Gefahr im Verzug: Milchzähne werden wieder schlechter
In seinen Eröffnungsworten wies der Präsident der DGK Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Hamburg, auf den hohen Stand der wissenschaftlich orientierten Kinderzahnheilkunde hin. Infolge der wissenschaftlichen Absicherung konnten Instrumente wie die Fluoridierungs-Leitlinien erarbeitet werden, die dazu beitragen, tagtäglich geeignete Präventionskonzepte an der breiten Basis anbieten und umsetzen zu können. Ein Ziel der Kinderzahnheilkunde ist es, die durch den Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen im bleibenden Gebiss dokumentierte zahnmedizinische Kompetenz auch für die Betreuung der Kleinkinder vom ersten Lebensjahr an einbringen zu können. Inhaltlich stand die Tagung ganz im Zeichen der Kinder, die als Patienten einer besonderen zahnärztlichen Betreuung bedürfen. Zum ersten Hauptthema der Tagung „Entscheidungsfindung in der Kinderzahnheilkunde“ hatte der DGK-Vorstand internationale Referenten eingeladen, die auf Grundlage eigener Forschungsergebnisse zur Pulpatherapie in der ersten Dentition berichteten. Dr. Paula Waterhouse, Newcastle upon Tyne, über die Prinzipien der Pulpotomie erläuterte in ihren Ausführungen die in einer aktuellen Leitlinie Großbritanniens formulierte Abkehr vom Formokresol. Die verfügbaren Alternativen und deren Grenzen wurden diskutiert.
Die Ausführungen von Dr. Lars Bjørndal, Kopenhagen, über die Behandlung der tiefen Milchzahnkavität ohne Pulpaeröffnung haben darüber hinaus deutlich gemacht: Klinische Forschung in der Kinderzahnheilkunde ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die Entscheidungsfindung bezüglich der im Milchgebiss zu verwendenden Füllungsmaterialien scheint im Gegensatz dazu einfach. Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Dresden, hat hierzu in seinem Übersichtsreferat praxistaugliche Empfehlungen geben können.
Das zweite Hauptthema der Tagung lautete „Dentale Auswirkungen von Erkrankungen des blutbildenden Systems“. Prof. Dr. Karl Welte, Hannover, berichtete über Leukämien und angeborene Störungen der Blutbildung sowie die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die kinderzahnärztliche Praxis. Prof. Dr. Andreas Schulte, Heidelberg, gab eine systematische Übersicht zur zahnärztlichen Therapie bei Kindern mit Blutgerinnungsstörungen.
Das wissenschaftliche Programm der Tagung wurde darüber hinaus wie üblich von Kolleginnen und Kollegen aus den Universitäts-Zahnkliniken in Deutschland und dem Ausland im Rahmen von Kurzvorträgen und Posterpräsentationen gestaltet. Im Praktikerforum wurden eindrucksvolle Fälle aus der kinderzahnärztlichen Praxis präsentiert, unter anderem über ektodermale Dysplasie, odontogene Tumoren, Bruxismus sowie Traumaversorgung. Die im Anschluss an das Tagungsprogramm angebotenen Seminare zu Kinderkronen und Hypnose waren sehr gut besucht. Erstmals wurden auch zwei industriegesponserte Seminare abgehalten.
Parallel zu den Veranstaltungen für Zahnärzte wurde ein Programm für das zahnärztliche Assistenzpersonal angeboten. Die vorgestellten Übersichtsreferate gaben Einblicke in Themengebiete, die für jede kinderzahnärztlich ausgerichtete Praxis relevant sind. So berichtete PD Dr. Rainer Seemann, Konstanz, über Mundgeruch als Motivationsanschub zur Prophylaxe, und FZA Johannes Berten, Hannover, gab eine Übersicht zur Pathologie des Kieferwachstums und der dentoalveolären Entwicklung. Vorträge über Kinderkrankheiten (Dr. Lorenz Grigull, Hannover), Kindesvernachlässigung (Antje Möllmann, Hannover), Compliance-Probleme (Dipl.-Psych. Dr. Georg Wolff, Hannover), Notfallmaßnahmen in der kinderzahnärztlichen Praxis (Prof. Dr. Robert Sümpelmann, Hannover), Präventionskonzepte bei Null- bis Dreijährigen (Eva-Kathrin Glubrecht, Northeim) sowie über effiziente Konzepte der Primär-Primärprophylaxe (Dr. Alexander Rahman, Hannover) rundeten das Programm ab.
Rahmenprogramm und Ausblick auf 2008
Auch das Rahmenprogramm der Tagung war überaus gut organisiert. Bei dem schon traditionellen Referentenabend am Vorabend der Jahrestagung konnten sich die noch unerfahrenen Erstreferenten bei gutem Wein, gutem Essen und einigen originellen Zaubertricks etwas auflockern. Der offizielle Gesellschaftsabend stand ganz im Zeichen von Wilhelm Busch. Das nach dem berühmten Autor und Zeichner benannte Museum in Hannover diente dabei als Kulisse.
Ebenfalls im Anschluss an das Tagungsprogramm fand die Mitgliederversammlung der DGK statt. Im Zentrum der Diskussion standen hier die Themen Fortbildung, Internetauftritt sowie die Vorbereitung der Tagung 2009 zusammen mit der IADP (International Association of Paediatric Dentistry). Es gab seitens der Mitglieder eine weitgehend positive Rückmeldung bezüglich der zum Teil in englischer Sprache gehaltenen Vorträge, was so auch für die Tagung 2009 in München vorgesehen ist.
Milchzahnkaries auf dem Vormarsch
Ein für alle Kinderzahnheilkundler hochaktuelles Problem wurde auf dem der Tagung vorgeschalteten Symposium, das die DGK unter Leitung von Prof. Dr. Christian Hirsch, Leipzig, zusammen mit dem IME (Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten) gestaltet hatte, behandelt: die Milchzahnkaries. Eine umfangreiche Berichterstattung hierzu ist in den zm 21 vom 1. November 2007 unter „30 Jahre IME“ erschienen. Ein Novum auf einer DGK-Tagung war das Angebot einer Kinderbetreuung – unter anderem mit Besuchen im Zoo und im Landesmuseum. Dieses wurde so gut angenommen, dass die Betreuung auf zukünftigen Tagungen der DGK weiter angeboten werden wird.
Die nächste Jahrestagung der DGK wird am 26./27. 09. 2008 in Dresden stattfinden.
Prof. Dr. Christian HirschZentrum für Zahn- Mund- undKieferheilkundePoliklinik für Kinderzahnheilkundeund KieferorthopädieNürnberger Straße 5704103 Leipzig