Im Mittelpunkt stand die fachliche Vernetzung
In seiner Begrüßung zum wissenschaftlichen Vortragsprogramm am 18. Oktober stellte Dr. Mathias Wunsch, Präsident der Landeszahnärztekammer Sachsen, dem Vernetzungsgedanken des Themas entsprechend die Problematik „Hauszahnarzt beziehungsweise Generalist und Spezialist“ in den Mittelpunkt. Er machte deutlich, dass mit der zahnärztlichen Approbation ein berufsfähiger Zahnarzt die Hochschule verlässt und eine Forcierung der Spezialisierung unweigerlich zu Zerwürfnissen in der Zahnärzteschaft und zur weiteren Spaltung des Berufsstandes führen würde. Berufsfertig seien Zahnärzte letztendlich erst mit dem Erreichen des Ruhestandes, so Wunsch. Dazwischen liege der lange Weg der Vervollkommnung und Verbesserung durch ständige Fort- und Weiterbildung.
Dr. Dr. Jürgen Weitkamp (inzwischen Past President der BZÄK) beschäftigte sich in seinem Grußwort mit dem Gesundheitsfonds, für den er ein Scheitern erwartet. Er prophezeite den Gesundheitsberufen inklusive den Zahnärzten bei weiter voranschreitender Unterfinanzierung eine Kannibalisierung und prangerte die zu erwartende Einschränkung der freien Arztwahl auch für Privatpatienten an. Das hohe Gut der freien Arztwahl ist und bleibt ein grundsätzliches Bürgerrecht. In allen Fachvorträgen wurde deutlich, wie vielfältig und facettenreich die Beziehungen der Zahnmedizin zur Allgemeinmedizin sind. Der moderne Zahnarzt ist ein Mediziner, dessen Fachgebiet zwar die Mundhöhle ist, dessen Kompetenz aber nicht in dieser endet!
Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz, sprach über die „Möglichkeiten und Risikofaktoren für die zahnärztliche Chirurgie in der täglichen Praxis“. Er zeigte das breite Spektrum der chirurgischen Arbeit auf und nannte die gründliche Anamnese- und Befunderhebung als unerlässliche Basis, auch um besondere Risiken zu erkennen und einzuschätzen. Neuartige diagnostische Hilfsmittel wie das DVT (Digitales Volumen Tomogramm), das eine dreidimensionale Darstellung ermöglicht, können etwa bei der Implantatplanung oder einer komplizierten Weisheitszahnentfernung von hohem Nutzen sein. Jedoch sollte man sich auch der Grenzen der neuen technischen und der eigenen Möglichkeiten bewusst sein. PD Dr. Dr. Monika Daubländer, Mainz, beleuchtete die Rolle des Zahnarztes beim Erkennen und Behandeln chronischer Schmerzpatienten in der täglichen Praxis. Bei der Klärung, ob sich lokale somatische Ursachen zuordnen lassen oder ob die Ursache des Schmerzes außerhalb des stomatognathen Systems zu suchen ist, sollte frühzeitig die Konsultation anderer Fachschaften gesucht werden.
Antibiotikabehandung und Prophylaxe bei Risikopatienten diskutierte Prof. Johannes Schubert, Halle. Er betonte die Notwendigkeit einer gut kalkulierten AB-Gabe, abgeleitet aus anamnestischen Überlegungen. Problematisch bleibe nach wie vor die Resistenzentwicklung bei der Behandlung mit Penicillinen und Clindamycin.
Prof. Dr. Dr. Uwe Eckelt, Dresden, widmete sich zahnärztlich-chirurgischen Behandlungen von Patienten mit Gerinnungsstörungen. Neben den plasmatischen, thrombozytären und vaskulären Störungen der Gerinnungskaskade, die zu großen Teilen einer stationären Behandlung bedürfen, werden Zahnärzte zunehmend mit medikamentös induzierten Störungen der Blutgerinnung konfrontiert. Prof. Eckelt zeigte die therapeutischen Konsequenzen sowie die Möglichkeiten moderner Medikamente auf.
Zum Abschluss demonstrierte Prof. Dr. Dr. Torsten E. Reichert, Regensburg, Präkanzerosen der Mundschleimhaut. Der genauen Inspektion der Mundhöhle beim 01-Befund kommt bei der Diagnostik dieser oft lebensbedrohenden Veränderungen eine entscheidende Rolle zu. Die präkanzerösen Läsionen und Konditionen sollten jedem Zahnarzt geläufig sein. Neben Rauchen und Alkoholabusus als größten Risikofaktoren wird aktuell auch immer häufiger die Rolle von humanen Papillomaviren (HPV) bei der Entstehung oropharyngealer Tumoren diskutiert. Bei Verdacht auf eine maligne Veränderung gehöre der Patient umgehend in eine Fachklinik beziehungsweise in die Praxis eines Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen.
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