zm-100 JAHRE

Für die Sache – für die Leser

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Nicht viele Zeitschriften in Deutschland können auf eine so lange Zeit ihres Erscheinens zurückblicken wie das Verbandsorgan der zentralen zahnärztlichen Standesorganisationen. Es spiegelt die wechselvolle Historie der deutschen Zahnärzteschaft vom Kaiserreich bis zur Berliner Republik. Kurz und notwendigerweise unvollständig präsentieren wir hier die Geschichte einer Verbandszeitschrift mit Schwerpunkt und Beginn nach dem Zweiten Weltkrieg.

Endlich“, das war die Überschrift, die der Verbandvorsitzende Dr. Fritz Linnert seinem Geleitwort auf Seite 1 der Ausgabe 1 der „Zahnärztlichen Mitteilungen“ vom 1. November 1948 gab. Direkt nach der Wiedergründung des Berufsverbands, so schreibt er, werde als besonders vordringlich die Herausgabe eines Verbandsorgans angesehen, „denn gerade das Fehlen eines solchen hat viele Störungen in unserem Berufsleben hervorgerufen“. Das am Ende seines Geleitworts formulierte Ziel der zm, „die Erhaltung und Förderung eines guten und gesunden Zahnärztestandes in Deutschland“, hat sich in den seitdem vergangenen 62 Jahren nicht geändert.  “   

Der Anfang einer neuen Organisation der Zahnärzteschaft war schon zu Beginn des Jahres 1946 gemacht worden, als der frühere Präsident des Reichsverbands bis 1933, Dr. Fritz Linnert, von Nürnberg aus Vertreter verschiedener früherer Organisationen zusammenführte und einen „Interzonenausschuss der Zahnärzte“ gründete. Ihm folgte im Juni 1948 in Rothenburg/Tauber die Gründung des „Verbandes der deutschen Zahnärztlichen Berufsvertretungen“ (VDZB), mit Dr. Fritz Linnert und Dr. Erich Müller-Altona, als Erstem und Zweitem Vorsitzenden, mit Sitz in Nürnberg. Einer der ersten Mitarbeiter des neuen Verbands war Dr. Kurt Maretzky, der aufgrund langer Erfahrung als Schriftleiter der „Mitteilungen der Zahnärztekammer für Preußen“ sofort die Aufgaben des „Hauptschriftleiters“, der neuen alten zm übernahm.

Im ersten Jahr 1948 der neuen Zeitschrift, die jetzt auch das Kürzel „zm“ im Titel trug, erschienen noch vier Ausgaben in vierzehntägigem Rhythmus. Während die ersten Hefte noch 16 Seiten stark waren, musste der Textteil bald auf 24 und sogar 36 Seiten ausgedehnt werden. Man blieb aber, vor allem aus ökonomischen Gründen, beim vierzehntägigen Erscheinen (bis heute) und konnte so die Belastungen für die Kollegenschaft gering halten (ebenso bis heute).

Hilfe für die Leser

Die Bedeutung einer wieder zentralen Vertretung der Zahnärzteschaft und insbesondere einer fachkundigen, aktuellen Information der Mitglieder in diesen Jahren einer fast vollständig zerstörten und zersplitterten Infrastruktur Deutschlands lässt sich heute kaum noch ermessen. Wenn man heute liest, wie ausführlich und genauestens in den zm über das jeweilige Thema berichtet wurde, lässt sich das nur erklären durch die sonstige Uninformiertheit und Isolation der Kollegenschaft, nach Krieg, Bombenzerstörung, mangelnden Verkehrsmöglichkeiten und fehlenden Medien, vor allem angesichts der viel drängenderen Tagessorgen und elementaren Bedürfnisse.

Hilfe und Motivation für die Leser war deshalb die oberste Aufgabe. Viele geflohene, vertriebene oder aus Gefangenschaft zurückkehrende Zahnärzte standen vor dem Nichts. Sie stellten den Großteil der Not leidenden Kollegen, dem bei einer völlig versagenden Pauschalhonorierung ein ebenso großer Anteil Not leidender Patienten gegenüberstand.

Ein Aufruf zur Flüchtlingshilfe für Kollegen und deren Familien für eine schon 1946 von Zahnärzten gegründete Initiative war deshalb eine der ersten zm-Aktionen. Viele aus der Vorkriegszeit schon bekannte Persönlichkeiten waren zm-Autoren der ersten Hefte und Jahrgänge; Namen wie Erich Müller-Altona, Karl Winter, Carl Fabry, Hermann Euler, Hans Joachim Tholuck, Fritz H. Witt und Robert Venter finden sich immer wieder auf den zm-Seiten.

Die Leistung von Dr. Fritz Linnert

Drei der ersten großen Probleme der Verbandsarbeit waren zugleich die immer wiederkehrenden Themen der zm-Berichterstattung dieser Zeit: die Beseitigung des Dualismus von Zahnärzten und Dentisten, die schon im Jahre 1946 von beiden Seiten in Rothenburg/Tauber vorbereitet wurde, sowie zweitens „Der Zahnarzt in der Sozialversicherung“, hier als Referat des Dr. Erich Müller-Altona auf der ersten ordentlichen Hauptversammlung des VDZB in Wiesbaden, in voller Länge in den zm wiedergegeben und immer wieder als Thema in der Zeitschrift behandelt. Ein drittes gleichgewichtiges Anliegen der Zahnärzteschaft, die Forderung nach Niederlas sungsfreiheit, wurde von Dr. Maretzky schon in Heft 4/1949 ausführlich begründet.

Auch drei personelle Ereignisse dieser Zeit haben die Verbandsarbeit und die Inhalte der zm besonders geprägt: Als erstes der frühe Tod des Verbandsvorsitzenden Dr. Fritz Linnert im Oktober 1949, der vor und nach dem Kriege Großes für den Berufsstand geleistet hatte – ein Standesvertreter, der national und international gewürdigt, ein Verlust, der über viele zm-Hefte beklagt wurde. Sein bisheriger Stellvertreter Dr. Erich Müller-Altona wurde als Nachfolger gewählt und hat mit ebenso großer Leistung und Bedeutung die Verbandsarbeit in den folgenden eineinhalb Jahrzehnten bestimmt.

Und schließlich ist im Jahr 1951 Dr. Dr. Karl Michael Hartlmaier in die Dienste des Verbands getreten und hat als Maretzkys Vertreter und zm-Redakteur ganz neue Elemente der Informationspolitik eingeführt und gestaltet. Er wurde zum Motor der Öffentlichkeits- und Pressearbeit und erweiterte das

Themenspektrum der zm jenseits der zentralen zahnärztlichen Fragen. Das Redaktions-Duo Maretzky und Hartlmaier war eine glückliche Kombination und hat zu der dominierenden Stellung der zm geführt, die sie trotz aller wachsenden Konkurrenz bis heute erhalten hat.

Die Zeitschrift, deren Redaktion mit dem Verband inzwischen von Nürnberg nach Köln umgezogen und zum Schmidt-Verlag in Bielefeld gewechselt war, bot unter dem neuen Duo neben den natürlich dominierenden Schwerpunkten Fortbildung und Berufspolitik vermehrt beispielsweise sozialpolitische Umschau, Steuerrecht, Steuerpraxis und Versicherungsfragen sowie manches andere aus Technik und Verwaltung an.

Höhepunkte der Berufsgeschichte

Ein Höhepunkt in der Berufsgeschichte und in den Heften der zm sind die Ereignisse der Jahre 1952/1953: Am 31. März 1952 wurde das Zahnheilkundegesetz erlassen. Die Zahnheilkunde der Bundesrepublik Deutschland wurde damit auf eine fachlich-juristisch-politische Gesetzesgrundlage gestellt und zugleich der Dentistenberuf in die Zahnärzteschaft integriert, der jahrzehntelange Dualismus beseitigt. Und als Folge davon wurde am 14. April 1953 in Rothen burg/Tauber der „Bundesverband Deutscher

Zahnärzte“ (BDZ) aus der Verschmelzung der Spitzenverbände der Zahnärzte VDZB und der Dentisten VDD mit den Präsidenten Dr. Erich Müller-Altona und August Siebecke gegründet.

Der neue BDZ umfasste nun rund 30 000 Berufsangehörige, die zm übernahmen die Leser der bisherigen Dentisten-Zeitschrift DDZ und verdoppelten so ihren Leserkreis. In einem Sonderheft wurde dieser Schritt in eine neue Ära der Verbandsgeschichte mit zwei großen Festbeiträgen der Präsidenten Müller-Altona und Siebecke gewürdigt. Von nun an gab es auch eine Pressestelle des BDZ, die von Dr. Hartlmaier zum Vorbild für weitere spätere Initiativen der Zahnärzte gestaltet wurde.

Es fällt auf, dass sich die zm in der Folgezeit beson ders stark für zahnmedizinische Probleme engagierte. So zum Beispiel in umfangreichen Berichten über die Zahnärztekongresse der DGZMK, durch werbende Beiträge über die Aktivitäten des Deutschen Ausschuss für Jugendzahnpflege (DAJ). Diskussionen zur Ernährung (Zucker!) und zur Fluorid-Prophylaxe nahmen breiten Raum ein, ebenso Nachrichten aus der Dentalwirtschaft. Und immer mehr berücksichtigt wurden regionale Informationen über das wachsende Engagement der Zahnärztekammern in der Fortbildung.

Organ der neuen KZBV

Das Jahr 1955 bringt mit dem Gesetz über das Kassenarztrecht einen dritten wichtigen Einschnitt in der Berufsgeschichte. Die im Jahr zuvor gegründete Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) wird durch dieses Gesetz zu einer Körperschaft des öffentlichen Rechts und wird zunächst in Personalunion mit dem BDZ geführt. BDZ-Präsident Müller- Altona ist zugleich Vorsitzender der neuen KZBV; beide Verbände ziehen jetzt um in ein neu erstelltes Verwaltungsgebäude in der Kölner Universitätsstraße. Und die zm sind jetzt auch das Organ der KZBV mit umfassenden neuen Aufgaben.

Es geht für die Verbände und ihre Zeitschrift viel mehr als bisher um Fragen der Gesetzlichen Krankenversicherung mit vielen neuen Themen in einer neuen Position. Denn die KZBV ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts vielfach gesetzlich gebunden und damit nicht frei für manche Ziele. Das brachte sehr schnell Opposition aus der Zahnärzteschaft, vor allem aus Kreisen der „Notgemeinschaft deutscher Zahnärzte“, dem späteren „Freien Verband Deutscher Zahnärzte“ (FVDZ). Man warf der KZBV immer wieder vor, weniger ein Organ der Zahnärzteschaft als vielmehr eins des Staates zu sein. Und man griff in teilweise persönlich zugespitzter Polemik den Verband und nicht zuletzt die zm-Redaktion an. Einige Versuche zu Befriedung und Konsens blieben lange ergebnislos.

Partnerschaft mit Ärzte-Verlag

Im Jahre 1957 wechselten die zm vom Biele felder Schmidt-Verlag zum Deutschen ÄrzteVerlag in Köln. Hatte es noch 1951 einen Jahresumfang der zm von 685 Seiten, davon 129 Anzeigenseiten, gegeben, so waren daraus 1955 schon 1 128 Seiten mit 420 Seiten Anzeigen geworden. Der Ärzteverlag, der zu dieser Zeit bereits eine ganze Reihe ärztlicher Zeitschriften betreute, bot neben der räumlichen Nähe auch verbesserte Chancen der Anzeigenwerbung, die sich in einer mehr als fünfzigjährigen Zusammenarbeit bis heute auch realisiert haben. Der Anschluss des Saarlands im gleichen Jahr erhöhte noch einmal die Reichweite der zm.

Der Übergang zu den 60er-Jahren brachte wieder wichtige politische Ereignisse mit Konsequenzen für die Zahnärzteschaft: Als erstes eine lang andauernde Reformdiskussion um ein Krankenversicherungs-Neuregelungsgesetz (KVNG). 1961 kam durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Zulassungsfreiheit zur Kassenpraxis, 1962 die grundlegende Neugestaltung der Gebührenfrage durch den „Bewertungsmaßstab für die kassenzahnärztlichen Leistungen“ (Bema). Dem folgte 1965 der Erlass der Bundesgebührenordnung (Bugo). Dies alles forderte aufwendige Information und Erläuterung in den zm und brachte erneut viel Kritik von Oppositionsseite, vor allem vom Freien Verband.

Ein markanter Punkt in der zm-Geschichte ist 1962 der erste Wechsel in der Position des „Hauptschriftleiters“. Dr. Kurt Maretzky übergab die Redaktionsleitung an seinen langjährigen Stellvertreter Dr. Dr. Karl Michael Hartlmaier. Dipl.-Volkswirt Hans Paul Reckort trat neu in die Redaktion ein. Beide wurden unterstützt durch Male Noever als Redaktionsassistentin, die schon seit Anbeginn für die Zeitschrift tätig gewesen war. Danach wurde vieles im Heft neu gestaltet. Aus dem zweispaltigen wurde ein dreispaltiger Umbruch. Mehr Farbe kam ins Heft. Dr. Karlheinz Kimmel, der schon lange den zm verbunden war, wurde zum ständigen freien Mitarbeiter für das weite Gebiet der Materialien, Geräte, Instrumente, Ergonomie. Und Justitiar Dr. Heribert Pohl wurde häufiger Autor juristischer Themen.

Die Ära Dr. Dr. Hartlmaier

Das Engagement und Ansehen des BDZ-Präsidenten Dr. Erich Müller-Altona auf internationaler Ebene führte dazu, dass auch die zm, besonders der spätere Chefredakteur Reckort, sich mehr mit der FDI (Fédération Dentaire Internationale) beschäftigten, mitarbeiteten, berichteten und für die Mitgliedschaft unter den Zahnärzten warben. Höhepunkte dieses internationalen Engagements waren die FDI-Kongresse 1962 in Köln, später 1980 in Hamburg, 1992 in Berlin und vor allem die FDI-Präsidentschaften zweier deutscher Zahnärzte: Dr. Erich Müller-Altona 1962 und Dr. Rolf Braun 1978.

1966 ging die Ära des langjährigen BDZ-Präsidenten und KZBV-Vorsitzenden Dr. Erich Müller-Altona zu Ende. Ihm folgten Dr. Walter Knott als Präsident und Dr. Arthur Siebert als Vorsitzender, vier Jahre später dann Dr. Herbert Veigel und Dr. Karl Eichinger. In der hohen Politik hatte man es inzwischen unter anderen mit den fürs Gesundheitswesen zuständigen Ministerinnen Elisabeth Schwarzhaupt, Katherina Focke und Käthe Strobl zu tun.

Die zm-Redaktion und die Pressestelle wurden jetzt mehr und mehr dadurch gefordert, dass die Zahnärzte ein bevorzugtes Thema in der Öffentlichkeit wurden. Sie wurden, unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund, als Kostentreiber diffamiert. Aufgeregte Dispute gab es um Gold und Amalgam. Es gab Kampagnen gegen die Fluoridierung in Zeitschriften und im Fernsehen. Die Verbände mussten mit Pressekonferenzen und mithilfe der zm dagegenhalten. Ziel vieler Angriffe war die freiberufliche Praxis, sozialdemokratische Ideologie bestimmte mehr und mehr die Gesundheitspolitik.

Opposition des Freien Verbands

Die Siebzigerjahre waren in der Zahnärzteschaft, in den Verbänden und in deren Publikationsorgan zm vom Streit um die Regelung der Prothetik in der Gesetzlichen Krankenversicherung geprägt. Am 24. Januar 1974 hatte das Bundessozialgericht entschieden, dass Prothetik-Leistungen zur kassenzahnärztlichen Versorgung gehörten und folglich in Verträgen zwischen Kassen und Zahnärzten zu regeln seien. Die KZBV schloss noch in diesem Jahr gegen starken Widerstand des Freien Verbands entsprechende Verträge mit den Kassenverbänden ab. Es folgte ein jahrelanger Meinungsstreit zweier gegensätzlicher Gruppierungen, an deren Spitze einerseits der 1974 gewählte KZBV-Vorsitzende Dr. Ekkehart Huber und andererseits der Freiverbandsvorsitzende Dr. Helmut Zedelmaier standen. Der Streit wurde zu einem nicht geringen Teil in den zm und in der Zeitschrift des Freien Verbands oft mit heftiger und zum Teil persönlicher Polemik ausgetragen.

Schon bald zeigte sich ein Kostenschub als Folge des erweiterten Leistungskatalogs, eine Entwicklung, die zur Kostendämpfungspolitik der Achtzigerjahre führte – Probleme, die die Arbeit der zm-Redaktion in den folgenden Jahren bestimmen sollten; Stichworte dazu sind das Kostendämpfungsgesetz (KVKG) und die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen.

Ende 1976 schied Dr. Dr. Hartlmaier aus Altersgründen als zm-Hauptschriftleiter aus, übernahm aber sogleich die Geschäftsführung des DAJ, des Deutschen Ausschusses für Jugendzahnpflege, für den er sich schon als Redakteur immer besonders eingesetzt hatte. Chefredakteur wurde jetzt der bisherige Stellvertreter, Dipl.-Volkswirt Hans Paul Reckort. Als neuer Stellvertreter trat Dr. Ekkhard Häussermann in die Redaktion ein. Die zm erhielten ein neues Profil, was wenig später zur Einstellung einer professionellen Layouterin und einer Titel-Neugestaltung führte.

Die zm mit neuem Gesicht

Die neu geschaffenen Rubriken „Die andere Meinung“ und der „Gastkommentar“ gaben außenstehenden Autoren die Möglichkeit, ihre Meinung in den zm zu veröffentllichen – was bis heute noch gilt! Bekannte Namen aus der damaligen Journalisten-Szene wie Dr. Heinz Epping, Walter Kannengießer, Günther Windschild, Hans-Ulrich Spree und Jürgen Forster gaben den zm zusätzliches Gewicht. Hier ist es auch angebracht, rückblickend die Namen einiger Persönlichkeiten zu nennen, die für die Gesundheitspolitik dieser Zeit und für die zm eine Rolle spielten: Margot Kalinke, H.H. Schmidt-Kempten, Hans Katzbach, Eugen Glombig, Thomas Ruf, Dr. Hanna Neumeister, Dieter Julius Cronenberg, Irmgard Adam-Schwätzer und später die Minister(-in) Herbert Ehrenberg, Heiner Geißler, Rita Süßmuth und Norbert Blüm.

Anfang 1978 wurde vor allem als Ergebnis des Prothetik-Streits mit dem Vorsitzenden Dr. Helmut Zedelmaier ein neuer KZBV- Vorstand gewählt, der uneingeschränkt die Politik des Freien Verbands verfolgen sollte. Das führte natürlich zu Irritationen zwischen Verbandsführung und Verwaltung, und insbesondere die zm-Redaktion hatte es wegen ihrer bis dahin gezeigten Loyalität schwer, von der neuen berufspolitischen Richtung akzeptiert zu werden. Sie hat diese Loyalität dann aber in den folgenden gesundheits- und standespolitischen Stürmen auch der neuen Führung bewiesen.

Das Heft wird bunter

Die zm bleiben bei ihrem Konzept vielfältiger Berichterstattung und beweisen das durch in Inhalt, Umfang und moderner Gestaltung wachsende Hefte. Mit Dipl.-Volkswirt Hartmut Friel wurde ein weiterer Redakteur eingestellt, der dann in einer neuen Arbeitsteilung der Redaktion vor allem für die Politik der KZBV steht und die wachsenden organisatorischen Aufgaben als „Chef vom Dienst“ übernimmt.

Von da an gab es viele neue Themen in den zm: erste Berichte über elektronische Abrechnung, laufende journalistische Begleitung des gerade neu gegründeten „Forschungsinstituts für die zahnärztliche Versorgung“ (FZV), dem späteren „Institut der Deutschen Zahnärzte“ (IDZ), sowie immer wieder Neues über die „Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen“, deren Vergütungsempfehlung 1979 abgelehnt wurde. Neue Rubriken wie Reiseberichte, Auto Kritiken, Altersversorgung und Neues aus der Medizin bereichern das Heft. Eine neue Fotosatz-Anlage beschleunigt die Herstellung des Heftes im Verlag, der Service der Post allerdings macht Sorgen um die Pünktlichkeit der Auslieferung.

Mit der Wahl von Dr. Horst Sebastian bekam die Verbandspolitik des BDZ eine neue Dimension. Einerseits verstärkte der neue Präsident die internationalen Aktivitäten, andererseits konzentrierte er den Blick auf gesellschaftliche und kulturelle Aspekte des Freien Berufs Zahnärztin/Zahnarzt. Unter Sebastians Präsidentschaft erlebten die Zahnärzte-Bibliothek und das Zahnärzte-Museum in Köln Blütezeiten, wurden die gesellschaftlich-kulturellen Beiträge des Standes herausgestellt und soziologische Themenstellungen behandelt – Aspekte, von denen die zm für ihre Berichterstattung profitieren und sich profilieren konnten.

Man sprach vom „Dritten Programm“ neben Fortbildung und Berufspolitik.

Beispiel eines Jahres

Am Beispiel eines Jahrgangs, des Jahres 1985, sei gezeigt, welche Vielfalt von Ereignissen die Zahnärzteschaft und die zm allein in zwölf Monaten zu bewältigen hatten:

• Das erheblich erweiterte Verwaltungsgebäude von BDZ und KZBV an der Kölner Universitätsstraße wird bezogen.

• Rita Süssmuth löst Heiner Geißler als Gesundheitsministerin ab.

• Dr. Horst Sebastian wird als BDZ-Präsident wiedergewählt, Vizepräsidenten werden Adolf Schneider und Dr. Gallus Sauter.

• Der Erweiterte Bewertungsausschuss beschließt gegen die Zahnärzte Abwertungen bei Prothetik und Kieferorthopädie und Aufwertung bei Kons.

• Die „Aktion Zahnfreundlich“ wird gegründet.

• In einer „Monitor“-Sendung des WDR wird die Fluoridierung schwer verunglimpft und damit der Gruppenprophylaxe großer Schaden zugefügt.

• Die KZBV verweigert die Teilnahme an der Konzertierten Aktion wegen der Politik des Ministers Norbert Blüm.

• Die neue Medizingeräte-Verordnung gilt jetzt auch für Zahnarztpraxen.

• Die zm-Redaktion stellt ihr neues Bildschirmtext-Angebot (BTX)vor.

Zusätzlich „zm-aktuell“

Die Medienlandschaft veränderte sich in den Achtzigerjahren recht schnell. Die zm-Redaktion baute ein Bildschirmtext- Programm (BTX) auf, das sich aber ganz allgemein nicht durchsetzte. Konkurrierende Zeitschriften, insbesondere „Die Zahnarzt Woche“ mit wöchentlichem Erscheinen waren Anlass, die Produktionszeiten zwischen Redaktionsschluss und Erscheinungstag immer weiter zu verkürzen, um aktuell zu sein. Dies führte auch dazu, dass für drei Jahre, von 1989 bis 1991 in den Wochen zwischen zwei zm-Heften eine achtseitige „zm aktuell“ erschien, die – in lockerer Aufmachung – zugleich ein geeignetes Instrument in neuen berufsinternen Auseinandersetzungen wurde. Einerseits geriet die KZBV unter dem Vorsitzenden Wilfried Schad wieder in Gegensätze zu Extrempositionen des Freien Verbands, der den Auszug aus der Gesetzlichen Krankenversicherung propagierte (Korb-Modell), andererseits spaltete der Austritt dreier Zahnärztekammern den BDZ, was beides zu viel Polemik mit üblen Folgen für das Außenbild der Zahnärzteschaft führte. Die zm, deren Chefredaktion 1991 Dipl.-Volkswirt Hartmut Friel übernahm, stand zu dieser Zeit oft im Zentrum der Kritik der oppositionellen Berufspolitik.

Gleichzeitig mit diesen Auseinandersetzungen brachten die deutsche Wiedervereinigung, der Eintritt der mitteldeutschen Zahnärztekammern und der Aufbau neuer KZVen den zm eine weitere Verbreitung und viele neue Tätigkeiten und Reisen in die neuen Länder mit Berichten von beiden für beide Seiten. Mit der Überwindung der Spaltung des seit 1992 als „Bundeszahnärztekammer“ firmierenden BDZ und der Wahl von Dr. Fritz-Josef Willmes einerseits und von Dr. Karlhorst Schirbort als KZBV-Chef wurden viele der vorherigen Differenzen überwunden. Die Zahnärzteschaft und damit der zahnärztliche Journalismus zeigten wieder ein geschlosseneres Bild nach außen.

Vorbildliche Fortbildung

Neben solchen markanten Daten lief und läuft noch heute ein in Umfang und Qualität wachsender Fortbildungsteil und vieles aus wichtigen Randbereichen, so über Forschungsaktivitäten des IDZ, vom Dentalmarkt, von Bundeswehr und Zahntechnikern, aus dem Ausland und von der Ärzteschaft, über Medizin und Altersversorgung, auf inzwischen mehr als 100 Textseiten pro Heft, mehr als 2 500 Seiten pro Jahr (plus über 1 000 Seiten Werbung). Weil die praktische Zahnmedizin unter den Lesern immer mehr gefragt war, hat Chefredakteur Reckort schon 1987 mit Susanne Priehn-Küpper eine gestandene Medizinjournalistin in die Redaktion geholt, die auch unter seinen Nachfolgern den Fortbildungsteil der zm modern und attraktiv ausbaute.

Auf der Grundlage regelmäßiger Leseranalysen wurden die zm in den Neunzigerjahren äußerlich und organisatorisch mehrmals umgestaltet mit neuer Titelseite, verändertem Layout und Papier, anderer Schrift, mit zweckmäßigerer Rubrikenordnung und verstärktem Leserservice. Zusammen mit Rationalisierungen im Ärzte-Verlag ist es der Redaktion gelungen, die Zeitspanne zwischen letzten Nachrichten und Erscheinungsdatum am 1. und 16. des Monats auf wenige Tage zu vermindern und dadurch hochaktuell zu sein. Schließlich bekam mit „zm-online“ auch das moderne Medienzeitalter seinen Platz in der Redaktion und auf dem Bildschirm des zahnärztlichen Nutzers.

Journalistische Leistungen

Drei Aktionen der zm sind aus dieser Zeit besonders bemerkenswert: zunächst eine Reihe von mit einem Fachinstitut erarbeiteten Tests, durch die sich der Leser mit seiner Praxis und in seinem Verhalten und Denken selbst prüfen konnte. Sodann eine mehrteilige Folge von sorgsam recherchierten und journalistisch brillanten Berichten über die Zahnärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus, mit der der stellvertretende Chefredakteur Dr. Ekkhard Häussermann Pionierarbeit über die dunkelste Zeit in der Geschichte des Berufsstandes leistete. Häussermann wurde dafür mehrfach geehrt. Und schließlich eine zum fünfzigsten Jahrestag der Bombardierung Dresdens von Chefredakteur Hartmut Friel gestartete Initiative, die die Leserschaft der zm zehn Jahre lang zu Spenden für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche aufrief. Sie gipfelte in der Finanzierung eines ganzen Säulenteils dieses original wieder errichteten Barock- Juwels und wurde mit einem Spendenbetrag von über einer Million Euro zu einem großartigen Kulturbeitrag der deutschen Zahnärzteschaft. Friel erhielt für diese Spenden-Patenschaft der zm die Silberne Ehrennadel der Bundeszahnärztekammer.

Erfolg der Berufspolitik

Die Berufspolitik wurde unter der langen Amtszeit von Kanzler Kohl unter mehreren Gesundheitsminister(-innen), zuletzt Horst Seehofer, keineswegs einfacher, Kostendämpfung, Budgetierung und viele zusätzliche staatliche Reglementierungen lieferten Anlass genug für oft vergebliche berufspolitische und journalistische Anstrengungen. Die zahnärztlichen Konzepte zu Vertrags- und Wahlleistungen und zur Kostenerstattung wurden konsequent in die Diskussion eingebracht und stehen weiter im Raum. Die 1988 erlassene Gebührenordnung GOZ harrt trotz vieler Anläufe zur Modernisierung bis heute einer Veränderung. Ein richtiger Erfolg der Berufspolitik wurde dagegen die Einführung von Festzuschüssen für prothetische Leistungen, eine Idee, die schon aus den Sechzigerjahren stammt und deren weitere Etablierung eine wichtige Option künftiger Berufspolitik der Vertragszahnärzteschaft

ist.

Die Berufspolitik des neuen Jahrhunderts war geprägt durch die sozialdemokratische Gesundheitsministerin Ulla Schmidt mit den entsprechenden Konsequenzen für den Berufsstand: mehr Staat, weniger Freiberuflichkeit, wenig Bewegungsmöglichkeiten für eine moderne Zahnheilkunde, die sich dennoch immer mehr in Richtung Prävention und allgemeinmedizinischer Aspekte entwickelt, wobei die zm viel Informations- und Motivationsarbeit leisten konnte. Besondere Bedeutung hat dabei die vom Präsidenten der Bundeszahnärztekammer Dr. Dr. Jürgen Weitkamp vorangetriebene engere Kooperation von BZÄK und DGZMK, also von Berufspolitik und Wissenschaft; die Stimme der Medizin hat dadurch einen stärkeren Anteil an der Berufspolitik erhalten. Durch den Umzug der BZÄK in die Bundeshauptstadt, dem die Redaktion im vergangenen Jahr gefolgt ist, wurde diese Stimme wie die ganze Öffentlichkeitsarbeit der Verbände noch wirksamer.

Die Struktur der Vertragszahnärzteschaft als Selbstverwaltung wurde jetzt durch staatlichen Eingriff geändert, indem durch Gesetz der Vorstand der KZVen und der KZBV nun hauptberuflich besetzt sind. Während die BZÄK unter der neuen schwarz-gelben Regierung mit einem liberalen Gesundheits minister weiter um eine sachgerechte Privatgebührenordnung ringt, muss die KZBV für den Erhalt der Einheit der Vertragszahnärzteschaft und gegen die Auflösung ihrer Vertragshoheit streiten. Erhalt der Freiberuflichkeit, präventionsorientierte Zahnheilkunde, finanzielles Auskommen, Behandlungsqualität und Ethik bleiben die Themen von Berufspolitik und Redaktionsarbeit auch für die Zukunft.

Die berufspolitische Leistung

Über alle Jahrzehnte hinweg hat es die Zahnärzteschaft geschafft, dem von Gesundheitspolitik und Krankenkassen mehr oder weniger vorgegebenen Trend von der Früh- zur Spätversorgung zu widerstehen und mit Prophylaxe, Jugendzahnpflege, PA- Betonung und schließlich präventionsorientierter Zahnheilkunde erfolgreich dagegen anzugehen. Und zugleich hat sie trotz aller entgegengesetzter Einflüsse an der Einheit des Berufsstands als Generalisten mit optionalen Schwerpunkten festgehalten, beides in einer insgesamt geglückten Zusammenarbeit von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung.

Die zm hatten dabei den großen Vorteil, für beide Seiten zu sprechen, die Elemente dieser beiden entscheidenden Trends ständig zu kommunizieren und damit als die offizielle Stimme der deutschen Zahnärzteschaft auch ein Stück Einheit des Berufsstandes zu sein.

Wie sich die Arbeit änderte

Ein Kreis hat sich geschlossen. Die zm- Redaktion, die 1910 in Berlin begonnen hat, ist nun nach Umwegen über Nürnberg und Köln wieder in Berlin angekommen, jetzt seit 2001 unter der Chefredaktion von Egbert Maibach-Nagel. Drei Mitarbeiter, die die Arbeit schon seit dem Neuanfang mitgestaltet haben, sind heute noch unter uns: Male Noever, jahrzehntelang Redaktionsassistentin, Egon Peters, unter anderem engagierter Betreuer des Kölner Zahnärzte-Museums sowie der langjährige freie Mitarbeiter Dr. Karlheinz Kimmel.

Wie sich in dieser Zeit die Welt und die Zahnheilkunde verändert haben, so ist auch die Redaktionsarbeit nicht mehr mit der von vor hundert und auch nicht mehr mit der vor 62 Jahren vergleichbar. Wo früher Sekretärinnen das Diktat des Redakteurs mit Stenografie aufnahmen und auf der mechanischen Schreibmaschine mit Blaupapier und vielen Durchschlägen tippten (und gelegentlich über die handschriftlichen Korrekturen des redigierenden Journalisten stöhnten), wird heute der Text vom Autor druckfertig im Computer gespeichert und per Knopfdruck zum Umbruch gesendet.

Stand früher ein Gespräch am einzigen Telefon der Redaktion unter dem großgeschriebenen Imperativ „Fasse Dich kurz!“, kann heute jeder Mitarbeiter an seinem Platz sofort und spottbillig telefonieren. Der Klebeumbruch mit Fahnenschnipseln ist Vergangenheit, alles macht jetzt der Layouter am Computer. Keiner muss mehr auf das Entwickeln von Fotos warten. Viele Leser wissen sicher noch, was für eine Hilfe es war, als man nicht mehr zum Vervielfältigen beschriebene Folien durchleiern musste, sondern einfach zum Fotokopierer ging. Und ein wahrer Segen war es für die Redaktionsarbeit, als schließlich per Telefax ganze Berichte blitzschnell von Schreibtisch zu Schreibtisch flogen.

Wie gut, dass man als Redakteur heute auf der Rückfahrt von einem Außentermin in der Bahn seinen Bericht gleich in den Laptop schreiben kann und die vor Ort geschossenen Fotos und den gerade geschriebenen Text aus dem Bahnabteil heraus per E-Mail sofort an die Redaktion schicken kann. Der Bericht ist schon gesetzt. wenn man in der Redaktion ankommt, dank Computer und E-Mail! Nur so lassen sich heute vier- oder fünfmal so große Hefte wie früher in kürzerer Zeit für viel, viel mehr Leser produzieren. Die Leser, die viel mehr kennen und können als früher, erwarten das und haben den Vorteil davon, wenn die Arbeit der zm-Redaktion gut war.

Hartmut Frielzm-Chefredakteur von 1991 bis 2000Jägerhofstr. 17242119 Wuppertal

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