12000 auf der Warteliste
Im vergangenen Jahr spendeten 1 081 Menschen nach ihrem Tod insgesamt 3 508 Organe. Die Zahl der Lebendspenden stieg auf 553. Das entspricht einem Bundesdurchschnitt von 13 Spendern pro eine Million Einwohner, schreibt die DSO in ihrem vor kurzem veröffentlichten „Jahresbericht Organspende und Transplantation in Deutschland“. Im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei 14. So weit die Zahlen. Doch was bedeuten sie im konkreten Fall? Beispiel Niere: In den vergangenen sechs Jahren hat sich am Verhältnis zwischen der Zahl der durchgeführten Transplantationen und den Patienten auf der Warteliste wenig geändert. Fast viermal so viele Menschen sind auf eine neue Niere angewiesen wie vermittelt werden konnten. Ähnliches gilt für Herzen, Lebern, Lungen oder Pankreata.
Eine Gemeinschaftsaufgabe
Diese Kluft zu verringern, ist Aufgabe der DSO und anderer Institutionen im Gesundheitswesen. „Organspende in Deutschland ist eine Gemeinschaftsaufgabe mit dem Ziel, die Patientinnen und Patienten, die auf die Übertragung eines gespendeten Organs angewiesen sind, möglichst zeitnah behandeln zu können“, heißt es in der Jahresbilanz. Diese Gemeinschaftsaufgabe anzugehen, ist seit 1997 auch gesetzlicher Auftrag der Krankenhäuser. Deren Beteiligung, bemängelt die DSO in ihrer Jahresbilanz, sei aber „nach wie vor unzureichend“. Nur 41 Prozent der bundesweit etwa 1 400 Kliniken mit Intensivstation hätten 2004 Kontakt mit der DSO aufgenommen, um über eine mögliche Organspende zu beraten. Das mangelnde Engagement sei ein ernsthaftes Problem. Denn nur auf den Intensivstationen könne die Möglichkeit einer Organspende überhaupt in Betracht gezogen werden. Für die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft (DKG) sind die Zahlen der DSO „nicht nachvollziehbar“. DKG-Pressereferent Holger Mages: „Wir schätzen die Beteiligung der einzelnen Häuser als sehr viel höher ein. Unserer Ansicht nach liegt allerdings die Grundgesamtheit der potenziellen Organspender niedriger.“ Das gehe auf die Grundvoraussetzung für eine Organentnahme zurück: die zweifelsfreie Diagnose des Hirntods. Hier bestehe ein medizinischer „Ermessensspielraum“. Oft würde dabei zugunsten des Patienten entschieden, was sich natürlich negativ auf die Statistik auswirke, so Mages. Die DSO will die Gespräche mit Ärzten und Pflegepersonal dennoch intensivieren. Gefordert seien aber auch die Bundes- und Landesministerien, Krankenkassen und die vielen anderen Institutionen im Gesundheitswesen. Die DSO meldete für das erste Halbjahr 2005 einen 15-prozentigen Anstieg der Spendebereitschaft. Das seien die höchsten Zahlen seit zehn Jahren. Regional gäbe es dabei aber deutliche Unterschiede. So lag 2004 die Spendebereitschaft in Ostdeutschland sowie in Bremen und Hamburg laut DSOBilanz weit über dem Bundesdurchschnitt. Dort kamen etwa 20 Spender auf eine Million Einwohner. Bayern, Norddeutschland, Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland entsprachen mit rund 13 Spendern dem Durchschnitt. Darunter lagen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit zwölf beziehungsweise 8,6 Spendern sowie Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit jeweils 11,7.
Zu Lebzeiten entscheiden
Von allen Organspendern hielten 2004 etwa 20 Prozent ihr Einverständnis mit einer postmortalen Entnahme schriftlich fest. Bei drei Vierteln musste die Familie nach dem mutmaßlichen Sinne des Verstorbenen entscheiden. In 60 Prozent der Fälle stimmten die Angehörigen einer Organspende zu, 2003 waren es noch 65 Prozent. Um mehr Menschen zu einem „Ja“ zu bewegen, will die DSO verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Dabei kommt es vor allen Dingen darauf an, die Bevölkerung zu einer „positiven Haltung“ in punkto Organspende zu bewegen, erklärte der DSO-Vorsitzende Prof. Dr. Günter Kirste. „Unsere Botschaft ist: Treffen Sie eine Entscheidung zur Organspende zu Lebzeiten, sprechen Sie darüber mit Ihrer Familie und dokumentieren Sie Ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis.“ sth
Informationen zum Thema Organspende gibt es unterwww.dso.deoder der gebührenfreien Rufnummer 0800/90 40 400.