6. Internationales Symposium Zahnärztliche Identifizierung

Brandopfer, Wasserleichen und Bisswunden

Heftarchiv Zahnmedizin

Oberstarzt Dr. Peter W. Beller, Kommandeur der Sanitätsakademie München, konnte bei der Eröffnung zahlreiche Experten aus Deutschland, Finnland, Frankreich und der Schweiz begrüßen, wobei der überwiegende Teil der Kolleginnen und Kollegen auch schon an den seit 1999 angebotenen Symposien teilgenommen hatte. Das Bundeskriminalamt wurde durch Kriminalhauptkommissarin Martina Kriegeskorte, Wiesbaden, vertreten. Zur potenziellen Terrorismusgefährdung in internationalen Krisenregionen nahm Robert Zirner, AMK, Stellung und ging auf verschiedene Methoden der Bedrohung durch ABC-Waffen ein.

Forensische Altersdiagnostik

Einen Schwerpunkt der diesjährigen Tagung bildete die forensische Altersdiagnostik: PD Dr. Andreas Schmeling und Dr. Andreas Olze, beide Berlin, berichteten über die „Arbeitsgemeinschaft für forensische Altersdiagnostik“, welche im März 2000 in Berlin gegründet wurde. Es handelt sich um eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin, die jährliche Ringversuche zur Qualitätssicherung durchführt. Im Folgenden berichteten Dr. Tatjana Despotovic und Dr. Daniel Wyler über die forensische Altersschätzung in Basel, so dass ein guter Überblick über die Deutschen und Schweizer Untersuchungsmethoden und -ergebnisse zur Altersdiagnostik geboten werden konnte.

Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen, Freiburg, erläuterte an Hand von Beispielen mit welchen Möglichkeiten man in der forensischanthropologischen Diagnostik vom Skelett zur Identität gelangen kann.

Dr. Sven Benthaus, Xanten, stellte besondere Fälle der zahnärztlichen Identifizierung vor und zeigte unter anderem Beispiele von Altersbestimmungen bei Massenkatastrophen sowie von fehlerhaften Identifizierungen auf.

Oberstarzt Dr. Gerd Schindler, Bonn, demonstrierte die neueste Fassung des Computerprogramms WIN-ID3, welches Dr. James McGivney, USA, geschrieben hat und das von den amerikanischen Streitkräften routinemäßig verwendet wird. Dieses Programm ist auch bei dem Terrorereignis vom 11.09.2001 auf das World-Trade-Center in New-York erfolgreich zum Einsatz gekommen.

Dr. Dr. Klaus Rötzscher, Speyer, Vorsitzender des Arbeitskreises für Forensische Odonto-Stomatologie (AKFOS), nutzte die Gelegenheit, um auf das derzeit verwendete Interpol-Formblatt aufmerksam zu machen und bemängelte das dort verwandte Zahnschema ohne Wurzeldiagramm. Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig, dass auch die nicht sichtbaren zahnärztlichen Behandlungen (wie Wurzelfüllungen, Hemisektionen, Implantate und mehr) in einem Zahnschema mit Wurzelbereich festgehalten werden, da die meisten Zahnärztinnen und Zahnärzte visuell veranlagt seien und sich durch diese Eintragungen stärker angesprochen fühlten.

Bissspuren sicher analysieren

Mit zwei interessanten Vorträgen zu rechtsmedizinischen Untersuchungen von Brandopfern und deren Identifizierung sowie zu speziellen Fällen von Bissspurenanalysen (Herkunft des Bisses – Mensch/Tier ), Art des Bisses (Quetsch- oder Saugbiss), Herstellung von Vergleichsbissen und mehr) sensibilisierte PD Dr. Rüdiger Lessig, Leipzig, AKFOSVorstandsmitglied, die Teilnehmer des diesjährigen Symposiums.

Dr. Jean-Claude Bonnetain, Dijon, referierte zum Thema „Identifizierung mittels Lippenabdruckanalyse“ und stellte verschiedenartige Lippenoberflächen sowie die typischen Lippenmuster (Linien, Falten, Kreuzungen, Gitternetze und mehr) vor.

Im Flugmedizinischen Institut der Bundesluftwaffe in Fürstenfeldbruck wurden unter der Leitung von Oberfeldärztin Dr. Barbara Mayr die Rechtsmedizinische Abteilung, das DNA-Labor und die toxikologische Abteilung sowie ihre Aufgaben im Bereich der Flugunfallmedizin vorgestellt.

Am Abschlusstag zeigte Dr. Dr. Claus Grundmann, ebenfalls AKFOS-Vorstandsmitglied, am Beispiel von ante- und postmortalen zahnärztlichen Befundunterlagen sowie Röntgenbildern die gelungene Identifizierung einer Wasserleiche, die den Rhein über mindestens 70 Kilometer stromaufwärts passiert hatte und vermutlich mit der Oberbekleidung an einem bergauf fahrenden Schiff hängengeblieben war.

Korrespondenzadresse:Dr. Dr. Claus GrundmannStadt Duisburg-GesundheitsamtZahnärztlicher DienstViktoriastr.847166 Duisburg (Hamborn)dr.grundmann@stadt-duisburg.de

 

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