Ausbildungssituation in den Freien Berufen

Bewerbermangel droht

sg

Die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt in den Freien Berufen ist zwar derzeit noch entspannt. Dennoch droht in Zukunft ein Bewerbermangel. Dies ist einer Stellungnahme des Berufsverbands Freier Berufe (BFB) zu entnehmen. So wurden im Frühjahr bereits rund 9 500 Verträge abgeschlossen, das sind rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. BFB-Präsident Dr. Ulrich Oesingmann rechnet bei der Schlussrechnung zum 30. September mindestens mit einem gleich guten Ergebnis wie im Vorjahr, in dem 42 675 Neuverträge abgeschlossen wurden. Oesingmann: „Es zeigt sich, dass – anders als im produzierenden Gewerbe – die Wirtschafts- und Finanzkrise auch im zweiten Jahr so gut wie keine Auswirkungen auf das Ausbildungsengagement und das Bereitstellen von Ausbildungsplätzen bei den Freien Berufen hat.“

Dennoch sei ablesbar, dass sich aufgrund des demographischen Wandels die Situation auf dem Ausbildungsmarkt auch bei den Freien Berufen immer mehr vom Lehrstellenmangel hin zum Bewerbermangel entwickelt. Wo sich früher noch bis zu 20 Bewerberinnen auf eine Ausbildungsstelle zur Medizinischen Fachangestellten beworben hätten, seien es heute zum Teil nur noch fünf oder noch weniger. Damit verringere sich die Auswahlmöglichkeit, so dass immer häufiger auch Jugendliche eingestellt werden, die zusätzlicher Hilfen bedürfen, um eine Ausbildung erfolgreich zu Ende zu führen. Da sich das Ausbildungshemmnis der mangelnden Ausbildungsreife nicht von heute auf morgen beseitigen lasse, müssten andere Wege der Nachqualifizierung gefunden und entwickelt oder vorhandene stärker genutzt werden. Hierzu böten sich etwa die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagenturen an. Mit diesen – von den Agenturen finanzierten – Hilfen können Jugendliche durch Förderung des Erlernens der berufsspezifischen Fachtheorie, durch Stützunterricht zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten sowie durch sozialpädagogische Begleitung unterstützt werden.

So könnte Jugendlichen die Chance auf eine erfolgreiche Ausbildung gegeben werden, die auf den ersten Blick nicht in das Bewerbungsprofil passten. Ferner sollte erwogen werden, das äußerst erfolgreiche Instrument der Einstiegsqualifizierung (EQ) – von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Praktika, die als Brücke in Ausbildung dienen –, flächendeckend auch bei den Freien Berufen einzusetzen.

Mit der EQ könnten Freiberufler die jungen Menschen kennenlernen und sie in der täglichen Praxis betrachten. Dabei habe sich oftmals herausgestellt, dass viele Jugendliche, die auf den ersten Blick das Bewerberprofil klar verfehlen, sich als hervorragende Auszubildende herausstellten. Rund zwei Drittel der EQler werden anschließend in eine Ausbildung übernommen.

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.