Symposium eHealth am 10. 2. in Berlin

Kontrolle ist gut, Vertrauen besser

Wo stehen wir? fragten sich Entscheider aus Politik, Industrie, Ärzte-, Patientenschaft und von den Kassen. Sie kamen in Berlin zusammen, um über den aktuellen Status der Elektronischen Gesundheitskarte zu sprechen. Während sich das Bundesgesundheitsministerium guter Dinge zeigt, reagieren Ärzte, Apotheker und Zahnärzte zurückhaltend. In einem waren sich indes alle einig: Nur wenn alle Hand in Hand arbeiten, kann das Projekt starten.

„Die Karte wird auf die Schiene gebracht – die beliebte Diskussion um den Zeitplan ist daher überflüssig!“ Das verkündete der Leiter der Projektgruppe Telematik/Gesundheitskarte im Bundesgesundheitsministerium (BMGS), Norbert Paland, gleich zu Anfang. Nur mit kühlem Kopf und der nötigen Ruhe könne das Giga-Projekt „Elektronische Gesundheitskarte“ umgesetzt werden. Dass bestimmte Teile des Bauplans verbesserbar sind, werde man immer wieder erleben, davon zeugten die jetzt beschlossenen Ausnahmen beim Lichtbild oder die angepassten Zugriffsrechte für Psychotherapeuten und das Hilfspersonal.

Die Arbeit an der Karte sei eben ein lebendiger Prozess – Modifikationen und Änderungen gehörten dazu.

Ärzte äußerten Bedenken

Vielen anwesenden Medizinern erschienen diese Standardantworten jedoch unbefriedigend: Sie zweifelten stark an, ob die E-Karte ihnen in der Praxis wirklich Vorteile bringt.

„Innovationen im Gesundheitswesen brauchen Zeit – und Leidensfähigkeit“, konstatierte Bitkom-Vizechef Jörg Menno Harms. Die notwendige Technik habe die Industrie schon parat gestellt. Doch ohne die notwendige Vernetzung stoße das System, betriebs- und arbeitswirtschaftlich, an seine Grenzen. „Das Rad muss in Deutschland nicht neu erfunden werden – wir sollten es nur schneller drehen.“

„Im Gesundheitswesen arbeiten wir noch wie in der Steinzeit,“ entgegnete Dr. Frank Ulrich Montgomery, Chef des Marburger Bundes. Speziell die Medienbrüche im Krankenhaus verursachten oft doppelt und dreifach so viel Arbeit. Die eigentliche Krux aber sei der Machtkampf zwischen den Akteuren. Zwar helfe die Technik dabei, sich besser aufzustellen, grundsätzlich gebe es aber ohne eine Veränderung der Strukturen keinen Wandel.

Dr. Rolf Hoberg, Vorsitzender der AOK Baden- Württemberg, pflichtete Montgomery bei: Die E-Karte funktioniere wie ein Schlüssel zur Vernetzung. Um Sektor übergreifend zu arbeiten, brauche es aber in erster Linie das Vertrauen zwischen den Mitwirkenden. Dass die Karte ohne einheitliche technische Maßstäbe scheitern werde, betonte Martin Pretorius, Bitkom. Überall gebe es Flickenteppiche – eine übergeordnete Einheit fehle jedoch. Immer noch ungelöst sei beispielsweise das Problem, wie das E-Rezept konkret aussieht, damit es im Arbeitsalltag reibungslos funktioniert.

Projekt zum Fliegen bringen

„Wir brauchen einen definierten nationalen Standard“, bekräftigte auch Norbert Englert, IBM Deutschland. Gefragt seien jetzt alle Spieler: „Wie kriegen wir das Projekt zum Fliegen?“

Dr. Siegfried Jedamzik, Vorsitzender der Gesundheitsorganisation Goin ergriff Partei für die Ärzte: Es stimme – viele Ärzte arbeiteten noch nicht mit dem Internet, die innovative Kraft der Praxen sollte man dennoch nicht unterschätzen. Was die Technik betrifft, könne es allerdings nicht sein, dass die Ärzte in Zukunft mehr Zeit als zuvor mit dem Einlesen von Patientendaten, also „mit Kartenfummeln vergeuden.“ ck

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