Geldgeber im Hintergrund
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist eine ungewöhnliche Bank. Weder hat sie Filialen, noch kann ein Unternehmer oder Privatmann ein Konto bei ihr eröffnen oder einen Kredit beantragen. Vielmehr agiert sie als Mittler zwischen Banken, Kunden, Finanzmarkt und Politik. Sie unterstützt Immobilienbesitzer sowie kleine und mittlere Selbstständige in Europa und Übersee genauso wie im kleinsten Eifeldorf. Sie handelt als Förderbank des Bundes. In seinem Auftrag fördert sie Wohnungseigentum, subventioniert Zinsen, lenkt Investitionen in den Umweltschutz oder in die Strukturpolitik.
Das dazu nötige Kapital besorgt sich die KfW auf den internationalen Finanzmärkten. Ihr guter Ruf (alle Ratingagenturen bewerten das Institut mit Bestnoten) verhilft ihr zu günstigen Konditionen. Das Geld steckt sie in Förderprogramme. Die Abwicklung überlässt sie den Banken und Sparkassen. Diese stellen im Namen ihrer Kunden die Anträge auf günstige Kredite. Die KfW entlohnt die Anstrengungen mit einer Provision, die sich im Zins versteckt. Die Verantwortung für die ordnungsgemäße Rückzahlung der Kredite liegt ebenfalls bei den Kreditinstituten.
Die KfW darf sich rühmen, älter als die Bundesrepublik Deutschland zu sein. Sie wurde 1948 gegründet. Schon ein Jahr zuvor machten sich der Brite Sir Eric Coats und der Amerikaner Jack Bennett Gedanken über ein neues Bankensystem für die zukünftige Republik.
Älter als die Bundesrepublik
Hermann Josef Abs (später Chef der Deutschen Bank) und Dr. Otto Schneidewind sorgten als Gründungsväter dafür, dass die neue Förderbank ihre Finanzierungsmittel aus dem Topf des Marshallplanes erhielt. Der Gedanke entsprach inhaltlich der Idee des amerikanischen Hilfsprogramms, das der damalige US-Außenminister George C. Marshall zum Wiederaufbau Europas in die Tat umsetzte. Nun konnte sich das neue Institut refinanzieren. Die als Kredit gedachte finanzielle Hilfe in Höhe von 1,6 Milliarden Mark wurde 1950 in das ERP-Sondervermögen (European Recovery Program) umgewandelt. Mit dem Geld förderte man den Aufbau der wichtigsten Grundstoff- und Investitionsgüterindustrien, die Energieversorgung und das Verkehrswesen. Bis Ende 1989 beanspruchte Berlin den größten Teil der Gelder. Insgesamt sind aus dem ERP-Sondervermögen bis Ende 2005 116 Milliarden Euro für Investitionen zur Verfügung gestellt worden. Heute profitieren kleinere und mittlere Unternehmen von diesem Fundus, wenn sie Innovationen in anwendungsreife Produkte umsetzen wollen. Existenzgründer, deren Eigenkapitalausstattung zu wünschen übrig lässt, bekommen hier Unterstützung.
Auf fünf Beinen steht die Bank
Auf zirka 400 Milliarden Euro beläuft sich die Bilanzsumme der Förderbank. An ihrer Spitze steht eine Frau - die SPD-Politikerin Ingrid Mathäus-Maier. Sie hat die Zügel fest im Griff. Das ist auch nötig. Schließlich umfasst die KfW-Bankengruppe fünf Institute mit sehr unterschiedlichen Aufgaben:
• KfW Ipex-Bank
Dieses Institut unterstützt Unternehmen im In- und Ausland, vergibt Exportkredite und finanziert internationale Strukturmaßnahmen. Zuletzt vergab sie Kredite für den Bau des neuen internationalen Flughafens Scheremetjewo in Moskau und für die Sanierung der kroatischen Eisenbahn zwischen Zagreb und Split.
• KfW Entwicklungsbank
Sie arbeitet für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Über sie wird die Entwicklungshilfe der Bundesrepublik Deutschland abgewickelt. Wie der diesjährige Evaluierungsbericht zeigt, haben sich 71 Prozent der betreuten Projekte als wirtschaftlich erfolgreich erwiesen. Die Bank unterstützt die Vergabe von Mikrokrediten, indem sie beispielsweise die Gründung von kleinen Dorfkassen in Afrika fördert bis hin zu Banken für Kleinunternehmen auf dem Balkan. Denn in diesen Ländern konzentrieren sich die normalen Geschäftsbanken auf die großen Städte. Können sich aber Marktfrauen in Mali Geld leihen, erweitern sie ihr Geschäft. Sie verdienen mehr und bezahlen die Ausbildung ihrer Kinder, die wiederum mehr Chancen auf dem Markt erhalten. So kann ein kleines Wirtschaftswunder entstehen wie 1948 in Deutschland.
• DEG
Die DEG unterstützt deutsche Unternehmen, die sich im Ausland engagieren, aber auch ausländische Unternehmen in ihrem Heimatland. Sie begleitet Vorhaben mit Know-how und Krediten von der Planung bis zur Durchführung. So baut ein deutscher Nähnadeln-Hersteller ein Werk in Bangalore auf. In Indonesien begleitet die KfW seit rund 15 Jahren die Aktivitäten der Indorama-Gruppe, ein Produzent von Fasern und Garnen.
• Mittelstandsbank
Dieses Institut versteht sich als Förderer des selbständigen deutschen Mittelstandes. Jeder, der eine Firma gründet, findet bei den Experten der Mittelstandsbank Hilfe. Kredite gibt es in vielen Größenordnungen. Menschen, die zwar eine Idee haben aber kein Geld für den Start, benötigen häufig nur eine kleine Summe, um vielleicht einen Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus zu finden. Für sie hält die KfW ein Mikrodarlehen bis maximal 25 000 Euro bereit. Damit finanziert sie bis zu 100 Prozent der Betriebsmittel. Die Hausbank trägt nur 20 Prozent der Haftung. Die ersten sechs Monate sind tilgungsfrei. Ein junger Zahnarzt, der eine Praxis einrichten will, wird mit diesen Summen wohl kaum auskommen. Er benötigt für seine Investitionen deutlich mehr Geld. Für ihn kommt ein Betriebsmittelkredit in Frage. Hierbei beläuft sich die Kreditsumme auf maximal zehn Millionen Euro pro Antrag. Investitionen werden zu 100 Prozent finanziert, und günstige Zinssätze bis zu zehn oder 20 Jahre festgeschrieben. Deren Höhe richtet sich nach der Bonität des Zahnarztes und dem Wert der bereitgestellten Sicherheiten. Die Beurteilung liegt in den Händen der Hausbank des Antragstellers.
Wie bei den Krediten für Privatleute muss auch der Zahnarzt seine Bank oder Sparkasse davon überzeugen, wie nötig er die günstigen Konditionen der KfW braucht. Denn gern geben sich die Geschäftsbanken nicht mit den Anträgen für die KfW-Gelder ab. Muss sie doch für den KfW-Kredit die volle Haftung übernehmen, wenn ihr Kunde zahlungsunfähig wird. Deshalb wird sie bei der Beurteilung sehr vorsichtig sein.
Über den Universalkredit hält die Mittelstandbank noch verschiedene andere Töpfe bereit, aus denen sie beispielsweise Kredite zur Finanzierung von Umweltinvestitionen, Innovationen oder neuen Technologien vergibt.
• KfW-Förderbank
Gefördert werden Unternehmen, Privatpersonen und Gemeinden. Die Kommunen werden mit günstigen Krediten unterstützt, wenn sie ihre Infrastruktur verbessern oder Investitionen zum Schutz der Umwelt tätigen. In den Genuss niedriger Zinsen für geliehenes Geld kommen auch private Wohnungs- und Hausbesitzer, wenn sie Altbauten sanieren, um beispielsweise Energie zu sparen.
Aber auch Studenten, die finanzielle Probleme haben, können bei der KfW einen günstigen Kredit beantragen. Viele Studierende, darunter bestimmt auch so mancher angehende Zahnarzt, wurden von der Einführung der Studiengebühren böse überrascht. Zusätzlich zu den Lebenshaltungskosten während des langen Studiums und den Ausgaben für teure Fachliteratur addieren sich nun pro Jahr - je nach Universität unterschiedlich hoch - noch zirka 1 000 Euro Gebühren. Nicht alle Eltern sind in der Lage, das Studium ihres Sprösslings voll zu finanzieren. Damit dieser aber nicht einen großen Teil seiner Zeit mit Nebenjobs verbringen muss, bietet die KfW Kredite zu günstigen Bedingungen an.
Auf dem Weg zum Einkommen
Auf ihrer Internetseite warnt die Bank ihren potentiellen Kunden vor der Verschuldung und weist darauf hin, dass im Laufe der Zeit eine "beachtliche Darlehensschuld entstehen kann", deren Rückzahlung das Einkommen des jungen Arztes schmälern wird.
Dennoch, die Vorteile des Kredits liegen auf der Hand:
monatliche Auszahlung zwischen 100 und 650 Euro, unabhängig vom Einkommeneine Zinsobergrenze von derzeit 8,38 Prozent für 15 Jahre festkeine Sicherheiten erforderlichRückzahlungsbeginn sechs bis maximal 23 Monate nach AuszahlungsendeRückzahlung über 25 Jahre mit der Möglichkeit außerplanmäßig zu tilgenKombination mit Bafög möglich.Interessierte Eltern und angehende Studenten finden ausführliche Informationen auf der Internetseite der KfW.
Alte Häuser fit gemacht
Zahnärzte, die nach aufwendigem Studium ihre eigene Praxis eingerichtet haben und nun endlich einen Teil ihres Einkommens zurücklegen können, wünschen sich vielleicht ein eigenes Dach über dem Kopf, sei es ein neues Haus oder eine ältere Immobilie mit viel Ausstrahlung. Muss sie technisch und baulich auf den neuesten Stand gebracht werden, hält die KfW dafür reichlich Fördergelder bereit. Für die Modernisierung des Wohnraums unterscheidet die Bank zwischen Standardmaßnahmen und Öko-Plus-Maßnahmen. Als normaler Standard bei der Gebäudesanierung gelten etwa das Einsetzen neuer Fenster, an die Installation neuer Leitungen für die Wasserversorgung, Erneuerung der Heizung, der Anbau von Balkonen und so weiter. Das Darlehen gibt es bis zu 100 Prozent der Investitionskosten - maximal 50 000 Euro pro Wohnung. Die Laufzeit beträgt höchstens 30 Jahre. Der derzeitige Effektivzins beträgt je nach Laufzeit zwischen 3,56 und 3,96 Prozent effektiv (Stand: Ende Dezember 2006).
Wer sich eine neue Heizung gönnt, sollte - um die Wirkung zu erhöhen - auch das Haus dämmen. Die Kosten dafür und für eine Heizung, die mit erneuerbaren Energien funktioniert, beispielsweise solarthermische oder Biomasse-Anlagen sowie Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen, finanziert die KfW ebenfalls sehr günstig. Das Öko-Plus-Maßnahmen-Paket gibt es zu ähnlichen Konditionen wie die Standard-Sanierung, nur die Zinsen fallen noch günstiger aus - 2,85 bis 3,60 Prozent effektiv.
Für Gebäude, die vor 1984 fertig gestellt worden sind, gibt es vier spezielle Maßnahmepakete aus dem Programm CO2-Gebäudesanierung. Dabei geht es immer um die Wärmedämmung, Austausch von Heizungsanlagen oder Fenster. Und immer handelt es sich um verschiedene Bedingungen, die erfüllt sein müssen. Nur die Heizung auszutauschen, reicht nicht. Es müssen auch die Wände und der Keller gedämmt werden. Entscheidend ist eine deutliche Einsparung von CO2. Die Konditionen entsprechen denen der oben genannten Maßnahmen. Wer es schafft, besonders viel Energie einzusparen und so günstige Werte erreicht wie bei einem Neubau, darf auf fünf Prozent Zuschuss zur Tilgung hoffen.
Zwar sind die Kredite für die einzelnen Programme auf jeweils 50 000 Euro begrenzt. Doch häufig lassen sich mehrere KfW-Kredite kombinieren, so dass sie oft alle Modernisierungsmaßnahmen abdecken.
Schwarze Schafe, weiße Schafe …
Da gibt es häufig nur ein Problem: So manche Bank mauert, weil sie lieber die für sie lukrativeren eigenen Kredite vergeben möchte. Und ohne die Hilfe seiner Hausbank kann der Kunde die günstigen Konditionen der KFW nicht in Anspruch nehmen. Zwar bekommen die Banken und Sparkassen eine Provision für ihre Bemühungen. Sie sind jedoch nicht verpflichtet, die Förderkredite zu vergeben.
Wie die Zeitschrift Finanztest in einer Umfrage herausgefunden hat, vermittelt beispielsweise die ING-Diba keine KfW-Kredite, die Dresdner Bank und die Hypovereinsbank bemühen sich erst ab einer Kreditsumme von mindestens 25 000 Euro.
Es gibt aber auch Institute, die KfW-Kredite an Neukunden vergeben. Dazu gehören die Deutsche Bank, die Postbank und viele regionale Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Sie wissen, dass eine gute Beratung selbstverständlich zum Service gehört, auf den jeder Kunde einen Anspruch hat. Darüber hinaus gibt es in manchen Bundesländern Förderbanken, wie die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt oder die Sächsische Aufbaubank, die ebenfalls die günstigen Kredite weiterreichen und bei kleineren Summen oft auf eine Eintragung im Grundbuch verzichten.
Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de