Konservierende Zahnheilkunde

Amalgam oder Komposit (Klasse-II) bei jungen Patienten

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Heftarchiv Zahnmedizin
Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, die Materialwahl von Zahnärzten bei Klasse-II-Kavitäten zu untersuchen. Die Zahnärzte sollten die nach ihrer eigenen Überzeugung beste Restaurationstechnik beziehungsweise das beste Material auswählen.

Traditionell bedingt und in Ermangelung von preisgünstigen Alternativmaterialien wurden Klasse-II-Kavitäten insbesondere im letzten Jahrhundert fast ausschließlich mit Amalgam restauriert. Infolge der Diskussionen über die eventuell schädlichen Wirkungen des im Amalgam enthaltenen Quecksilbers auf den Patienten und die Belastung der Umwelt durch Quecksilber wurde die Anwendung von Amalgam stark reduziert. In Skandinavien halten die Empfehlungen der Gesundheitsministerien die Zahnärzte an, die Verwendung von Amalgam weitgehend zu vermeiden und in möglichst allen Fällen alternative Füllungsmaterialien zu verwenden. Dies führte im zurückliegenden Jahrzehnt innerhalb der konservierenden Zahnheilkunde zu einer häufigeren Nutzung von adhäsiv zu verarbeitenden Materialien und zu minimal invasiven Präparationskonzepten. Seit 2008 bestehen in Norwegen gesetzliche Einschränkungen für Quecksilberprodukte. Diese Einschränkungen gelten auch für das Quecksilber in Zahnfüllungsmaterialien. In Norwegen dürfen Zahnmediziner Amalgam nur noch verwenden, wenn es als einziges Füllungsmaterial indiziert ist.

Die adhäsiv zu verarbeitenden Materialien waren und sind sehr techniksensitiv. Sie besitzen eine stärkere Plaqueanhaftung, sie zeigen eine höhere Sekundärkariesrate und ihre Lebenszeit ist somit kürzer als die von Amalgam. Komposite, Kompomere und Glasionomerzemente sind chemisch sowie physikalisch betrachtet sehr unterschiedliche Füllungsmaterialien. Die Anwendungsgebiete für diese Füllungsmaterialien waren und sind dementsprechend sehr unterschiedlich.

Durchgeführt wurde die Studie von 2001 bis 2004 vom öffentlichen zahnärztlichen Gesundheitsdienst in Bergen (Norwegen). Während dieses Zeitraums wurden von 60 Zahnärzten 4 030 Klasse-II-Kavitäten in der bleibenden Dentition bei 1 912 Patienten versorgt. Die meisten Probanden hatten das 25. Lebensjahr noch nicht erreicht. Anhand eines Fragebogens wurden für jede Restauration Informationen über das Alter und das Geschlecht des Patienten, der Grund für die Füllung, der DMFT-Index, die Mundhygiene sowie die Größe und die Ausdehnung der Kavität erfasst.

Die am häufigsten verwendeten Materialien waren Komposite (81,5 Prozent), gefolgt von Kompomeren (12,7 Prozent), Amalgam (4,6 Prozent) und Glasionomerzement (1,2 Prozent). Amalgam wurde somit selten als Füllungsmaterial verwendet. Fünf Zahnärzte legten ausschließlich Kompositfüllungen. Ein Zahnarzt legte mit 472 Restaurationen 92,7 Prozent der gesamten Kompomerfüllungen. Der Einfachheit halber wurde bei der allgemeinen Bewertung der Wahl der Füllungsmaterialien lediglich zwischen Amalgam und zahnfarbenen Restaurationen unterschieden. Hierbei erhielten weibliche (3,8 Prozent) und jüngere (unter zwölf Jahren; 2,1 Prozent) Patienten seltener Amalgamfüllungen als männliche (7,6 Prozent) und jugendliche (über 16 Jahren; 8,2 Prozent) Patienten. Patienten mit einem DMFT-Index über 12 (11,2 Prozent) oder einer tiefen Dentinkaries (9,9 Prozent) erhielten hingegen häufiger Amalgamfüllungen als Patienten mit einem DMFT-Index unter 5 (2,0 Prozent) und/oder Patienten mit kariösen Läsionen, die gerade das Dentin erreicht hatten (4,9 Prozent). Amalgam wurde häufiger in Molaren (8,1 Prozent) als in Prämolaren (1,5 Prozent) eingesetzt.

Die Zahnärzte ließen sich offenbar durch Geschlecht, Alter, Zahn und Kariestiefe bei ihrer Materialauswahl beeinflussen. Amalgamfüllungen wurden bei weiblichen Patienten seltener eingebracht als bei männlichen. Bei einem hohen DMFT-Index oder bei einer Karies profunda wurde überdurchschnittlich oft Amalgam angewendet. Bei Patienten mit unzureichender Mundhygiene besteht bei Füllungen mit Kompositen ein 3,5-mal höheres Sekundärkariesrisiko als bei Füllungen mit Amalgam. Bei durchschnittlich guter Mundhygiene haben Komposit und Amalgam vergleichbare Sekundärkariesraten, vorausgesetzt, es erfolgt eine korrekte Anwendung der Materialien. Die Untersuchung belegt, dass Amalgam weitgehend durch Komposit als vorherrschendes Füllungsmaterial für Klasse-II-Kavitäten verdrängt wurde. Es sollte in zukünftigen Studien untersucht werden, ob sich seit dem Verbot von Quecksilber im Jahre 2008 die Überlebens- und die Sekundärkariesrate von Füllungen in Norwegen verändert haben und ob sich eventuell ein Nachteil bei der Versorgung von bestimmten Kavitätengrößen ergeben haben könnte.

Quelle: Vidnes-Kopperud S, Tveit AB, Gaarden T, Sandvik L, Espelid I. Factors influencing dentists’ choice of amalgam and tooth-colored restorative materials for Class II preparations in younger patients. Acta Odontol Scand 2009; 67(2): 74-79.   

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