Kieselsteine für die Presse
Insgesamt 34 Organisationen stehen hinter dem „Aktionskreis Tag der Zahngesundheit“, darunter BZÄK und KZBV. Sie alle luden Journalisten aus ganz Deutschland zu einer Auftaktpressekonferenz ins Haus der Bundespressekonferenz in Berlin ein.
„Spucke wird unterschätzt“, machte BZÄKVizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich den anwesenden Medienvertretern deutlich. „Ein ausreichender Speichelfluss ist von großer Bedeutung für die Mund- und Allgemeingesundheit.“ Speichel reinige als „biologische Zahnbürste“ Zähne und Mundraum, enthalte eine Vielzahl von Inhaltstoffen zur Abpufferung von Säuren und Remineralisation des Zahnschmelzes. Zudem helfe er beim Sprechen und Schlucken, halte Bakterien, Viren und Pilze in Schach.
Botschaften zur biologischen Bürste
Gleichzeitig verwies Oesterreich auf den Leitgedanken des Aktionstages. „Beim Tag der Zahngesundheit steht immer die Prävention im Mittelpunkt“, betonte er. In diesem Jahr lauten seine Prophylaxe-Botschaften an die Presse:
• Erkrankungs- oder medikamentenbedingt verminderter Speichelfluss stört das Gleichgewicht des Mundmilieus – ebenso wie unzureichende Mundhygiene und unausgewogene Ernährung.
• Es ist wichtig, dem Körper genügend zuckerfreie Flüssigkeit zuzuführen.
• Kräftiges Kauen und kauaktive Nahrung fördern den Speichelfluss.
• Ein intaktes Gebiss und eine gute Versorgung mit Zahnersatz sind die Basis für die notwendige Speichelstimulation bei der Nahrungsaufnahme.
• Zuckerfreie Kaugummis unterstützen die Speichelproduktion.
Speichel hat zwei Seiten
Schon vor rund 23 000 Jahren hätten die Menschen spezielle Steinchen gelutscht, um den Speichelfluss anzuregen, erklärte Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Meyer von der Universität Greifswald. Er präsentierte den Journalisten daher ein Säckchen Kieselsteine.
„Speichel ist ein spannender Cocktail“, ergänzte Meyer. Er sei ein wichtiger Teil des Immunsystems, habe jedoch nicht nur positive Seiten: Mit seiner Hilfe gelangten orale Keime über verletzte Stellen im Mund in die Blutbahn und den gesamten Organismus. Im Tierversuch habe eine Keiminjektion Gerinnungsstörungen, Thrombenbildung und Gefäßveränderungen ausgelöst.
Umso wichtiger sei die Prophylaxe, betonte Meyer: „Für uns in den Zahnarztpraxen – und in der Wissenschaft – wird die Aufgabe, Mundgesundheitsschäden zu vermeiden, dadurch auch zu einer Präventionsaufgabe von relevanten Risikofaktoren für allgemeingesundheitliche Erkrankungen.“ Die gesetzlichen Krankenkassen hätten die zahnmedizinische Individual- und Gruppenprophylaxe sowie Kinder-Früherkennungsuntersuchungen im vergangenen Jahr mit 466 Millionen Euro unterstützt, berichtete Jürgen Helfenritter, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Krankenkassen. Studien zeigten die Erfolge der Vorsorge, aber auch eine Notwendigkeit, verstärkt ungleiche Gesundheitschancen abzubauen. „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Helfenritter. Vor allem die Politik sei gefordert, konsequent in die Bereiche der Gesundheitserziehung einzugreifen – und ausreichend Steuermittel bereitzustellen.
Allen Kooperationspartnern von den Kindergärten und Schulen über die Praxen bis hin zu den Arbeitsgemeinschaften für Jugendzahnpflege dankte Helfenritter für ihr Engagement und lobte die reibungslose Zusammenarbeit. „Der Tag der Zahngesundheit ist der älteste und erfolgreichste Gesundheitstag, den wir haben“, unterstrich Dr. Uwe Prümel-Philippsen von der Bundesvereinigung Prävention. Mittlerweile habe der Aktionstag auch international Anklang gefunden. Der Weltzahnärzteverband FDI hat den 12. September zum „Weltmundgesundheitstag“ erklärt.