Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser,

für die Aussteller ist es schon Grund, stolz zu sein: Wieder wartet die weltgrößte Internationale Dental-Schau mit Superlativen auf. 1 700 Unternehmen kommen auf das Messegelände in Köln. Sie belegen mehr Hallen als je zuvor, zeigen noch mehr Produkte und – so lehrten es zumindest die zurückliegenden Jahre – werden vermutlich wieder einmal noch mehr Besucher anlocken.

Auffällig ist aber schon, dass die früher oft üblichen, großspurig vermittelten Ankündigungen, die wir Fachjournalisten als Lockmittel für die Vielzahl der Pressekonferenzen vorgesetzt bekamen, einem zurückhaltenderem Pragmatismus gewichen sind. Zwar ist das „Schneller – höher – weiter“ nach wie vor fast schon zwanghafter Versuch, sich das Entree in die Fachblätter zu verschaffen. Aber Kometen, aufgehende Sterne oder gar Supernovas werden von der Industrie nicht prophezeit.

Trotzdem: Es geht voran. Der Trend zur Automatisierung, sei es in den Praxen, sei es in der Zahntechnik, bleibt unverkennbar. Apparatemedizin, so hat es den Anschein, wird für die Zahnarztpraxis von Morgen mehr und mehr zur festen Größe.

Berechtigt sind aber auch mahnende Rufe zur Vorsicht: Ausschlaggebend für die Praxis muss weiterhin das Tun des Zahnarztes sein. Anamnese, Diagnose und Therapie sind A&O der Leistungsfähigkeit jeglicher Zahnheilkunde. Daran sollte selbst perfekte Robotik kaum etwas ändern. Der zahnärztliche Ethos möge anderes verhindern.

Viel entscheidender für den Besuch der IDS wird aber sein, was die „kleinen Helfer“ für die fortschrittlich-moderne Praxis kosten. Vieles, was angeboten wird, lässt sich ökonomisch längst nicht mehr an fünf Fingern abzählen. In Zeiten, in denen der Gesetzgeber in Deutschland dazu zwingt, nicht mehr allzu heftig an der Investionsschraube zu drehen, in denen der Spielraum für Modernisierungsvorhaben kleiner wird, fällt schon auf, dass die Schere zwischen ökonomischer Lage und möglichem Fortschritt langsam, aber beständig auseinander driftet.

Dabei wird die Lage der Praxen nicht gerade entspannter: Die von Ulla Schmidt über das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz geschaffene „Liberalisierung“ lässt die Phantasie zu, dass finanziell gut bestückte Praxen eines Tages gegenüber Patienten ganz anders „glänzen“ können als die herkömmliche Praxis – unabhängig von jeglichem Ethos oder zahnärztlicher Moral. Eine Entwicklung, für die die IDS-Aussteller nichts können, die aber ein schlechtes Licht auf den Rahmen wirft, in dem Zahnheilkunde in Deutschland stattfinden muss.

Das darf aber von einem informativ lohnenswerten Besuch nicht abhalten. Wir jedenfalls würden uns freuen, sie in Köln zu sehen.

Bis dahin!

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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