Eine neue Schule für den Rücken
Rückenschmerzen hat fast jeder von uns schon einmal erfahren. Ein steifer Nacken oder leichte Verspannungen sind meist schon nach kurzer Zeit vergessen, doch schnell werden daraus chronische Schmerzen. Auch viele Zahnärzte sind laut einer repräsentativen Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) betroffen. Rund 40 Prozent der befragten Zahnärzte gaben an, dass sie am Erhebungstag Nacken- oder Rückenschmerzen hatten. Frauen waren um zehn Prozent häufiger betroffen.
Auf die Beeinträchtigungen des Einzelnen folgen laut Bundesgesundheitsministerium Kosten in Milliardenhöhe: Ausgaben für Behandlung, Arbeitsausfälle und Frühberentungen belasten das Gesundheitsystem und die Wirtschaft.
Konzept für Körper und Psyche
Wissenschaftliche Studien zeigen der Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) zufolge vielfältige Ursachen für das Volksleiden. Grund seien vielfach Muskelverspannungen, die durch Fehlhaltungen, einseitige Belastung und zu wenig Bewegung entständen. Zudem genügten Alltagsprodukte wie Büromöbel oder Matratzen häufig nicht den medizinischen Anforderungen und förderten die Genese.
Untersuchungen belegten jedoch auch: Es reicht nicht, lediglich auf körperliche Faktoren zu schauen, um den Schmerz dauerhaft zu bannen. Psychische Faktoren wie Stress, Angst, Arbeitsunzufriedenheit und Depression begünstigen, dass die Beschwerden chronisch werden. Die Konförderation entwickelte mit der „Neuen Rückenschule“ ein Konzept, das sowohl körperliche als auch mentale Aspekte einschließt.
Arbeitsunzufriedenheit und Depression begünstigen, dass die Beschwerden chronisch werden. Die Konförderation entwickelte mit der „Neuen Rückenschule“ ein Konzept, das sowohl körperliche als auch mentale Aspekte einschließt.
Balance zwischen Freude und Pflicht
Das Konzept setzt auf Verhaltens- und Verhältnisprävention: Die Kursteilnehmer sollen gesundheitsgefährdende Gewohnheiten ändern, Risiken in ihrer Umwelt kontrollieren und reduzieren. Mithilfe pädagogischpsychologischer Vermittlungsstrategien appellieren die Rückenschullehrer an die Eigenverantwortlichkeit und die Fähigkeit zum selbstwirksamen Handeln. „Bei Verhaltensänderungen des Menschen spielen Schmerzvermeidung und Lustgewinn eine wichtige Rolle“, betonte Sportwissenschaftler Dr. Udo Niesten-Dietrich. Das Schulungskonzept zielt daher auf die langfristige Balance zwischen Freude und Pflicht.
Aktivität im Alltag
Im Kurs lernen die Teilnehmer, dass Rückenschmerzen meistens nicht dramatisch sind und nur selten ernsthafte Erkrankungen nach sich ziehen. Sie lernen Strategien der Stressbewältigung und erfahren, wie sie regelmäßige körperliche Aktivität in ihren Alltag integrieren können.
Der Kursleiter vermittelt ihnen, wie sie ihr persönliches Umfeld, ob am Arbeitsplatz oder zu Hause, rückenfreundlich gestalten können. Hilfreich sei etwa das Gütesiegel der Aktion Gesunder Rücken (AGR) für ergonomische und orthopädische Produkte.
Übungen für zwischendurch
Um Rückenschmerzen vorzubeugen und bereits bestehende Beschwerden zu lindern, empfehlen KddK und AGK einen Mix aus Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsübungen. Zum Einstieg und Aufwärmen eigne sich einfaches Dehnen gut. Hier zwei ausgewählte Übungen:
1. Für die Schultern:Umfassen Sie mit der einen Hand das Gelenk der anderen und ziehen den Arm über den Kopf zur Gegenseite. Halten Sie die Spannung etwa zehn Sekunden und wiederholen die Übung mit dem zweiten Arm.
2. Für die Oberarmmuskeln:Strecken Sie einen Arm senkrecht nach oben und beugen den Ellbogen so weit wie möglich hinter den Kopf. Anschließend mit der anderen Hand den Ellbogen in Richtung der gegenüberliegenden Schulter ziehen. Spannung etwa zehn Sekunden halten und dann den Arm wechseln.
Ob mit Turnstab, Hanteln, Gymnastikmatte, Thera-Band oder Powerball – die Konföderation hat verschiedene Übungen für Rücken, Wirbelsäule, seitliche Rumpfmuskulatur sowie Schulter- und Brustmuskeln zusammengestellt. Mehr dazu gibt es unter www.agr-ev.de/uebungen. jr
Infos über die KddR:http://www.kddr.deMedien für Betroffene:http://www.agr-ev.de/betroffene/medien