Ein Schlagabtausch ohne konkrete Ergebnisse
Brauchen wir Festzuschüsse in der Endodontie? Bleibt diese auf ewig Sachleistung und damit ein „ungedeckter Scheck“ in einem „kaputtgesparten System“? Mit Fragen wie diesen umriss Dr. Paul Schmitt, Veranstalter und Moderator der im Hause der Landeszahnärztekammer Hessen ausgerichteten Diskussionsveranstaltung, die schwierigen Grundlagen, auf denen der Zahnarzt in Deutschland heute in diesem Feld zu praktizieren hat. Denn die politisch gesetzten Rahmenbedingungen, so war auch dem gut besetzten Plenum im Saal klar, bieten keine guten Voraussetzungen für die endodontische Behandlung.
Keine Gegensätze, aber andere Prinzipien
Aus Sicht der Wissenschaft, so machte Prof. Heidemann deutlich, gelte sowohl in der Wurzelkanalaufbereitung wie in der Desinfektion und Obturation, dass der Zahnarzt seine Therapie vor sich selbst, vor anderen wie auch im Zweifel vor Gericht zu vertreten habe. Zahnmedizin sei ein wissenschaftliches Fach und habe sich entsprechend auch an wissenschaftlichen Prinzipien zu orientieren. Während Heidemann das Vorgehen lege artis – losgelöst von abrechnungspolitischen Inhalten – als maßgeblich ansah, vertrat Osswald ausdrücklich die Position, dass eine erfolgreiche Endodontie auch zu moderaten Kosten leistbar sei. Schon hier zeigte sich, dass es zwar keinen Gegensatz in der Aussage, aber einen erkennbar anderer Ansatz im Vorgehen gibt.
Deutlich wurde im systemischen Vergleich der präferierten Methoden, dass Heidemann als Vertreter der Wissenschaft sowohl der mechanischen Aufbereitung wie auch der Desinfektion zu beiden Teilen großen Stellenwert in der Therapie einräumte. Osswald bedauerte seinerseits, dass in den zurückliegenden Jahrzehnten die Desinfektion einen geringeren Stellenwert erhalten habe, die mechanische Aufbereitung hingegen präferiert werde. Dabei könne sie, so Osswald, nur „Diener“ der Desinfektion sein.
Starke Zweifel am Fortschritt
Die Mechanik diene dazu, Zugang für die Desinfektion zu schaffen. Eine Einschätzung, die Heidemann keinesfalls teilte. Eine getrennte Einschätzung von mechanistischer Aufbereitung und Desinfektion sei für ihn weder aus wissenschaftlicher Sicht noch aus Gründen „gesunden Menschenverstandes“ machbar. Osswald bezweifelte, dass in den letzten 75 Jahren in der Endodontie erkennbare Fortschritte erzielt worden seien: Zwar habe sich die Methode der Mechanik in den zurückliegenden Jahren verbessert, dafür sei heute der Bereich der Desinfektion aus seiner Sicht „mangelhaft“.
Auch nach ausführlicher Darstellung der jeweiligen Therapieansätze blieben die prinzipiell anderen Denkansätze der Methodik. Hier war, so wurde dem Plenum schnell klar, weder Kompromiss noch Einigung möglich.
Dem Wunsch aus dem Publikum nach einem „Patentrezept“ wollte Osswald nicht nachkommen. Die Diskussion blieb ohne konkrete Ergebnisse.