Die Praxis ins rechte Licht gerückt
Entscheidet sich ein Zahnarzt bei der Neueinrichtungseiner Praxis für ein bestimmtesGestaltungskonzept, gehört die Wirkungder Beleuchtung ebenfalls überdacht. UnterschiedlicheLichtfarben und Farbwiedergabe-Eigenschaften können nicht nur denCharakter von Räumen grundlegendverändern, gutes Lichtwirkt sich auch positiv auf unserWohlbefinden aus und verbessertdie Arbeitsbedingungen.Die richtige Beleuchtung gehörtdaher in die perfekte Praxisgestaltungebenso hinein wie passendeMöblierung, Materialien,Bodenbeläge und Farben.
Mix mit Material und Möbeln
Auch in bestehenden Praxenkönnen wenige, gezielte Veränderungender Beleuchtungraumgestalterische Akzente setzenund die Atmosphäre entscheidendverbessern. Die Ausgangsbasisder Entscheidungüber eine durchdachte Lösungist zunächst die Funktion des jeweiligenRaumes: Empfangsbereichund Wartezimmer profitierenvon einer einladenden undoffenen Atmosphäre, das Behandlungszimmerbraucht vorallem die angemessene Arbeitsbeleuchtung.Es gilt, den Spielrauminnerhalb dieses Rahmensauszureizen, um individuelleGestaltungsziele zu verfolgen und der Praxisein eigenes, ein unverwechselbares Gesichtzu geben.
Darüber hinaus sollte die gewählte Lichtfarbezu Möblierung und Materialien passen:Zu warmen Materialien wie Holz passenam besten warme Lichtquellen, zu weißenMöbeln, Marmor und Chrom eher neutraleoder tageslichtweiße Leuchtmittel.
Andere Farbe, andere Stimmung
Ein entscheidender Faktor ist dieWahl der geeigneten Lichtfarbeder verwendeten Leuchtmittel.Anders als bei der – insbesonderefür Behandlungsräumedurch die DIN 67505 vorgegebenenund in den allermeistenFällen problemlos erreichten –Lichtstärke hat der Zahnarzt indiesem Bereich viel Gestaltungsspielraum.Grundsätzlich gilt dabei,dass warmes Licht von Patientenund Mitarbeitern unbewussteher mit Muße und Entspannungin Verbindung gebrachtwird, während man Neutral-oder Tageslichtweiß ehermit Leistungsbereitschaft undKonzentration assoziiert – idealfür das Behandlungszimmer.
Die richtige Lichtfarbe sorgtnicht nur dafür, dass wir Räumeals angenehm oder als unangenehmerleben, sondern sie beeinflusstentscheidend unsereWahrnehmung von Farben, wasinsbesondere bei der Farbberatungfür Zahnersatz wichtig ist.Deshalb sollte der Einsatz vonFarbe und Licht möglichst Handin Hand gehen. Glühlampenzum Beispiel leuchten warm und erzeugenein gelbliches Licht.
Das führt dazu, dass die Farbe Blau einenGrünschimmer erhält und weiße Wändeleicht vergilbt und daher wenig frisch wirken.Wer also Glühlampen einsetzenmöchte, um im Empfangsbereich oder imWartezimmer ein heiteres, sonniges Ambientezu schaffen, der sollte diesen Effektbei der Farbgestaltung der Wände berücksichtigen.
Leuchtstoffröhren schaffen eine ganz andereAtmosphäre: Sie verbreiten in weiß gestrichenenRäumen ein eher kaltes, bläulichesLicht, das gerade in Wartezimmern nurwenig zu empfehlen ist. Viele Patientenempfinden gleißendes weißes Licht als unangenehmund verspannen unnötig,während sie auf ihre Behandlung warten.Rot-Töne werden durch den Einsatz vonLeuchtstoffröhren entsprechend in RichtungViolett verändert, Gelb-Töne verlierenihre Brillanz und wirken leicht grünlich. Werdagegen ein neutrales weißes, dem natürlichenTageslicht sehr ähnliches Licht bevorzugt,der verwendet Halogenstrahler – eineLösung, die sich insbesondere in dunklenRäumen mit kleinen oder keinen Fensternanbietet.
Wer den Wechsel will
Eine Lösung mit gezieltem Wechsel vonwarmem und kaltem Licht zeigt die Praxisvon Dr. Marianne Hohlfeld in Berlin-Wilmersdorf.Passend zum elegant-modernenAmbiente mit einem leuchtend roten Empfangstresenaus MDF-Holz, den Parkettbödenim Warte- und Empfangsbereich sowieden großformatigen hellgrauen Kunststeinplattenin den Behandlungsräumen planteder Berliner Architekt Marc Eichner eine individuelleGestaltung maßgeschneidert fürdie speziellen Erfordernisse der unterschiedlichenFunktionsbereiche. Zentrale Blickpunktesind die integrierten, deckenbündiggespannten Lichtdecken, deren Lichttemperaturvon warmtönig im Wartebereich zutageslichtähnlicher Lichtfarbe in den Behandlungsräumenvariiert. In der Flurzoneunterstützt indirekte Beleuchtung diewarme Atmosphäre der Parkettböden.
Farbwiedergabequalität 1a
Während eine angenehme Lichtfarbe sichvor allem auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeitauswirkt, bietet eine gute Farbwiedergabequalitätdie Voraussetzung für optimale Sehbedingungen. Wie sichhier mit vergleichsweise geringemAufwand ohne große Investitioneneine deutliche Verbesserungder Beleuchtungssituationerreichen lässt, zeigt das Beispielder Zahnarztpraxis von AnkeMey in Berlin. In Zusammenarbeitmit dem vor Ort ansässigenLDBS Lichtdienst tauschte diePraxis-Chefin lediglich dieLeuchtstofflampen aus; die eigentlicheBeleuchtungsanlageblieb unberührt. Sämtliche neueingesetzten Leuchtmittel bieteneine hervorragende Farbwiedergabequalitätvon etwa 95 Ra(Farbwiedergabeindex). DieserWert ist ideal, weil er eine optimaleFarbdifferenzierung insbesonderevon unterschiedlichenWeißtönen ermöglicht – geradebei der Abmusterung von künstlichemZahnmaterial von großerBedeutung. Die tageslichtähnlicheLichtfarbe von über 6 000Kelvin der eingesetzten Leuchtmittelsorgt gleichzeitig dafür,die Ermüdungserscheinungenbei langer Arbeit unter Kunstlichtmöglichst gering zu halten.
Lichtquellen positioniert, …
Das Leuchtmittel stimmt, seine Farbe ebenfalls,aber wohin mit der Lichtquelle?Grundregel Nummer eins lautet: Blendungenvermeiden – sowohl für die Patientenals auch für die Mitarbeiter. Eine sinnvolleLösung ist indirektes Licht. Hinter Verkleidungenangebracht oder auf eine Wand respektivedie Decke gerichtet und von dort inden Raum gelenkt, wird der Raum hell ohneLichtreflexe auf dem Bildschirm oder andereStöreffekte. Zwei einfache Deckenfluter statteiner großen Leuchtstoffröhre lassen einenRaum gleichzeitig wesentlich gemütlicherwirken. Eine Blendwirkung durch direkt einfallendesSonnenlicht lässt sich dagegendurch eine sinnvolle Platzierung der Möbeloder durch Sichtschutz wie Lamellenvorhängevermeiden.
Speziell in den Behandlungszimmern empfiehltder LDBS Lichtdienst außerdem eineaufgehellte Decke, die die meisten Patientenals deutlich angstmildernd erleben. Ideal füreine atmosphärisch gelungene und patientengerechteBeleuchtung von Behandlungsräumenist daher die Kombination aus direktemund indirektem, von der Decke abgestrahltemLicht, etwa durch U-förmig überdem Behandlungsstuhl abgehängte Pendelleuchten.Eine Kombination mit unterschiedlichenBeleuchtungsstärken ergibt einzur Behandlung optimales „Beleuchtungsstärkegebirge“mit den höchsten Werten imKopfbereich des Patienten.
… effektvoll inszeniert
Dunkle Bereiche sind unangenehm. Habeneinzelne Räume zum Beispiel keine oder nurwenige Fenster, dann bieten sichbauliche Änderungen an, sei esOberlichter zu integrieren odermit Glaselementen optischeTransparenz zu schaffen. Mit wenigerAufwand – und doch effektvoll– hellen so genannte„Lichtinseln“ am Anfang undEnde eines Ganges diesen auf.Das verwandelt einen düsterenFlur in einen hellen Durchgang,in dem die Orientierung leichtfällt.
Eine interessante Lösung zeigt indiesem Zusammenhang dieZahnarztpraxis von Andreas Engelmannin Oldenburg: Um beider Neugestaltung der in einemstilvollen Altbau gelegenenRäumlichkeiten auch im lang gestrecktenFlur eine helle Atmosphäremit ausreichend Tageslichtzufuhrzu erhalten, ließ derPraxisinhaber opake Glasflächenin die Türen zu den einzelnenBehandlungszimmern einfügen.Als Grundbeleuchtung desGanges installierte der OldenburgerLichtfachmann DieterFritz Kugelleuchten. Den Empfangsbereichsetzte er mit einemTheaterscheinwerfer „in Szene“:Jetzt strahlt der Profilscheinwerfer ein großformatigesFoto in einem Passpartout so an,das dieses eine enorme Plastizität erhält, fastals würde es von innen beleuchtet.
Andere Lichtquellen erleichtern die Orientierungin Engelmanns Praxis: Ein Lichtstreifenauf der Kante macht eine Stufe kenntlich,beleuchtete Nummern zeichnen diedrei Behandlungszimmer aus. Fritz‘ atmosphärischeLichtlösungen schaffen ein individuellesAmbiente für diese Praxis, das denTermin beim Zahnarzt fast wie einen Theater-oder Kinobesuch erscheinen lässt.
Robert UhdeGrenadierweg 39, 26129 Oldenburg