Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
das Image einer Berufsgruppe ist ein vages Gebilde. Mancher Beruf steht in den Augen der Öffentlichkeit positiv da - und mancher eben nicht. Die Plus-Seite verbuchen bekanntermaßen Ärzte, Krankenschwestern, Hochschullehrer oder Polizisten. Das Schlusslicht bilden Journalisten, Fernsehmoderatoren oder Politiker. Das Ranking ist an sich nicht neu, es wird alle paar Jahre so oder ähnlich von Meinungsforschern erarbeitet und von den Medien gern weiter transportiert.
Was speziell das – vermeintlich schlechte – Image der Zahnärzte angeht, so ist in den letzten Jahren eine interessante Änderung eingetreten: Das Ganze ist in der Öffentlichkeit überhaupt kein Thema mehr. Gab der Berufsstand vor etlichen Jahren noch große Umfragen bei Meinungsinstituten in Auftrag und schaltete Kampagnen, weil er sich Sorgen um das eigene Standing machte, so ist es um die Thematik doch merklich still geworden. Das Schauerstück vom zuviel verdienenden Abzocker scheint abgelaufen zu sein. Stattdessen ist die Medienberichterstattung eher auf versachlichte Diskussionen rund um den Berufsstand ausgerichtet – sieht man von einigen gelegentlichen Ausrutschern der Boulevardpresse oder unbelehrbaren vorgefassten Pressemeinungen einmal ab. Ob das dem gegenwärtigen Zeitgeist entspricht oder ob die Zahnärzteschaft nun die Früchte beharrlich guter Öffentlichkeitsarbeit ernten kann – so ganz lässt sich das nicht bestimmen.
Wohl aber gilt immer noch, was die Umfragen so sauber herausgearbeitet haben: Die Zahnärzteschaft als Kollektiv wird negativer gesehen als die Person des eigenen Zahnarztes aus Patientensicht. Die Gesellschaft trägt ein ambivalentes Fremdbild des Zahnarztes mit sich herum, während der Berufsstand sein Selbstbild positiv betrachtet. Und es greift eine alte PR-Weisheit: „Hund beißt Mann“ gibt keine Story her. Aber „Mann beißt Hund“ ist sehr wohl eine Schlagzeile wert.
Ähnliche Regeln wie in der Medienberichterstattung zeigen sich auch bei der Rolle des Zahnarztes im Spielfilm. Da sich Sensationen gut verkaufen lassen, ist der Film- Zahnarzt ein ziemlich schräger Vogel, geprägt durch Macht- und Habgier, betrügerische Praktiken und sexuelle Ambitionen. Die gängigen Klischees über den Berufsstand finden sich hier gebündelt, weil das Publikum es so haben will und weil Filme, die mit diesem Repertoire ausgestattet sind, die Kinokassen klingeln lassen. So manchen Zahnarzt mag das mächtig ärgern – leistet er doch hoch qualifizierte Arbeit mit viel Engagement zum Wohle des Patienten. Sein positives Eigenbild wird durch solche Genrestreifen arg verunglimpft.
Interessanterweise ist es ein Zahnarzt, der aus der Profession heraus für die zm die zahlreichen Facetten der Darstellung seines Berufsstandes im Film analysiert und zusammengetragen hat (siehe Titelgeschichte). Und sein Fazit, dass die Profession eine Änderung ihres Images selbst in der Hand hat, ist ein hoffnungsfrohes. Ist es doch jetzt schon erkennbar, dass sich dank medizinischen und technischen Fortschritts in der Zahnmedizin und dank des großen Vertrauens der Bevölkerung in den Zahnarzt wie in die Zahnheilkunde bereits ein Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung vollzogen hat.
In diesem Sinne vergnügliche Erkenntnisse!
Gabriele PrchalaChefin vom Dienst