14. Zahnärztetag Sachsen-Anhalt

Die GKV ist keine Kuschelecke mehr

Politik und Standespolitik waren sich auf dem Zahnärztetag in Magdeburg einig: Im Gesundheitswesen kann es nicht so weitergehen wie bisher. Und wer künftig Erfolg in seiner Praxis haben will, sollte dafür entsprechende Voraussetzungen schaffen.

Sachsen-Anhalts Gesundheitsminister Gerry Kley (FDP) konnte sich des Beifalls seiner Zuhörer sicher sein, als er beim 14. Zahnärztetag in Magdeburg forderte, es sei an der Zeit, im deutschen Gesundheitswesen mehr Vertrauen an den Tag zu legen anstatt diverse Kontrollmechanismen immer noch auszuweiten. Auch für die zahnärztliche Berufsausübung müsse deutlich mehr Freiheit geschaffen werden, und für die Praxen tue mehr Planungssicherheit Not. Im Festzuschuss-System für Zahnersatzleistungen sah er „ein kleines bisschen Freiheit“, das ausgebaut werden müsse. Sein Credo: „Wir müssen das Gesundheitswesen revolutionieren, damit sich die Ärzte und Zahnärzte künftig an erster Stelle ihren Patienten widmen können und erst in zweiter Linie deren Akten und Unterlagen für die Krankenkassen und sonstige Bürokratie.“

Damit hatte er den knapp 200 Zahnärzten und ihren Gästen, die sich am 28. Januar 2006 zu der traditionellen Fortbildungsveranstaltung in der sachsen- anhaltischen Landeshauptstadt zusammengefunden hatten, acht Wochen vor der Landtagswahl und angesichts der kritischen Situation des Gesundheitswesens aus dem Herzen gesprochen.

Platt geführte Neiddebatte

Das bestätigte auch Dr. Dietmar Oesterreich, als Vizepräsident der BZÄK häufiger und herzlich begrüßter Gast. Er kritisierte die „platt geführte Neiddebatte“, die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt mit ihrem Plan, GKV und PKV in Leistungsumfang und Honorierung anzugleichen, begonnen habe. Die Standespolitik sehe ihre Aufgabe jetzt darin, mit den Parteien geduldig und beharrlich im Gespräch zu bleiben und ihnen die Konsequenzen einer solchen Entwicklung aufzuzeigen. Die präventionsorientierte Neubeschreibung der Zahnheilkunde, die im Herbst beim Deutschen Zahnärztetag vorgestellt worden war, sei die angemessene wissenschaftliche Basis, auf der die neue Leistungsbeschreibung der GOZ fußen müsse. Die BZÄK sei dabei, dies zu erarbeiten und dem Bundesgesundheitsministerium vorzulegen. Allerdings sei man leider nicht an der Verhandlung über die GOZ beteiligt, sondern lediglich als externer Berater dabei, dämpfte er allzu große Erwartungen auf Erfolg.

Der nötige Wandel im Gesundheitssystem war für Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt Schwerpunkt seiner Ausführungen. Er mahnte, jeder Zahnarzt solle sein Praxiskonzept überdenken und die Voraussetzungen schaffen, dass sich mit den Rahmenbedingungen auch die Praxen verändern können. Kommunikation innerhalb des Teams und Kommunikation mit den Patienten, in die das gesamte Team einbezogen ist, sei ein Dreh- und Angelpunkt für künftigen Erfolg. Die GKV biete keine „Kuschelecke“ mehr, und um die Existenz der Praxis zu sichern, sei in immer größerem Maße die private Zuzahlung auch von GKV-Patienten nötig. Das setze voraus, Leistungen anzubieten, die über den Katalog der GKV hinausreichen.

Als Festredner untersuchte der Duisburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte die „Regierungskunst in der Aufregungsdemokratie“. Er stellte fest, dass sich seit der Bundestagswahl die „Aufregung“ auf interessante Weise gelegt habe, was er nicht nur der Kanzlerin Angela Merkel zuschrieb, sondern auch einer gewissen Erschöpfung und Ratlosigkeit innerhalb der Parteien, die selbst „Pflegefälle“ geworden seien. Die Wähler hätten sich bei der Bundestagswahl 2005 mehrheitlich gegen eine weitere Ökonomisierung der Lebenswelten entschieden, konstatierte er und riet der Bundesregierung zu nüchterner Ehrlichkeit sowie zu Wertorientierung und Stilsicherheit in Führung und Reformkommunikation.

Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Programms stand die bildgebende Diagnostik für den Zahnarzt. Als wissenschaftlicher Leiter hatte Prof. Dr. Dr. Klaus Louis Gerlach den Hamburger Prof. Dr. Uwe Rother und den Dortmunder Prof. Dr. Dr. Stefan Haßfeld für zwei sehr praxisnahe und interessante Vorträge gewonnen. Sie vermittelten wertvolle Hinweise für die bildgebende Diagnostik mit konventionellen Mitteln und machten deutlich, welche Chancen die neuen Techniken für die Diagnostik, Therapieplanung und Behandlung schaffen.

Zum fünften Mal wurde der mit 2 500 Euro dotierte Erwin-Reichenbach-Förderpreis der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt verliehen. Ihn teilten sich zwei Mitarbeiter der Hallenser Universitätszahnklinik: Dr. Viola Szentpetery (für ihre Pilotstudie zur Bewährung von Friktionsteleskopen im stark reduzierten Restgebiss) und OA Dr. Christian Gernhardt (für die Untersuchung der klinischen Wirksamkeit von Hyposen auf hypersensible Dentinoberflächen).

Sabine FiedlerGroße Diesdorfer Str. 16239110 Magdeburg

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