Schlaganfall-Risikofaktor Homocystein
Kritiker der Homocystein-Hypothese hatten über Jahre angezweifelt, dass Homocystein (Hcy) als natürliches Stoffwechselprodukt im menschlichen Organismus überhaupt ein Risiko darstellen könne. Die erhöhten Plasmaspiegel – etwa bei Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall – wurden durch den krankheitsbedingten Stress erklärt, die Kausalität also umgekehrt.
Nun gelang es Juan P. Casas und Mitarbeitern von der Universität London, einen schlüssigen Beweis für die Gefährlichkeit von Hcy zu erbringen. Die Forscher machten es sich zu Nutze, dass es genetisch bedingte Schwankungen des Hcy-Spiegels im Serum gibt. Ursache dafür ist ein Polymorphismus im Gen für das Schlüsselenzym des Hcy-Stoffwechsels, die Methylentetrahydrofolatreduktase (MTHFR). Personen mit dem TT-Genotyp für dieses Enzym haben erblich bedingt einen um im Durchschnitt 1,93 mmol/l erhöhten Hcy-Spiegel.
Die Londoner Forscher werteten nun alle Studien aus, in denen einerseits der Hcy- Spiegel sowie die Schlaganfall-Inzidenz und auf der anderen Seite der Genotyp der Probanden ausgewertet wurde. Sie erfassten so 15 635 Studienteilnehmer. Die Arbeit erbrachte für alle Studien einen konsistenten Zusammenhang zwischen dem TT-Genotyp, einem erhöhten Hcy-Spiegel und einem um den Faktor 1,2 erhöhten Schlaganfallrisiko.
Nachdem nun also der Kausalzusammenhang erklärt ist, empfiehlt es sich, bei allen wegen kardiovaskulärer Risiken – etwa bei familiärer Belastung – untersuchten Personen auch Tests auf Hcy zu veranlassen. Bei Patienten mit erhöhten Hcy-Spiegeln sollte eine Therapie mit Vitamin B6, B12 und Folsäure eingeleitet werden, die ohne große Kosten und wahrscheinlich auch mit geringem Langzeitrisiko durchgeführt werden kann. TUK