Das Zahnmännchen hat sich konsolidiert
Nachdem die beschriebenen Anfangsschwierigkeiten überwunden waren, begann für die Aktion zahnfreundlich e.V., die nun als gemeinnütziger Verein anerkannt war, die Zeit der Konsolidierung. Unter der Führung von Prof. Bößmann erlangte das Zahnmännchen einen stetig wachsenden Bekanntheitsgrad. Die Zahl der persönlichen und Firmen-Mitglieder wuchs ebenso wie das Angebot zahnfreundlicher Produkte stetig an. Als Prof. Klaus Bößmann im Jahre 2000 nach 15-jähriger Amtszeit den Vorsitz des Vereins an Prof. Dr. Jean-François Roulet (damals Universitätsklinikum Charité, Berlin) abgab, gehörten der Aktion 361 persönliche und 27 Firmenmitglieder (Hersteller und Vertreiber zahnfreundlicher Süßwaren) sowie zwei Rohstoffhersteller an. In das Ende der Amtszeit von Prof. Bößmann fiel auch der Wechsel in der Leitung der Geschäftsstelle. Da der Gründervater der Aktion, Friedrich Römer, sich mit seiner Agentur RMR aus Altersgründen zurückzog, musste ein Nachfolger gesucht werden. Dieser wurde in der Hedi Peters Communication & Marketing GmbH (hpcm) gefunden, die am 1.1.2000 ihre neue Aufgabe übernahm. Sitz der Geschäftsstelle ist seit 2003 Berlin. Aber damit waren die Wechsel noch nicht abgeschlossen. Aus beruflichen Gründen gab Prof. Roulet nach nur zweijähriger Amtszeit seinen Vorsitz auf. Zu seinem Nachfolger wählte die Mitgliederversammlung im Herbst 2002 PD Dr. Stefan Zimmer aus Düsseldorf.
Nachdem die Aktion zahnfreundlich e.V. sich viele Jahre gut entwickelt hatte, standen ab 2004 grundlegende Reformen an, die vor allem auf die Globalisierung des Marktes zurückzuführen waren, aber auch damit zu tun hatten, dass die Aktion, um weiter wachsen zu können, neue Felder erschließen musste. Immer mehr Mitgliedsunternehmen bieten ihre Zahnmännchen-Produkte international an und brauchen damit einen Vertragspartner für Europa oder sogar den Weltmarkt. Das konnte die Aktion zahnfreundlich e.V., die seinerzeit von Prof. Guggenheim aus der Schweiz ja nur eine Lizenz für den deutschen Markt erhalten hatte, nicht sein. Bereits früher hatte es eine internationale Organisation, die Toothfriendly Sweets International (TSI) mit Sitz in Basel/ Schweiz gegeben. Diese war bislang für den internationalen Markt zuständig, mit Ausnahme der Länder, in der es eigene Aktionen gab (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Türkei, Japan, Korea). Um für die Zukunft gerüstet zu sein, musste die internationale Organisation jedoch neu strukturiert werden. Zu diesem Zweck wurde Ende 2004 eine Stiftung, die Toothfriendly Foundation, gegründet, deren Stiftungsräte Prof. Bernhard Guggenheim und Prof. Thomas Marthaler aus der Schweiz sowie Dr. Patrik Hescot aus Frankreich und PD Dr. Stefan Zimmer aus Deutschland sind. Zur Wahrnehmung der internationalen Aktivitäten wurde als Nachfolger der TSI die Toothfriendly International (TI), ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Basel/ Schweiz, gegründet. Zum Präsidenten wurde Prof. Guggenheim, zu seinem Stellvertreter Dr. Zimmer gewählt. TI erhielt vom Lizenzinhaber, der Schweizerischen Aktion Zahnfreundlich, das Recht zur weltweiten Nutzung des Zahnmännchen- Logos und ist selbst befugt, diese Lizenz an nationale Aktionen weiterzugeben. Immer dann, wenn eine Mitgliedsfirma jedoch international aktiv wird, ist TI der Vertragspartner. Für die Aktion zahnfreundlich e.V. in Deutschland bedeutet das keinesfalls eine Reduzierung ihrer Bedeutung, sie bezieht nunmehr allerdings die für ihre Aktivitäten erforderlichen Mittel nicht mehr nur aus eigenen Mitgliedsbeiträgen, sondern ganz wesentlich von TI. Mit diesen Reformen ist die Aktion zahnfreundlich national und international zukunftsfähig geworden. Um aber den Gedanken der Prävention und die Kennzeichnung zahnfreundlicher Produkte noch weiter als bisher verbreiten zu können, wurde zusätzlich zu den bereits vorhandenen eine neue Form der Mitgliedschaft geschaffen: die Partner- Mitgliedschaft.
Es gibt sie in zwei Formen. Einmal für Partner, die keine zahnfreundlichen Produkte vermarkten und ausschließlich die gemeinnützigen Zwecke unterstützen wollen, und zum anderen für Partner, die zahnfreundliche Produkte auszeichnen wollen, die keine Süßwaren sind. Damit sind insbesondere Firmen der Oral-Care- Branche gemeint. Nach Schaffung dieser neuen Mitgliedsformen gelang es sehr schnell, die ersten Partner-Mitglieder zu gewinnen. Aus dem erstgenannten Bereich (keine zahnfreundlichen Produkte) konnte die Firma Ivoclar Vivadent mit Sitz in Ellwangen gewonnen werden, aus dem zweiten die Firma Braun-Oral B mit Sitz in Kronberg. Für die Aktion zahnfreundlich Deutschland war es ein besonderer Meilenstein, die Partnerschaft mit Braun Oral-B auf der IDS 2005 in Köln zu verkünden, denn es war die erste derartige Partnerschaft innerhalb der weltweiten Aktivitäten der Zahnfreundlich- Vereine. Um sicherzustellen, dass nur Produkte das Zahnmännchen tragen können, die den hohen Qualitätsansprüchen der Aktion gerecht werden, wurden strenge Ausschluss-Kriterien aufgestellt. Außerdem wurde ein international besetzter wissenschaftlicher Beirat gegründet, der in allen Zweifelsfällen über die Erteilung des Logos entscheidet. Für alle Süßwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel ist nach wie vor die intraorale Plaque-pH-Telemetrie der einzig anerkannte Nachweis für Zahnfreundlichkeit, die gewährleistet, dass ein Produkt weder kariogen noch erosiv ist. Testzentren befinden sich in den zahnärztlichen Universitätsinstituten Erfurt /Jena unter Prof. Dr. Dr. Lutz Stößer und in Zürich unter Prof. Dr. Thomas Imfeld sowie in Japan.
Die Zahl der persönlichen Mitglieder ist innerhalb nur eines Jahres um etwa 100 auf nunmehr über 500 gestiegen und auch bei den Firmenmitgliedern geht der Trend wieder deutlich nach oben. Nachdem die anhaltende Wirtschaftsflaute zu einigen Kündigungen geführt hatte und weitere Mitglieder durch Fusionen verloren gegangen waren, hat sich ihre Zahl jetzt wieder mit 27 Unternehmen stabilisiert .
Europa als Chance für die Aktion
Im Jahre 2003 beschloss die Europäische Kommission, irreführender gesundheitsbezogener Werbung für Lebensmittel einen Riegel vorzuschieben. Damit soll unter anderem verhindert werden, dass Hersteller durch Zusatz von Vitaminen einem Produkt einen gesunden Anstrich verleihen können, obwohl dieses eher ungesunde Stoffe, wie Fett und Zucker, enthält. Beispiele hierfür sind zuckerhaltige Bonbons mit „wertvollen Vitaminen“, fetthaltige Pausenriegel mit Kalzium oder Schokoriegel mit viel Zucker und Fett, die mit den Inhaltsstoffen gesunder Milch werben. Wer in Zukunft in Europa auf Lebensmitteln mit gesundheitsbezogenen Argumenten werben will, muss dies durch entsprechende Untersuchungen wissenschaftlich begründen können. Für viele Vertreter der Lebensmittelindustrie ist das eine Horrorvorstellung, dem Verbraucher aber wird es nützen, denn er wird vor den falschen Versprechungen der Werbung zumindest teilweise bewahrt werden können. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis dieses EU-Gesetz verabschiedet ist und Wirkung zeigt. Die Aktion zahnfreundlich e.V. kann aber schon heute das bieten, was europäische Politiker und Verbraucher sich für die Zukunft wünschen: Die wissenschaftliche begründetet Sicherheit bei (alleine in Deutschland) 100 Produkten, die die Zahngesundheit schützen.
Priv.-Doz. Dr. Stefan Zimmer1. Vorsitzender Aktion zahnfreundlich e.V.Heinrich Heine-Universität DüsseldorfPoliklinik für Zahnerhaltung und präventive ZahnmedizinMoorenstr. 5, 40225 DüsseldorfE-Mail:zimmer@med.uni-duesseldorf.de