30 Jahre Wallfahrt zur Fortbildung nach Titisee
Hollywood ist im Kommen, so stellte es Professor Dr. Giesbert Krekeler, Fortbildungsreferent der Kammer, in der Pressekonferenz dar, und meinte damit den Wunsch des Patienten nach einer noch schöneren, noch ästhetischeren und möglichst noch minimalinvasiveren Zahnversorgung beziehungsweise -behandlung. Dieser dentale Schönheits-Trend macht sich, wie es der Freiburger ausdrückte, auch immer mehr „auf dem platten Land“ breit. Grund genug, um für die Jubiläumsfortbildung genau dieses Thema den Zahnärzten anzubieten, was auch der Kammerpräsident Dr. Udo Lenke in seinen einleitenden Worten begrüßte. Denn hier in Titisee konnten sie sich nun umfangreich und vielschichtig informieren, Fragen klären, das kollegiale Fachgespräch führen, Tipps und Tricks mit nach Hause nehmen und diese dann gleich am folgenden Montag zusammen mit ihrem Team in den Praxisalltag integrieren.
Schleimhaut aus dem Labor
So folgten sie mit großer Spannung Prof. Dr. Dr. Anton Sculean, Nijmegen, der die Anwendung von so genannten Schmelzmatrixproteinen erläuterte. Bei diesem Therapieverfahren kann verloren gegangenes Gewebe des Zahnhalteapparates mittels biologischer Faktoren in nahezu voller Ästhetik wieder hergestellt werden. Sculean stellte neben den derzeit gängigen Verfahren auch die Therapie mit Wachstumsfaktoren (Emdogain ®) vor. Dass diese Schmelzmatrixproteine auch in der plastischen Parodontalchirurgie eingesetzt werden können, zeigte Prof. Dr. Petra Ratka- Krüger, Freiburg. Sie schilderte unterschiedliche therapeutische Maßnahmen gegen stark sensible Zahnhälse, die nicht nur eine ästhetische Beeinträchtigung für den Patienten darstellen. So gehört heute die Rezessionsdeckung mit Schleimhauttransplantat zum Alltag einer jeden parodontologisch orientierten Praxis. PD Dr. Dr. Ralf Gutwald, Freiburg, stellte moderne Knochenersatz- Methoden vor, um bessere Ausgangssituationen für Zahnimplantate zu schaffen. Prof. Dr. Dr. Nils-Claudius Gellrich, Hannover, zeigte auf, welche Alternativen sich zu bisher praktizierten Knochentransplantaten bei knöchernen Defekten im Kiefer- und Gesichtsbereich abzeichnen und wie weit die Forschung beim Knochenersatz aus dem Labor bereits gediehen ist. So zeigt die Distraktionstechnik bereits beste Erfolge, nicht vorhandenen Knochen vom Organismus „rekonstruieren“ zu lassen.
Über Züchtungsmethoden für Mundschleimhaut, die sich bereits über ein Jahrzehnt in klinischer Erprobung und inzwischen in relativ erfolgreicher Anwendung befindet, berichtete PD Dr. Dr. Günter Lauer, Dresden. Der Referent berichtete von guten Langzeiterfolgen, die mit diesen Weichgeweben aus Hautzellen und einer Trägersubstanz zu erzielen sind. Patienten, die zum Beispiel vor einer größeren geplanten Operation als autologer Schleimhautspender zur Anzucht dienen, seien weitaus weniger belastet, als zum Beispiel bei Entnahme eines Schleimhauttransplantats vom Gaumendach. Lauer gab in diesem Zusammenhang auch einen Ausblick auf Weiterentwicklungen in anderen Bereichen der rekonstruktiven Chirurgie, wie der Defektdeckung nach Tumoroperationen.
Aber nicht nur die Parodontologie und Chirurgie standen in Titisee im Mittelpunkt der Fortbildung: Die Referenten lieferten bei den Zuhörern auch einen großen Wissenszuwachs in den Fachbereichen Kieferorthopädie und restaurative Zahnheilkunde mit neuesten Füllmaterialien.