HDL-Cholesterin wird noch vernachlässigt
Erhöhte Blutfettwerte gehen mit einem gesteigerten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einher und werden üblicherweise mit einem Statin behandelt. Damit aber lässt sich die Dyslipoproteinämie nur bedingt korrigieren. Denn Statine senken primär das LDL-Cholesterin, lassen aber das häufig parallel erniedrigte HDL-Cholesterin weitgehend unbeeinflusst. Einen umfassenderen, quasi multidisziplinären Ansatz bei der Behandlung der Dyslipoproteinämie fordert deshalb Professor Dr. Jörg Kreuzer aus Limburg.
Effektiver die Lipidwerte korrigieren
Trotz der breiten Verordnung der Statine ist die Herz-Kreislaufsterblichkeit nach seinen Worten weiterhin hoch, was eindeutig zeigt, dass noch ein erheblicher Handlungsbedarf besteht. Einen weiteren Hebel zur Senkung der Herz-Kreislaufgefährdung will der Mediziner bei den „High Density Lipoproteinen“ ansetzen: „Wir haben das HDLCholesterin bisher weitgehend vernachlässigt“, sagte er in Mannheim. Der Parameter aber ist bedeutsamer als häufig angenommen: „Wir sehen in praktisch allen Altersgruppen bei Menschen mit Herzinfarkt fast regelhaft erniedrigte HDL-Werte.“
Neben der Gabe eines Statins sollte bei erniedrigtem HDL-Cholesterin laut Kreuzer deshalb auch für eine Steigerung des HDL-Cholesterins und außerdem für eine Reduktion der atherogenen Triglyceride gesorgt werden. Möglich ist dies durch einen kombinierten Therapieansatz mit der zusätzlichen Einnahme von Nikotinsäure. Denn erste Studien zu einer solchen Strategie deuten an, dass sich so die Effektivität der Behandlung steigern und bei KHK-Risikopatienten sogar eine bis zu 90-prozentige Risikoreduktion erzielen lässt.
Die hohe Risikoreduktion erklärt sich durch die komplexen Effekte des HDL-Cholesterins. Denn dieses fungiert nicht nur als Cholesterintransporter, wie lange Zeit angenommen: „Das HDL spielt eine vielschichtige Rolle im Lipidstoffwechsel“, erklärte dazu Professor Dr. Klaus Parhofer aus München. Es wirkt antiinflammatorisch, antioxidativ und antithrombotisch und stimuliert die Bildung des vasodilatierenden NO (Stickoxid). Als weiteren zentralen Faktor, den man unbedingt bei der Behandlung der Dyslipidämie im Blick haben muss, nannte Parhofer die Triglyceride, wobei nach seinen Worten offenbar von einer besonderen Gefährdung auszugehen ist, wenn vor allem die postprandialen Triglyceridwerte erhöht sind.
Christine VetterMerkenicher Straße 22450935 Köln