politischen Entwicklungen wird der frei niedergelassene Zahnarzt stets in einer Doppelverantwortung stehen – als Zahnmediziner zum Wohle der Patienten und als Unternehmer gegenüber seiner Angestellten und Auszubildenden. Dabei gilt es, das Verhältnis zwischen sozialer respektive medizinischer Ethik und betriebswirtschaftlicher Stabilität der Praxen zu wahren. Das Thema Praxiskonzepte, so Kammerpräsident Dr. Joachim Lüddecke in seinen Eröffnungsworten, sei existenziell und bringe eine neue Entwicklung für den Berufsstand mit sich. Das Leistungsspektrum der Zahnmedizin sei zu breit, als dass ein Zahnarzt heute mit seiner Praxis alle Bereiche abzudecken vermag.
Die Beschäftigung mit fachlichen und innerberuflichen Themen zum Inhalt des Fortbildungstages zu machen, so Staatssekretär Albin Nees in seinem Grußwort, sei das Beste, was der Berufsstand tun könne. Am Vortag war für Sachsen die Bestimmung in Kraft getreten, den Zahnärzten die Zahnersatz-Leistungen bis zum Jahresende nur noch mit 40 Prozent zu honorieren. Dr. Helmut Faßauer, Fortbildungsreferent und Wissenschaftlicher Leiter der Tagung für die Praxismitarbeiterinnen, sprach die Gedanken vieler Teilnehmer aus: Das Umfeld ist unfreundlicher geworden; schon wird von der nächsten Gesundheitsreform gesprochen, die noch schärfer ausfallen soll. Da frage man sich schon: „Wie soll man da noch eine Praxis führen? Soll man überhaupt noch eine gründen oder lieber gleich eine GmbH werden? Oder sich anstellen lassen?“ Ebenso: „Wird es den Familienzahnarzt überhaupt noch geben oder nur noch Spezialisten und Master?“ Deshalb seien Überlegungen und das Abchecken einer Profilierung für den Allgemeinzahnarzt und sein Team umso interessanter.
Den gemeinsamen Festvortrag hatte Prof. Elmar Reich übernommen. Nach 20 Jahren universitärer Tätigkeit und einem Intermezzo in der Dentalindustrie steht er kurz vor der eigenen Niederlassung. Für ihn steht fest, der Zahnarzt muss vor allem – das hätten die politischen Einführungen gezeigt – Qualität in der Diagnose leisten. Nach Reichs Meinung sollte die Entscheidungsfreiheit für Therapiewünsche mehr beim Patienten als bei den Krankenkassen liegen. Für das bundesweite Niederlassungsgeschehen resümierte Reich, noch immer würden in den Neuen Bundesländern nur halb so viele Praxen wie im Altbundesgebiet gegründet. Und der Beruf werde weiblicher – der Frauenanteil steigert sich nunmehr bundesweit zur Mehrheit.
Die Erfahrungsberichte der Referenten zu Praxiskonzepten und -profilierungen kamen aus den Fachbereichen Endodontie, Behandlung chronischer Schmerzpatienten, Laseranwendung, Kieferorthopädie, Kinderbehandlung, ganzheitliche Zahnheilkunde und Prophylaxe. Weitere Vorträge waren den Möglichkeiten gewidmet, gemeinschaftlich zu praktizieren, den Praxisbetrieb mit EDV-Vernetzung betriebswirtschaftlich und organisatorisch zu intensivieren oder gänzlich als Privatpraxis zu arbeiten.
Wie in den vergangenen Jahren nahm auch diesmal der KZV-Vorsitzende Dr. Dieter Natusch als Gast am Fortbildungstag teil. Dass der FVDZ-Boykottaufruf zur KZV-Wahl von den sächsischen Zahnärzten ignoriert wurde, wertete Natusch als erfolgreiche aktive Interessenvertretung der KZV für die sächsischen Zahnärzte. Er hob auch die stets gute Zusammenarbeit mit der sächsischen Aufsichtsbehörde hervor, die sich gerade unter der unbefriedigenden Budgetsituation bewährt habe.
Da Natusch zu den ersten Kollegen gehörte, die in Sachsen die Selbstverwaltung mit aufbauten, und er für die aktuelle KZV-Wahl nicht mehr kandidierte, bedankte sich Kammerpräsident Lüddecke unter dem herzlichen Applaus der rund 1 000 Teilnehmer bei ihm für die stets ausgezeichnete Zusammenarbeit.
Gundula FeukerRessortleiterin für ÖffentlichkeitsarbeitLandeszahnärztekammer SachsenSchützenhöhe 1101099 Dresden