Der Generalist ist gefragt
Das Interesse am Thema war groß. Dr. Wolfgang Schmiedel begründete den diesjährigen Schwerpunkt mit dem Wunsch des Berufsstandes, dem zahnärztlichen Kerngeschäft – nämlich der Grundversorgung – mehr Bedeutung beizumessen. Schmiedel: „Nach vielen Jahren spezifischer, bisweilen hochspezifischer Fortbildung erfüllen wir den Wunsch vieler Kolleginnen und Kollegen nach dem, was unsere tägliche Arbeit, unser täglich Brot zum überwiegenden Teil ausmacht, eben jener Grundversorgung im Praxisalltag.“
Freiwillige Weiterbildung
Schmiedel zeigte sich erfreut über den ungebrochenen Willen zur freiwilligen Weiterbildung innerhalb der Zahnärzteschaft. „Unser Berufsstand braucht keine Gängelung durch den Staat“, sagte er.
Der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin Dr. Jörg-Peter Husemann prognostizierte den Zahnärzten ein Jahr der Erneuerungen und Unsicherheiten. „Die Krise verschärft die Auslese“, sagte er mit Blick auf den zunehmenden Preiskampf im Zahnersatz-Markt. Immer mehr Konkurrenten aus dem Ausland würden mit Dienstleistungen auf den deutschen Markt drängen, die zuvor exklusiv in Deutschland angesiedelt waren. In Zeiten, wo die Kunden knausern und „Geiz geil finden“, zeige sich eines mit gnadenloser Härte: Gewinner sei, wer die attraktivsten Preise mache. Den Kassen warf er vor, dass ihnen die Mitgliederzahlen und die damit verbundenen Beiträge wichtiger seien, als die Gesundheit ihrer Versicherten. Husemann sagte in Bezug auf das Veranstaltungsthema: Weil Spezialisierungen in der Zahnärzteschaft „eine inflatorische Entwicklung annehmen“, sei eine Rückbesinnung auf den Zahnarzt als Generalisten notwendig.
Neuer Programmbaustein
Neu im Programm: die Parallelveranstaltung „Kammer aktuell“. Das Prozedere: In kleinerem Kreis werden Impulsreferate von Vorstandsmitgliedern der Zahnärztekammer Berlin zu aktuellen beruflichen und berufspolitischen Entwicklungen gehalten. In diesem Jahr gingen die Referenten auf diese Themen ein: Q-BuS-Dienst, GOZ und ZFA. Im Anschluss an jeden Vortrag wurden einzelne Aspekte intensiv ausdiskutiert. Der neue „Baustein“ des Berliner Zahnärztetages bietet mehr Raum für Dialoge und ist eine Chance für die Zahnärzte, in direkten Kontakt mit Kammermitgliedern zu treten. Das Gros der Referenten bezog sich auf das Thema Qualitätsmanagement (QM), gesetzlich festgelegt im § 91, Abs. 6 SGB V. Der Handlungsdruck zum Aufbau eines QM-Systems in der eigenen Praxis steigt an. Ab dem 01.01.2011 beginnt die Überprüfung der Praxen. Dabei können zwei Prozent zufällig von der KZV ausgewählter Zahnärzte auf die Erfüllung und Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen kontrolliert werden. Der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz bestärkte die Zahnärzte darin, unverzüglich mit dem Aufbau eines QM-Systems zu beginnen. Auch unabhängig von den gesetzlichen Bestimmungen komme man für eine sichere Praxisführung ohne QM nicht aus. Zudem warnte er vor dem Abschluss von Selektivverträgen – speziell mit Indento. Die Honorarminderungen gingen schnell bis 25 Prozent. Fedderwitz erläuterte die standespolitischen Aufgaben für 2010: Neben der Angleichung der Ost-West-Gehälter stehe die Abschaffung der Budgetierung auf der Agenda. Wenn letzteres nicht realisierbar sei, plane man, Festzuschusssysteme auf regionaler Punktebene einzuführen.