Runder Tisch zur Weltgesundheit
Es sollte eine innovative Konferenz mit neuen Rahmenbedingungen sein. Erstmalig sei es nach Auskunft der Initiatoren gelungen, Akteure aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Industrie, Zivilgesellschaft sowie internationale Politiker an „einen Tisch“ zu holen und somit „Koordiniertes Handeln“ für ein gemeinsames Ziel zu ermöglichen: Gesundheit für alle, auf höchstmöglichen Niveau. Prof. Detlev Ganten, Präsident des WHS, erklärte: „Gesundheit ist ein Grund- und Menschenrecht, und zum ersten Mal in der Geschichte ist Gesundheit global für alle Menschen realisierbar. Aber das ist nur möglich, wenn alle Akteure […] zusammen agieren.“ Politiker, Vertreter von Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie Wissenschaftler aus über sechzig Ländern debattierten über eine Anhebung der weltweiten Gesundheitsstandards. Dazu erklärte Thomas de Maiziere, Chef des Bundeskanzleramtes: „Die Initiative der Charité, jährlich eine globale Konferenz zu organisieren, die sich den gesundheitlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts widmet, verdient Unterstützung.“
Zu den herausragenden Themen des Gipfels zählten Prävention, Bekämpfung von Pandemien, Infektionskrankheiten, Zugang zu den Gesundheitssystemen, personalisierte Medizin, Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit, Gesundheitswirtschaft sowie Finanzierungsfragen der Gesundheitssysteme. Prof. Karl M. Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité, fügte hinzu: „Wie kaum etwas anderes ist Gesundheit für Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Thema und muss auf der globalen Agenda ganz oben stehen. Die akademische Medizin hat ihre Verantwortung gegenüber der Menschheit wahrzunehmen. Die Charité macht das seit beinahe 300 Jahren und wird auch in der Zukunft Spitzenforschung betreiben.“ Die Berliner Charité habe somit eine lange Tradition und stehe seit jeher in engem Kontakt auch zu anderen Akteuren, wie etwa der Politik. Daher sei sie der geeignete Austragungsort für den Gipfel.
Ein Ergebnis des Gipfels ist die M8 Alliance, eine von der Charité ins Leben gerufene Koalition international renommierter medizinischer Einrichtungen und Akademien der Wissenschaften. Ziel der Allianz sei es, so das Organisationskomitee, Lösungen in Form von Modellen und Handlungsanweisungen zu erarbeiten sowie ein Bewusstsein für die Dringlichkeit von globalen gesundheitlichen Belangen zu schaffen.
Am Rande der Veranstaltung wurde Kritik laut: Auf der, von medico international e.V. organisierten Alternativkonferenz „Public Eye on Berlin“ kamen die Gegner des WHS zusammen. Sie erklärten, dass der WHS keine geeignete Plattform sei, um weltweite Gesundheitsprobleme zu bekämpfen. Katja Maurer, Pressesprecherin von medico international e.V.: „Es ist wichtig, über die Weltgesundheit nachzudenken. Laut Unicef sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Kinder an Durchfallerkrankungen.“ Der WHS aber nehme sich dieser zentralen globalen Gesundheitsprobleme nicht an, sondern ziele vielmehr darauf ab, die Netzwerke zwischen Pharmaindustrie und Forschung zu verdichten. Zudem könne die Veranstaltung ihrem Nahmen nicht Rechnung tragen. Ein Weltgesundheitsgipfel sollte, laut medico international e.V., das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Partizipation als Grundvorraussetzung für Gesundheit in den Vordergrund stellen und darüber hinaus eine Forschung fördern, die konsequent an den Gesundheitsbedürfnissen der Menschen ausgerichtet ist. Kritisiert wurde auch, dass der Gipfel im Vorfeld unzureichend in der Öffentlichkeit angekündigt wurde. Der nächste WHS findet vom 10. bis 13. Oktober 2010 in Berlin statt. sf