Berliner Modellprojekt im multikulturellen Kiez Klausenerplatz

Ein Programm mit Nachhaltigkeit

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Heftarchiv Zahnmedizin
pr
Das Modellprojekt „Zahngesundheit verbindet“ zielt auf Nachhaltigkeit undist ausdrücklich zur Nachahmung weiterempfohlen: Viele Akteure haben sich zusammengetan, um der Bevölkerung im innerstädtischen multikulturellen Problemgebiet Kiez Klausenerplatz mundgesundheitliche Themen nahezubringen – übers Jahr verteilt, an vielen Stellen und in vielen Sprachen.

Der diesjährige Tag der Zahngesundheit am 25. September gab den Auftakt, doch die Idee wurde schon vor einem Jahr geboren: Unter der Leitung und Initiative der Zahnärztekammer Berlin fanden zahlreiche Akteure aus dem Kiez Klausenerplatz zusammen, um ein Konzept zu erarbeiten, das der Bevölkerung Empfehlungen zur Verbesserung der Mundgesundheit vermittelt, und das auch in Türkisch und anderen Sprachen. Ein Netzwerk entstand, dem neben der Kammer das Kiezbündnis Klausenerplatz (Stadtteilplanung), die argus GmbH/Gebietskoordination Klausenerplatz (Bündnis von Anwohnern und Gewerbetreibenden), die Aktion zahnfreundlich, die Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen (LAG), der Zahnärztliche Dienst Charlottenburg, die Charité, sowie Zahnärzte, Ärzte, Apotheker, Kosmetiksalons und weitere Einrichtungen aus dem Kiez beitraten. Das Netzwerkprogramm entwickelt sich stetig weiter und bezieht immer mehr Partner mit ein.

Das ehemalige Arbeiterwohngebiet am Klausenerplatz gilt als eines der innerstädtischen Berliner Problemgebiete mit einer wirtschaftlich schwachen Wohnbevölkerung und vergleichsweise hohen Anteilen an Migrantenhaushalten, Arbeitslosen und Personen, die staatliche Transferleistungen beziehen. Es gibt Initiativen, die die soziale und kulturelle Stadtteilarbeit vernetzen und es gibt Zusammenschlüsse zwischen Gewerbetreibenden und Anwohnern, um Verbesserungen in den Bereichen Wohnen, Gewerbe, Kultur, Verkehr, Wohnumfeld oder interkulturelles Miteinander zu erreichen.

Zahnfreundlicher Schulkiosk

Was genau passiert nun? Da gibt es zunächst den Kiosk neben der Nehring-Grundschule, der sich bereit erklärt hat, ab sofort neben herkömmlichen Süßwaren auch zahnfreundliche Süßigkeiten anzubieten. Betrieben wird er von Metin Kitir, einem 34-jährigen Türken, der schon lange in Deutschland lebt und der für die Kinder nun mit Begeisterung zahnfreundliche Kaugummis bereit hält. Gleichberechtigt neben anderen Süßigkeiten stehen auf der Verkaufstheke auch Lutscher und Bonbons sowie weitere Artikel mit dem Zahnmännchen-Emblem.

Zum Tag der Zahngesundheit selbst gab es eine Info- und Beratungsveranstaltung für Jugendliche, inklusive Tests zum Thema „Schöne, gesunde und weiße Zähne“ und „Flirten ohne Mundgeruch“. In Kürze wird der Zahnärztliche Dienst zusammen mit türkisch beziehungsweise arabisch sprechenden Mitarbeitern aus der Falken-Apotheke im Kiez beim Kinder-Second-Hand-Laden „Nanetti“ Mütter über die Verhütung von Zahnschäden aufklären. Weitere Aktivitäten werden übers Jahr verteilt folgen. Das gesamte Projekt soll von der Berliner Charité wissenschaftlich begleitet werden.

Hingehen, wo der Alltag ist

„Wir müssen die Familien aufsuchen und dorthin gehen, wo ihr Alltag ist, wenn sie nicht zu uns kommen können oder wollen“, erklärte der Berliner Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel zum Auftakt der Aktion. Bei sozial schwachen Familien sei es nicht mit einer Einmalaktion getan, wenn man die Mundgesundheit vor allem der Kinder nachhaltig verbessern wolle. Das Modellprojekt will die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen der Menschen im Kiez fördern, sowohl am Arbeitsplatz wie auch zu Hause. Das Netzwerk will nicht den pädagogischen Zeigefinger erheben, sondern vom Miteinander und der Beachtung der Möglichkeiten aller Beteiligten leben. Schmiedel: „Wir gehen vom Alltag der Menschen hier im Kiez aus – und verbinden diesen mit dem ein oder anderen Aspekt zum Thema Mundgesundheit und was man dazu selber tun kann.“ Einbezogen seien deshalb auch ein Kosmetiksalon, die Sportgruppe oder eben der Kiosk neben der Grundschule.

Ziel des Projektes, so die Berliner Kammer, sei das Erkennen von Zusammenhängen und die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, sowohl für die Gesundheit der eigenen Zähne zu sorgen als auch im persönlichen Umfeld andere bei der Verbesserung der Mundgesundheit zu unterstützen. Mit dem Modellprojekt wolle man eigene Schritte zur Änderung des Verhaltens initiieren, aber auch einen Beitrag leisten, um die Menschen im Kiez einander näher zu bringen. Damit sollten auch Familien integriert werden, die mit klassischen Prophylaxeangeboten nur schwer erreichbar seien. Schmiedel: „Nachmachen ist von uns ausdrücklich erwünscht.“

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