Hirntumoren

Sich ändernde Kopfschmerzen sind immer ein Alarmsignal

Christine Vetter
Bei anhaltenden Kopfschmerzen stellt sich oft die Sorge ein, es könne ein Hirntumor vorliegen. Doch nicht Kopfschmerzen per se, wohl aber eine sich ändernde Schmerzsymptomatik sowie Begleitsymptome wie Übelkeit und sich verstärkende Schmerzen bei Husten können hinweisend auf einen raumfordernden Prozess im Gehirn sein. Solche Begleitsymptome sind möglich, aber keineswegs zwingend bei einem Hirntumor.

Bei häufigen und häufig wiederkehrenden Kopfschmerzen drängen viele Betroffene auf eine Bildgebung, um einen Gehirntumor als Ursache auszuschließen.

Die Sorge ist in aller Regel unberechtigt, allerdings können Kopfschmerzen unter bestimmten Voraussetzungen durchaus ein Signal für das Vorliegen eines Hirntumors sein. Das belegen Untersuchungen der Arbeitsgruppe um Dr. Christoph Schankin von der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums München. Der Mediziner hat durch aktuelle Untersuchungen zeigen können, dass die Zusammenhänge zwischen Hirntumor und Kopfschmerz doch deutlich enger sind, als es die Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS, International Headache Society) auf den ersten Blick vermuten lässt.

Vorsicht bei klarer Hirndrucksymptomatik

Als Alarmsymptome im Hinblick auf eine Raumforderung gelten nach Schankin üblicherweise Symptome, die auf einen erhöhten Hirndruck hinweisen, also Kopfschmerzen gepaart mit Übelkeit und Erbrechen, die morgens gravierender sind als abends und die sich durch Husten oder Pressen sowie durch körperliche Aktivität weiter verstärken. Es kann auch ein lokalisierter Schmerz vorliegen, der ebenfalls morgens stärker ist als abends, insgesamt dabei aber progredient verläuft und sich beim Husten und Vornüberbeugen noch verschärft.

Allerdings ist ein erhöhter Hirndruck keinesfalls zwingend bei einem Gehirntumor, so dass man sich auf diese vermeintlich charakteristische Symptomatik nicht verlassen darf. Das belegt eine Untersuchung von 85 Patienten einer neurochirurgischen Normalstation, bei denen aufgrund eines Hirntumors eine Operation geplant war. Bei 22 Patienten lag ein Meningeom vor, bei 21 ein Astrozytom, bei 19 ein Glioblastom und bei 19 Patienten Hirnmetastasen.

Kein einheitlicher „Hirntumor-Kopfschmerz“

Die Patienten wurden vor und nach der OP gefragt, ob sie aktuell Kopfschmerzen haben, wobei von einem durch den Tumor ausgelösten Kopfschmerz ausgegangen wurde, wenn die Schmerzsymptomatik nach dem operativen Eingriff nicht mehr auftrat. Das war bei 60 Prozent der Patienten der Fall. Sie beschrieben dabei die Schmerzen vor dem Eingriff mehrheitlich als dumpf-drückend und in etwa der Hälfte der Fälle beidseitig lokalisiert. Nur 18 Prozent der Patienten litten zugleich unter Übelkeit und Erbrechen und nur zwei Prozent gaben eine Verschlechterung beim Husten und beim Vornüberbeugen an. „Nur bei sechs Prozent der Patienten verstärkten sich die Kopfschmerzen in horizontaler Lage und bei vier Prozent unter körperlicher Aktivität“, berichtet Schankin.

Die Assoziation zu einem erhöhten Hirndruck ist damit geringer als erwartet. Aber es gibt nach Angaben des Mediziners weitere Kriterien, die auf einen malignen Prozess im Gehirn hinweisen können. So treten Hirntumoren überproportional bei Menschen auf, die allgemein oft unter Kopfschmerzen leiden, die dem typischen Spannungskopfschmerz und/oder der Migräne ähneln. „Ein Warnsignal dabei ist es, wenn sich die gewohnten Kopfschmerzen im Laufe der Zeit verändern“, sagt der Neurologe.

Wer oft Kopfschmerzen hat, reagiert schneller

Entsprechend den aktuellen Daten reagieren Menschen, die per se häufig unter Kopfschmerzen leiden, offenbar eher auch mit Kopfschmerzen auf einen Hirntumor. Das gilt für den Spannungskopfschmerz genauso wie für die Migräne. Menschen, die ansonsten aber eigentlich nie Kopfschmerzen haben, entwickeln in aller Regel auch im Falle eines Hirntumors keine Kopfschmerzen. Grundlage ist nach Schankin möglicherweise eine genetische Disposition für das Phänomen „Kopfschmerz bei Hirntumor“. Allerdings spielt es auch eine Rolle, welcher Tumor vorliegt und wie dieser wächst. Das zeigt das Beispiel des Meningeoms. „Dieser Tumor führt regelhaft zu Kopfschmerzen, wenn es zur Infiltration des Knochens kommt. Wächst der Tumor jedoch eher Richtung Gehirn, so treten nur selten Kopfschmerzen auf“, erklärt der Münchner Neurologe.

Christine Vetter

Merkenicher Str. 224

50735 Köln

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