KBV-Netzwerk von Arzt und Patient

Bewährte Beteiligung baut Brücken

Patientenorientierung soll systematisch im KV-System implementiert werden. So umriss der Gastgeber und KBV-Vize Dr. Carl-Heinz Müller, auf der KBV-Veranstaltung „Kooperationsnetzwerke im KV-System – Modelle guter Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Patienten“ am 6. November 2007 in Berlin die Ziele für das bundesweite Projekt. Die geladenen Referenten setzten Kontrapunkte.

„Kooperationsnetzwerke zeigen einen wichtigen Grundsatz unserer Strategie, patientennahe Versorgung zu organisieren. Wir wollen zukünftig soweit wie möglich Versorgung nicht mehr nur für, sondern auch mit den Patienten planen und umsetzen“, erläuterte Müller auf der KBV-Veranstaltung weiter. Das war Musik in den Ohren der zahlreich angereisten Vertreter von Selbsthilfeund Patientenorganisationen und KVen. Dennoch gab es auch Vorbehalte.

Patientenorientierung im KV-System

Patienten seien längst nicht mehr nur „Empfänger“ medizinischer Dienstleistungen, sondern Akteure, die für den Erfolg einer medizinischen Behandlung gewonnen und eingebunden werden müssten. In einem partnerschaftlichen Patienten-Arzt-Verhältnis träfen beide gemeinsam die Entscheidungen. Sie sind damit auch gemeinsam für deren Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Das Schlagwort vom mündigen Patienten sei gelebte Realität in vielen Vertragsarztpraxen und Krankenhäusern geworden. Dazu bräuchten Patienten vor allem Selbstbewusstsein – und gute und verlässliche Informationen über ihr Krankheitsbild, die möglichen Behandlungsarten und die sozialpolitischen Rahmenbedingungen, betonte Müller: „Nur so kann man sich im Dschungel Gesundheitswesen zurechtfinden.“

Daher haben es sich die KVen und die KBV auf die Fahne geschrieben, gemeinsam mit den Patienten(vertretern) eine möglichst umfassende und zuverlässige Unterstützung Ratsuchender bereitzustellen.

Patienten- und Selbsthilfevertreter sind dabei immer stärker in die Strukturen der gemeinsamen Selbstverwaltung eingebunden und finden zunehmend auch im KV-System eine adäquate Verankerung. Hier könnten Aktivitäten koordiniert, Maßnahmen einzelner vorgestellt und auf deren Übertragbarkeit in andere KVen oder die KBV überprüft werden. Anhand von best-practices würden Erfahrungen gebündelt und Know-how weitergegeben. Die Aktivitäten von KBV und KVen zur Patientenorientierung konzentrieren sich auf folgende drei Grundpfeiler:

• die Verbesserung der Versorgung und Qualität durch direkte Beteiligungsmethoden

• Information und Transparenz durch Öffentlichkeitsarbeit und Serviceangebote

• Verknüpfung von Experten- und Betroffenenwissen durch Kooperationsunterstützung. Es gehe darum, systematisch Patientenorientierung im KV-System zu implementieren. Die Beteiligungsformen bewährten sich, zog Müller Bilanz.

Ergänzend stellte Dr. Ulrich Thamer die langjährigen Erfahrungen der KV-Westfalen- Lippe mit Kooperationsnetzwerken vor. Sein Fazit: Ärzte und Praxispersonal können durch Informationsvermittlung durchaus die Chancen erhöhen, dass Patienten den Weg zur Selbsthilfe finden: „Das vermag der bestehenden (sozialen) Ungleichheit von Gesundheitschancen entgegenzuwirken.“

Mit Blick auf das ideale Endziel zeigte auch Dr. Stefan Etgeton von der Verbraucherzentrale Bundesverband Möglichkeiten auf, die bereits initiierten Versorgungsstrukturen zu optimieren.

Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Mitglied im Sachverständigenrat (SVR) zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und ausgewiesener Experte in Fragen der Patientenorientierung, skizzierte Gründe, Formen und Hindernisse der Kooperation mit Patienten. Zwar stehe der SVR den KVen angesichts ihrer bivalenten Funktionen kritisch gegenüber, zerschlagen wolle er sie jedoch nicht, betonte Rosenbrock. KVen könnten überhaupt nur zur Disposition stehen, wenn andere Institutionen die entsprechenden Aufgaben effizienter und effektiver wahrnehmen könnten; solche Institutionen sehe der SVR aber nicht. Deshalb begrüße er die Öffnung der ärztlichen Körperschaften etwa bei Dienstleistungen, meinte der Politikwissenschaftler: Denn „in der Perspektive müssen KVen und KBV ein Dienstleistungsangebot entwickeln, das die Ärzte so attraktiv finden, dass sie es auch dann finanzieren, wenn sie es nicht mehr müssen. Ich verstehe diese heutige KBV-Tagung als Schritt auf diesem Weg“ auf der Suche nach besseren Beziehungen zu den Partnern und zu den Zielgruppen. Erklärtes SVR-Ziel sei nämlich, dass jeder Mensch mit einem gesundheitlichen Anliegen oder Problem ohne größeren zeitlichen und finanziellen Aufwand Zugriff auf qualitativ verlässliche und für ihn verständliche Information haben soll. Ob diese immer die KV/KBV liefere, bezweifle er jedoch: „Das Interesse der KV muss nicht das Interesse der Patienten sein“, und empfahl den Patientenvertretern eine gesunde Mischung aus Offenheit und Skepsis für diese Zusammenarbeit.

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