Nach dem Erdbeben in Pakistan

Ein Wettlauf mit der Zeit

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Den Bedürftigen helfen, vor allem den Armen Pakistans – dafür engagiert sich die Münsteraner Humanity Care Stiftung seit vielen Jahren. Nach dem Erdbeben im Kaschmir am 8. Oktober ist ihr Engagement wichtiger denn je. Stiftungspräsident Folker Flasse hat sich vor Ort über die Situation informiert und Hilfsgüter übergeben. Sein Fazit nach dem Besuch: Das Leid ist groß und damit auch der Bedarf an Spenden.

Während seines Aufenthalts hat Flasse mit vielen Einheimischen gesprochen. Alle kämpften mit ihren Erinnerungen an die Katastrophe. „Hier stand ein fünfstöckiges Haus, es ist innerhalb von 30 Sekunden eingestürzt und hat 14 Menschen unter sich begraben. Vier junge Leute konnten wir nach einer Stunde leicht verletzt aus den Trümmern ziehen. Später fanden wir noch neun Tote“, erzählt ein Mann dem Stiftungspräsidenten. Er selbst habe sich nur in letzter Sekunde aus dem Haus retten können, sagt er noch. Für viele Andere gab es keinen Ausweg.

Insgesamt hat das Erdbeben im Kaschmir nach Angaben der Regierung 76 000 Leben gefordert. Viele der Opfer waren Kinder, die sich zur Zeit des Bebens in den Schulen und Kindergärten aufhielten. 65 000 Menschen wurden schwer verletzt, weitere 56 000 leicht, informierte der Earthquake Relief Commissioner, Generalmajor Farooq. „500 000 Familien sind mit einem Schlag obdachlos geworden“, ist eine weitere erschreckende Bilanz.

Nichts ist geblieben

In Muzaffarabad besichtigte Flasse eine völlig zerstörte Schule. Dort waren 70 Kinder von einstürzenden Betondecken erschlagen worden, nur drei hatten sich retten können. „Überall lagen noch Schultaschen, Hefte und Bücher zwischen den Schuttteilen herum. Hier und da war auch ein Schuh oder eine Sandale zu sehen“, berichtet der ehemalige Diplomat.

Fast jede Familie hat durch das Beben Angehörige verloren. Von ihrem Hab und Gut ist ihnen nichts geblieben: ein Zelt, einige Wolldecken, ein Kochtopf und eine Wasserflasche sind jetzt ihr ganzer Besitz. „Und das in einem Land, das zu den ärmsten der Welt zählt und zudem zweieinhalb Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan und dem indisch besetzten Teil Kaschmirs versorgen muss“, meint der Stiftungspräsident besorgt. Um allen Opfern zu helfen, werden nach Flasses Schätzung Millionen Hilfsgelder benötigt. Die Verteilung der Mittel sei aber nicht einfach, da auch die Infrastruktur der Region zu großen Teilen zerstört wurde. Beispiel Muzaffarabad: Die Stadt wird an einer Seite von dem Fluss Neelum und zirka 1 200 Meter hohen Bergen begrenzt. „An den Hängen standen früher einzelne Häuser oder kleine Siedlungen. Das Beben hat den Berg gespalten. Sein vorderer Teil ist mit den Häusern in den Fluss gestürzt. Die nachfolgenden Erdrutsche haben alles begraben. Viele Straßen sind gar nicht oder nur schwer befahrbar“, so Flasse.

Winter und Kälte drohen

Nicht nur in der Stadt, auch auf dem Land sind die Menschen dringend auf Hilfe angewiesen. Beim Besuch in einem Bergdorf, das nur über einen Geröllweg zu erreichen ist, erfährt der Stiftungspräsident, dass zwei Drittel der Bewohner in ihren Häusern umgekommen sind: „Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Die Überlebenden haben sich aus Wellblech und Holz notdürftige Hütten gezimmert. Auf einem kleinen Friedhof habe ich fünfzig bis sechzig neue Gräber gesehen.“

Auf den Himalaya- und Karakorumgipfeln lag während des Besuchs bereits Schnee. Tagsüber schien die Sonne und es wurde im Tal bis zu 20 Grad warm. Nach Sonnenuntergang fiel die Temperatur jedoch auf zwei bis drei Grad. Für die Hilfskräfte hat ein Wettlauf mit der Zeit begonnen. Bevor der Winter mit meterhohen Schneemassen einsetzt, müssen die Menschen mit witterungsfesten Zelten versorgt sein. Davon fehlen momentan noch 50 000 Stück. Außerdem mangelt es an Wolldecken. Drei Millionen werden noch benötigt. „Aus Deutschland kamen bisher erst einige tausend“, kritisiert Flasse. Die Humanity Care Stiftung hat Arzneimittel und Kleidung sowie Schlafsäcke und Isomatten im Wert von 285 000 Euro gespendet. Zurück in Muzaffarabad, kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland, schaut sich der Besucher noch einmal um: „Vor mir breitete sich eine Katastrophenlandschaft aus und ich habe mich gefragt, wann es diesem Land wieder gutgehen wird.“ sth/pm

Kontakt:

Folker FlasseHumanity Care StiftungHaus Angelmodde 57a48167 MünsterE-Mail:humanity-carestiftung@folkerflasse.de

Spendenkonto:Volksbank MünsterKontonummer: 523 838 400BLZ: 401 600 50

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