Die Gebühren der Investmentfonds

Vorsicht Kostenfalle

Die Krise hat die Fonds und damit ihre Anleger arg gebeutelt. Die Kurse dümpeln immer noch im Keller. Wer jetzt günstig einsteigen will, tut gut daran, sich vorher genau über Aufschläge und Gebühren zu informieren. Denn von deren Anteil hängt entscheidend die Höhe der zukünftigen Rendite ab.

Der Teufel steckt wie so oft im Detail. Es sind die kleinen Dinge, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Bei den Investmentfonds heißen sie Ausgabeaufschlag, Managementgebühren, Depotgebühren und immer häufiger Performance Fee – eine erfolgsabhängige Gebühr. Da kommen leicht ein paar Prozent zusammen, die die Rendite eines aktiv gemanagten Fonds schmälern. Und die Tendenz ist steigend. Leiden die Anleger schon unter den desaströsen Kurseinbrüchen, schneiden die Fondsgesellschaften sich zusätzlich immer größere Stücke vom Kuchen ab. Die Gebühren für aktiv gemanagte Fonds steigen, obwohl die Erfolge auf sich warten lassen. Dass sich an dieser Lage in naher Zukunft auch nichts ändern wird, daran glauben die Fondsmanager selbst auch. Sie ließen sich von der Ratingagentur Feri befragen. Das Ergebnis: 66 Prozent der 57 interviewten Vertreter der Fondsgesellschaften erwarten, dass die Gebühren gleich bleiben. Aber immerhin 32 Prozent gehen davon aus, dass die Abgaben für diese Fonds steigen werden.

Wofür die Anleger eigentlich Gebühren bezahlen und wie viel sie in der Summe ausmachen, das wissen die wenigsten. Die meisten von ihnen kaufen ihre Fondsanteile bei ihrer Hausbank oder Sparkasse. Sie vertrauen auf die Empfehlungen der Berater. Und die denken nicht zuletzt an sich. Schließlich kassieren sie von jedem Produkt, das sie verkaufen, eine Provision. Doch dies sind längst nicht alle Kosten, die beim Kauf und auch später für einen gemanagten Fonds anfallen:

Zuschläge

■ Ausgabeaufschlag:

Vor der Freude über eine zukünftige Rendite steht erst einmal der Ausgabeaufschlag. Den zahlen Anleger beim Kauf eines Fonds. Seine Höhe ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kauf- und dem Rücknahmepreis. Bei Aktien- und Immobilienfonds beträgt sie meistens fünf Prozent und bei Rentenfonds etwa drei Prozent. Um diesen Satz reduziert sich das Kapital, das tatsächlich in die Fondsanteile wandert. Der Ausgabeaufschlag soll vor allem die Vertriebskosten decken. Das heißt, darin enthalten ist die Provision für den Verkäufer. Die Fondsgesellschaft sieht davon meistens nichts. Um keinen Verlust zu erleiden, müssen die Anleger mit dem Verkauf der Anteile so lange warten, bis der Rücknahmepreis den Stand des Verkaufspreises erreicht hat. In wirtschaftlich normalen Zeiten steigt der Fonds weit mehr als der Ausgabeaufschlag. Es sei denn, es kommt zu so dramatischen Einbrüchen wie im letzten Jahr. Auf jeden Fall eignen sich Fonds schon aufgrund der Kostenstruktur eher für die langfristige Anlage.

Es lohnt sich, beim Kauf der Anteile über den Aufschlag zu verhandeln. Er ist keine feste Größe mehr. Viele Discount- und Internetbanken gewähren einen Rabatt. Dafür beraten sie die Kunden auch nicht, sondern wickeln nur den Kauf ab. Die Chancen sind umso größer je höher der investierte Betrag ist.

Es gibt auch Fonds, für die kein Ausgabeaufschlag erhoben wird. Für diese sogenannten No-Load-Fonds erheben die Gesellschaften dann eine höhere Verwaltungsgebühr. Sie eignen sich daher eher für eine kurzfristige Anlage.

■ Depotgebühren:

Die Depotbank wickelt für die Fondsgesellschaft die Ausgabe und die Rücknahme der Fondsanteile ab. Dafür bezahlt der Anleger.

■ Verwaltungsgebühren:

Die Fondsgesellschaft zieht die Verwaltungsgebühren vom Fondsvermögen ab. Davon bezahlen sie die Gehälter der Manager, die Honorare der Wirtschaftsprüfer und Ähnliches. Ihre Höhe ist unterschiedlich. Sie hängt zum Beispiel davon ab, ob für den Verkauf der Anteile ein Ausgabeaufschlag erhoben wird oder nicht. Normalerweise liegen die Verwaltungsgebühren bei 1 bis 1,5 Prozent pro Jahr. Diese Kosten fallen dem Anleger nicht weiter auf. Sie sind in den Rücknahmewert, wie er in der Zeitung veröffentlicht wird, bereits eingerechnet.

Gesamtkostenquote

Bei dieser Vielfalt der Gebühren verliert der Anleger leicht den Überblick darüber, wie viel ihn sein Engagement eigentlich kostet. Weil sie sich mehr Transparenz auf die Fahnen geschrieben haben, geben die Fonds in ihren Rechenschaftsberichten seit einiger Zeit die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio) für das vergangene Jahr an. Sie umfasst die Summe aus Verwaltungsund Depotbankengebühr sowie sonstige Aufwendungen. Je niedriger die Quote ausfällt desto niedriger die Gebühren. Im Durchschnitt liegt sie bei 1,5 Prozent. In seinen Statistiken veröffentlicht der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) jährlich die durchschnittliche TER für die verschiedenen Fondsarten. So betrug die TER bei globalen Aktienfonds 1,64 Prozent, für deutsche Aktienfonds 1,38 Prozent. Bei Rentenfonds liegt sie knapp unter einem Prozent und am preiswertesten sind Immobilienfonds. Hierbei liegt die TER zwischen 0,73 und 0,85 Prozent.

Doch sollten sich Anleger von dieser Offenherzigkeit nicht blenden lassen. Denn es gibt einige Kosten, die nicht eingerechnet sind. Dazu gehört auch der Ausgabeaufschlag. Darüber hinaus müssen Anleger noch mit diesen Kosten rechnen:

Transaktionskosten

Damit sind alle Ausgaben gemeint, die anfallen, wenn der Manager Wertpapiere für den Fonds kauft oder verkauft.

■ Erfolgsgebühr:

Diese sogenannte Performance Fee ist in letzter Zeit häufig Gegenstand der Diskussionen. Kein Wunder, scheint es doch so, als böten die Ergebnisse der gemanagten Fonds in der Krise keinerlei Anlass, sich Erfolge versilbern zu lassen. Tatsächlich aber berechnen immer mehr Fonds eine Erfolgsprämie. Sie gibt es in zwei Varianten: Bei einer absoluten Erfolgsmessung genehmigt sich die Fondsgesellschaft einen festen Anteil an der Rendite. Beträgt der zum Beispiel zehn Prozent, bekommt sie bei einer Steigerung von sechs Prozent einen Anteil von 0,6 Prozent.

Die am häufigsten genutzte Variante ist aber die Ausrichtung an einem Vergleichsindex. Sie berechnet sich so: Beträgt die erfolgsabhängige Gebühr zehn Prozent und hat der Fonds sich um 15 Prozent gesteigert, der zugrunde gelegte Index aber nur zehn Prozent gewonnen, bekommt die Fondsgesellschaft zehn Prozent von der Differenz – also in diesem Fall 0,5 von fünf Prozent. Wer wissen möchte, ob sein Fonds sich ebenfalls für Erfolge belohnt, schaut in den Prospekt. Dort muss die Gesellschaft genaue Angaben zur Erfolgsprämie machen.

„Die Performance Fee ist im Grunde keine schlechte Sache“, meint Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart, „die Frage ist nur, wonach wird sie berechnet und was passiert, wenn es Verluste gibt?“ Dieser Meinung ist auch Simon Nöth, Analyst bei der Ratingagentur Morningstar: „Für den Anleger ist es schwierig, die Berechnungsgrundlage für die Performance Fee zu erkennen. So sind zum Beispiel die Betrachtungszeiträume, nach denen die Gebühr berechnet wird, unterschiedlich. Hat der Fond etwa ein halbes Jahr lang Erfolg und entspricht dieser Zeitraum der Berechnung für die Performance Fee, spielen Verluste in der Vergangenheit keine Rolle, wenn die Performance Fee ohne High Watermark konstruiert ist.“

Bei einer High Watermark wird eine Erfolgsgebühr erst fällig, wenn die Verluste aus den Vorperioden aufgeholt sind. Bei dieser Methode werden die Verluste also berücksichtigt. Als Beispiel nennt Nöth den Aktienfonds StarCap Priamos. Im Verkaufsprospekt ist die Rede von einer Zusatzvergütung von sieben Prozent bezogen auf den positiven Ertrag innerhalb eines Quartals im Vergleich zum höchsten der vorhergehenden Quartalsenden. Für 2007 waren es 1,25 Prozent. Plus Verwaltungs- und Administrationsgebühren berappten die Anleger stolze 3,21 Prozent des durchschnittlichen Fondsvermögens.

Transparenz gefordert

Den Laien unter den Anlegern, dürfte es in der Tat sehr schwer fallen, dieses Gebührengestrüpp zu durchschauen. Experten wie Sonya Morris von Morningstar fordern die Fondsgesellschaften deshalb auf, die Erfolgsgebühr in den Unterlagen so offenzulegen, dass sie jeder Anleger sofort erkennen kann. Beispielrechnungen sollen verdeutlichen, unter welchen Marktbedingungen sich die Gebühren wie auswirken können.

Die Anleger müssen selbst aktiv werden, wenn sie mehr an der Fondsrendite partizipieren wollen.

Denn es gibt viele Möglichkeiten, bei den Gebühren zu sparen. Investoren, die bereits ihre Wahl getroffen haben und über die ausgewählten Fonds gut informiert sind, benötigen keinen Bankberater mehr. Sie können sich zum Beispiel an freie Fondsvermittler wenden. Diese bieten häufig eine große Auswahl an Fonds an. Den Ausgabeaufschlag lassen sie entweder komplett weg oder aber geben einen Rabatt. Sie kassieren ihre Provisionen direkt von der Fondsgesellschaft und bekommen zusätzlich eine jährliche Bestandsprovision. Ihre Aufgabe ist es, Kaufanträge für Fonds an die Fondsgesellschaften weiter zu leiten. Verwahrt werden die Anteile bei den Fondsgesellschaften – zu deren Konditionen.

Allerdings sollten Anleger bei der Wahl des Vermittlers große Vorsicht walten lassen. Wer auf rasche Bezahlung und auf einen schnellen Abschluss drängt oder gar eine Vollmacht verlangt, scheidet aus. Moderate Depotpreise und Rabatte auf den Ausgabeaufschlag sind die Argumente, mit denen die Discountbroker und Direktbanken versuchen, die Kunden zu überzeugen. Der Kontakt ist allerdings ausschließlich über Telefon, Fax oder Internet möglich. Eine Beratung gibt es nicht. Wer selbst sehr gut informiert ist, kann auf diesem Weg viel Geld sparen. Allerdings gibt es auch bei diesen Anbietern große Preisunterschiede, so dass ein Vergleich vonnöten ist.

Fonds über Börse

Ein weiterer Weg, Fondsanteile zu erstehen, ist der Kauf über die Börse. Dort können auch private Anleger handeln. Allerdings benötigen sie die Unterstützung ihrer Bank. Die verlangt aber auch wieder Ordergebühren, Börsenmakler berechnen ebenfalls Gebühren. Beim späteren Verkauf fallen die gleichen Kosten wieder an. Niels Nauhauser sieht die Diskussion um die Gebühren ganz pragmatisch: „Wer sich für aktiv gemanagte Fonds entscheidet, den interessieren die Gebühren nicht. Diese Anleger richten sich nach den Rankings, die die erzielten Gewinne der Vergangenheit ausweisen. Für die Zukunft gibt es aber keine Garantien.“ Er setzt ganz auf Indexfonds. Denn Kosten wie Ausgabeaufschlag, Management- oder Erfolgsgebühren fallen dabei erst gar nicht an. Außerdem gibt es nur wenige Fonds, die besser abschneiden als der zugrunde gelegte Index.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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