14. Schleswig-Holsteinischer ZahnÄrztetag

Wissen und Können kann man nicht verstaatlichen

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Strahlende Gesichter bei der KZV Schleswig-Holstein: 1 046 zahlende Teilnehmer und mit 73 Unternehmen ein Rekord in der Dentalausstellung. Fazit der Diskussionen: Die Implantologie ist eine Domäne der Zahnarztpraxen.

KZV-Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Kriett betonte in seiner Begrüßung in Neumünster: „2007 werden in Deutschland etwa 700000 Implantate gesetzt”, fast ausschließlich in den Praxen, kaum an Hochschulen. Wie überhaupt die Anfänge der Implantologie eher in den Praxen als in den Universitäten zu finden seien. Hier schlug Kriett den Bogen zur staatlichen Lenkung des Gesundheitswesens, der er die schlichte Tatsache entgegenhielt: „Wissen, Können und Erfahrung kann man nicht verstaatlichen.”

Den Einstieg in die Implantologie zeigte PD Dr. Dr. Steffen Köhler, Berlin. Er empfahl Anfängern, sich die Frage vorzulegen: Welches der heutigen Systeme wird wohl in 20 bis 30 Jahren noch auf dem Markt sein – und nur die kämen infrage. „Und die Systeme nach ihrer Kopplungsgeometrie auswählen”, riet er weiter. Implantat-Patienten seien treue Patienten, die der Praxis jahrzehntelang erhalten bleiben und mit Ersatzteilen versorgt werden müssen. Köhlers Praxis setzt im Jahr 1 700 Implantate, zu 70 Prozent bei GKV-Patienten. Jeder dritte Deutsche, legte Köhler dar, ist nach überzeugender Aufklärung – Implantate halten länger als Brücken – zur Zuzahlung bereit. Für ein komplett versorgtes Implantat 1 500 Euro – „das ist wirtschaftlich für die Praxis”. Also warum noch zögern?

Aus Misserfolgen lernen

Gibt es in der Implantologie „unglaubliche Misserfolge, die auf Kongressen verschwiegen werden”? Mit dieser provokanten Frage startete Dr. Dr. Martin Bonsmann, Düsseldorf, seinen Vortrag über das Risikomanagement. Vom verschluckten Schraubendreher über Planungsfehler bis zur Überhitzung am apikalen Ende des Implantats. Nicht jeder hat wie Bonsmann die Courage, in Wort und Bild Fehler aus der eigenen Arbeit zu zeigen. Zusammenfassend riet er: „Die Indikationsgrenzen nicht überschreiten und eine gewisse Demut gegenüber dem Machbaren behalten.”

Einen Appell für sichere Implantatversorgungen ohne übertriebenen Ehrgeiz formulierte auch Prof. Dr. Matthias Kern, Kiel. Als Zahnarzt solle man sich fragen: Will der Patient einen Zahn oder ein Implantat? – Einen Zahn natürlich. Und weil ein Zahn wichtiger ist als ein Implantat, sollten Jugendliche „um Himmels willen nicht” mit Implantaten (der Knochen wächst nicht mit) versorgt werden, sondern mit Adhäsivbrücken aus hochfester Keramik, wenn bei Spiel und Sport ein Schneidezahn verloren geht. Und gute Gründe für Implantate? Natürlich gibt es die: Wenn der Patient einen Gaumenbügel ablehnt; wenn man bei anderen Versorgungen Nachbarzähne beschleifen müsste; wenn es keine Alternativen gibt. Der Zuzahlungsanspruch von GKV-Patienten auch für Implantate mache manches leichter. Allerdings: Langzeituntersuchungen zur Haltbarkeit einzelner Systeme in situ gibt es nicht, lediglich Laborstudien.

Ein ganzes Magazin voller Pleiten, Pech und Pannen und die dazu gehörigen Lösungen hatte Dr. Wolfram Knöfler, Leipzig, mitgebracht. „Ohne Planung zur Katastrophe”, dieses Grundmuster lag den Misserfolgen zugrunde, die häufiger vom Behandler als vom Patienten verursacht waren. Also gründliche Selektion der implantatfähigen Patienten: „Keine Implantate für Patienten, die kein Gefühl für ihr Inneres haben, die zur selbstkritischen Reflexion nicht fähig sind.” Aber Knöfler machte Einsteigern auch Mut: „Sagen Sie Ihren Patienten, dass eine durchschnittliche Implantatversorgung 10000 Euro kostet. Auf zehn Jahre gerechnet sind das 2,80 Euro pro Tag, weniger als eine Schachtel Zigaretten. Und die Implantate halten länger als zehn Jahre.”

Gänzlich unakademisch ging es zu bei Tracey Lennemann. Als „Registred Dental Hygienist”, Motivationstrainerin und Praxisberaterin tourt die US-Amerikanerin durch England, Deutschland und Österreich. Die Referentin kennt die Realität: Was sich bei der Fortbildung verlockend anhört, wird am nächsten Montag noch längst nicht verwirklicht. Mit griffigen Worten forderte sie zur ehrlichen Selbsteinschätzung heraus: „Bieten Sie an, was Sie selber erwarten? Oder haben Sie halbtote Grünpflanzen im Wartezimmer?” Hochwertige Leistungen und dazu passende Honorarforderungen seien nur plausibel in einem hochwertigen Umfeld. Wer kein großer Kommunikator ist, möge das Preisgespräch den Mitarbeiterinnen übertragen. Und sich eine intraorale Kamera zulegen: „Das wichtigste Hilfsmittel. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.”

Dr. Jörg FeldnerFeldstr. 38, 24105 Kiel

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