Ein Fels in der Brandung
Als „Fels in der Brandung“ beschrieb Michael Sereny die Zahnärztekammer Niedersachsen in seiner Festrede – ein Sinnbild für die künftige Funktion der Jubilarin. Es gelte, so Sereny in Hannover, die Zahnärzteschaft vor gesundheitspolitischen Vorstellungen zu schützen, die nicht in ihrem Sinne liegen oder gar die Selbstbestimmung einschränken. Im „Fürstenzimmer“ des Hannoveraner Hauptbahnhofs fand am 15. Januar 1949 die erste Kammerversammlung der niedersächsischen Zahnärzteschaft statt. In seiner Eröffnungsrede sprach Sereny allen beteiligten Akteuren seinen Dank aus. Ihre Mitgestaltung sei maßgeblich für die erfolgreiche Arbeit der ZKN gewesen. Dazu zähle auch die Wahrnehmung der von der niedersächsischen Landesregierung übertragenen staatlichen Aufgaben. Sereny hofft auf eine Weiterführung der guten Zusammenarbeit – auch nach der Bundestagswahl im September. Er verwies auf die vielseitigen Aufgaben der ZKN: Zum breiten Spektrum der Kammer gehöre etwa die Regelung der Aus- und Weiterbildung, soziales Engagement, Unterstützung bei der Praxisausübung, Altersversorgung ohne staatliche Unterstützung sowie eine unabhängige Patientenberatung. Mit Blick auf das aktuelle Zeitgeschehen äußerte sich Sereny besorgt über die vergleichsweise schwierigen Startbedingungen für den Nachwuchs der Zahnärzteschaft. „Die goldenen Zeiten für Zahnärzte sind vorbei“, erklärte er den Gästen. Die Investition in eine Zahnarztpraxis sei eine der höchsten in der Ärzteschaft – eine Problematik, vor der man nicht die Augen verschließen dürfe. Deswegen sei darauf zu achten, dass der Mittelstand zukünftig gestärkt und der Zahnarzt in seiner Funktion als Freiberufler nicht eingeschränkt werde. Sereny ging auch auf die Situation der Patienten ein: Die Verschiebung des Arbeitsschwerpunkts in Richtung Prophylaxe fördere die Lebensqualität der Patienten. Das sei ein wichtiger Beitrag zum Gemeinwohl.
Für die Selbstbestimmung
Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), nahm das Jubiläum zum Anlass, die Meilensteine des zahnärztlichen Kammerwesens zu würdigen. Es habe sich vor allem bei der Übertragung hoheitlicher Aufgaben auf die freiberufliche Profession erfolgreich bewährt. Zukünftig stehe der Berufsstand vor der Aufgabe, die durch das Zahnheilkundegesetz übertragene Behandlungshoheit der Zahnärzte, souverän weiter zu gestalten. Gerade im Hinblick auf die europäische Harmonisierung des Gesundheitsmarkts sei dies von großer Bedeutung. Engel betonte, dass sich die BZÄK künftig für ein Modell engagieren werde, dass sowohl ein solides betriebswirtschaftliches Fundament biete, aber gleichzeitig auch den fachlichen und ethischen Grundsätzen der Zahnärzteschaft Rechnung trage. Er verdeutlichte darüber hinaus die zukünftigen medizinischen Herausforderungen der Zahnärzteschaft. Neben der Bekämpfung der „Volkskrankheit“ Parodontitis gehörten die Alterszahnheilkunde sowie Prävention und Krebsfrüherkennung zu den Kernthemen.
Gute Partner
Mechthild Ross-Luttmann, niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Kammer und Landesregierung, die stets unter Berücksichtigung des Wohlergehens der Patienten stattgefunden habe. Sie verwies auf die positiven Entwicklungen in der zahnärztlichen Versorgung und zeigte sich zuversichtlich, dass die aktuellen Forderungen der Anpassung der Gebührenordnung für Zahnärzte zu einem guten Ergebnis kommen werden: „Ich bin mir sicher, dass ein angemessener Abschluss gefunden wird.“ Anlässlich des parallel stattfindenden 30-jährigen Jubiläums der Zahnärztlichen Akademie Niedersachsen (ZAN) würdigte sie die Institution für ihre beispielhafte Qualität im Bereich der Fortbildung. Mit der Gründung der ZAN sei man frühzeitig dem gesetzlichen Auftrag nachgekommen, für die Weiterbildung der Mitglieder Sorge zu tragen. „Vieles, was heute an Therapien möglich ist, war noch vor Jahren undenkbar“, so Ross-Luttmann in Hannover.
Dr. Karl-Hermann Karstens (ZKN)/sf