In kleinen Schritten zum Vermögen
Die Krise hat überall ihre Spuren hinterlassen und vor allem private Anleger verängstigt. Viele von ihnen, die sich noch vor zwei Jahren für Aktien begeistern konnten, mussten Verluste hinnehmen, wenn sie den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg verpasst hatten. Sie lassen jetzt Vorsicht walten, parken ihr Geld auf Tagesgeldkonten und geben sich bei den Zinsen mit einer Eins vor dem Komma zufrieden. Zahnärzte, die bereits die Basis für die Altersvorsorge mithilfe der Versorgungswerke und – vielleicht – von Immobilien gesichert haben, können einen Teil ihrer Sparrate auf Fonds setzen und mit ihrer Hilfe nach Plan sparen. Denn sie versprechen auf Dauer deutlich höhere Renditen. Für eine kurzzeitige Anlage eignen sich Fondssparpläne nicht, es sei denn, es kommt eine Börsenhausse.
Doch dabei dürfte es sich um einen äußerst glücklichen Zufall handeln. Um mit Sparplänen erfolgreich ein Vermögen aufzubauen, ist ein gewisses Durchhaltevermögen erforderlich. Das zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung, die der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) durchgeführt hat. Er hat ausgerechnet, wie viel die beliebtesten Fonds bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro über die Jahre gebracht haben. Die Kosten der Fondsgesellschaften sind bereits abgezogen. Das Ergebnis ist verblüffend: So erwirtschafteten Aktienfonds, die im Euroraum anlegen, ein niederschmetterndes Ergebnis. Bei 99 Prozent der Sparpläne blieb noch nicht einmal das eingezahlte Kapital erhalten, bei Fonds mit internationalen Aktien waren es 89 Prozent.
Erfolgreiches Fondssparen braucht Zeit
Dass das Ergebnis so schlecht ausfiel, dafür sorgten in diesen Jahren zwei Börsencrashs. Aber auch nach 20 Jahren Sparzeit schnitten viele Fonds immer noch mit Verlusten ab. Die Lehre, die Investoren aus den Untersuchungen des BVI ziehen können, lautet: Wer erfolgreich in einen Fondssparplan investieren will, braucht viel Zeit, 30 Jahre sollten es schon sein. Über diesen Zeitraum erzielten alle Fonds Gewinne. Einige knackten mit dem Einsatz von 36 000 Euro sogar die 100 000-Marke. Erhöhte Wachsamkeit sollten Sparer auch dann an den Tag legen, wenn der Bankberater die Vorzüge eines Fondssparplans anpreist. Eines seiner wichtigsten Argumente lautet: Der Cost-Average-Effekt bewirkt, dass regelmäßige Einzahlungen eine höhere Rendite ergeben als eine hohe Einmalzahlung.
So kaufen Anleger bei hohen Börsenkursen weniger Anteile, und wenn die Kurse im Keller sind, gibt es mehr Anteile zu günstigen Preisen. Das soll im Durchschnitt zu niedrigeren Einkaufspreisen führen. Doch Niels Nauhauser, Anlagespezialist bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart, hält dagegen: „Fondssparpläne haben viele andere Vorteile – der Cost-Average-Effekt ist dabei unerheblich.“ Er hat zusammen mit Kollegen an der Universität Mannheim eine Studie durchgeführt mit dem Ergebnis, dass es nicht wirklich zu einem Renditevorteil kommt. „Denn“, so Nauhauser, „die Auswirkungen des Cost-Average-Effekts hängen entscheidend davon ab, wie sich die Kurse in der Zeit, über die der Sparplan gehen soll, tatsächlich entwickeln.“ Denn nach und nach steigt das eingezahlte Kapital. Die einzelne Sparrate verliert zunehmend an Bedeutung. Der Sparplan verhält sich immer mehr wie die Einmalzahlung.
Flexibilität versus Gebundenheit
Auch wenn der viel gepriesene Cost-Ave rage-Effekt sich als weniger wirksam erweist als gedacht, können Fondssparpläne durchaus mit weiteren Vorteilen aufwarten. Die monatliche Abbuchung vom Girokonto sorgt automatisch für mehr Disziplin. Was nicht mehr auf dem Girokonto liegt, kann auch nicht ausgegeben werden. Das gilt natürlich auch für jeden anderen Sparplan. Doch anders als die Modelle der Banken erlauben Fondssparpläne ein hohes Maß an Flexibilität. So kann der Zahnarzt die Sparrate jederzeit ändern und an seine jeweilige Einkommenssituation anpassen. In vielen Fällen ist auch die Zahlung alle drei Monate erlaubt. Legt sich der Zahnarzt bei einem normalen Banksparplan oder gar einer Lebensversicherung fest, bleibt er auf Jahre gebunden. Ohne Verlust kommt er aus dieser Bindung nicht heraus. Einen Fondssparplan kann er aber jederzeit kündigen. Benötigt er das Kapital beispielsweise für ein neues Auto oder eine andere größere Anschaffung, verkauft er die Anteile. Pech hat er allerdings, wenn zu diesem Zeitpunkt der Kurs des Fonds gerade abgesackt ist.
Fondssparpläne sollten überwacht warden
Besteht kein Verkaufsdruck, empfiehlt es sich, so lange abzuwarten, bis sich die Kurse wieder erholt haben. Fondssparpläne bedürfen daher, erst recht wenn sie über Jahrzehnte laufen – der Überwachung. Das gilt besonders dann, wenn das Geld in einen risikobehafteten Fonds fließt. So haben gerade im vergangenen Jahr Fonds gut verdient, die in Schwellenländer investiert haben. Für dieses Jahr sind die Aussichten nicht mehr ganz so rosig. Ein Umschichten in einen weniger risikoreichen Fonds kann daher sinnvoll sein. Unproblematisch ist das meistens dann, wenn dies innerhalb derselben Fondsgesellschaft geschieht.
Doch nicht nur die Risiken, die ein Fonds in sich birgt, bestimmen die Rendite der Anlage. Einer der wichtigsten Faktoren überhaupt, die über Erfolg und Misserfolg einer Anlage entscheiden, sind die Kosten. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat errechnet, dass bei Aktienfonds jährliche Mehrkosten von 1,5 Prozent im Fall einer Einmalanlage den Kapitalzuwachs halbieren können. Generell gilt, dass an der Börse gehandelte Indexfonds (auch ETF genannt) die kostengünstigste Fondsanlage darstellen. Das stimmt auf jeden Fall für die Einmalanlage. Indexfonds bilden meistens direkt einen Aktien-, Renten- oder auch Rohstoffindex ab oder bilden ihn nach. Der Anleger nimmt also automatisch am Auf und Ab der Börse teil. Die Experten von Finanztest beispielsweise empfehlen, sich für ETF zu entscheiden, die auf breit gestreute globale oder europäische Aktienindizes lauten. Dazu gehören beispielsweise der MSCI Welt, der MSCI Europa oder der DJ Stoxx 600.
Kein Ausgabeaufschlag für Indexfonds
Wer auf heimische Aktien setzt, entscheidet sich für den Dax und geht damit ein höheres Risiko ein. Da Indexfonds keiner besonderen Aufsicht bedürfen, fallen keine oder nur sehr geringe Managementkosten an. Das Argument, aktiv gemanagte Aktienfonds seien rentabler, stimmt nur selten. Der Kapitalmarktforscher Burton G. Malkiel zum Beispiel stellte in einer Untersuchung US-amerikanischen Fonds fest, dass zwischen 1979 und 2001 von 355 Fonds 98 Prozent unter dem Index lagen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Doch welcher Fonds dazu gehört, erfährt man immer erst im Nachhinein.
Ein weiterer Vorteil der Indexfonds ist, dass die meisten von ihnen an der Börse gehandelt werden. Für sie fällt kein Ausgabeaufschlag an. Das ist zugleich der Grund dafür, dass Banken und Sparkassen bei ihren Kunden nur wenig Werbung für diese Assetklasse machen.
Saftige Gebühren
Zahnärzte, die nach Plan sparen wollen, müssen leider die unangenehme Erfahrung machen, dass für sie die Gebührenvorteile einer Einmalanlage in Indexfonds nicht gelten. Bei Fondssparplänen auf Indexfonds werden zum Teil saftige Gebühren fällig, die viele Sparer abschrecken. So verlangt die comdirect 2,50 Euro pro Einzahlung plus 0,4 Prozent. Wer sich auf die Mindestrate von 25 Euro pro Monat festlegt, berappt also 10,4 Prozent. In diesem Fall wäre es sinnvoller, zum Beispiel viertel- oder halbjährliche Einzahlungen zu vereinbaren. Cortal Consors nimmt von jeder Rate zwei Prozent (siehe Tabelle). Die Depotführung bei vielen Internetbanken ist kostenlos.
Günstigere Bedingungen auch für aktiv gemanagte Fonds bieten manchmal Fondsvermittler im Internet wie zum Beispiel ebase oder AAV. Läuft der Vertrag über eine normale Bank, fällt für jede Rate üblicherweise der normale Ausgabeaufschlag in Höhe von 3,5 bis fünf Prozent an. Internetanbieter verzichten häufig ganz oder teilweise auf Gebühren. Die Managementgebühren von mehr als 1,5 Prozent zahlt der Sparer aber auf jeden Fall. Diese Kosten belasten aber immer die gesamte Anlagesumme. Daher muss ein aktiv gemanagter Fonds schon deutlich den jeweiligen Index schlagen, um eine attraktive Rendite zu erwirtschaften. Bei Indexfonds belaufen sich die Managementgebühren auf etwa 0,6 Prozent. Für Niels Nauhauser eine tragbare Belastung: „Bei der Renditebetrachtung sind die Kosten entscheidend, die auf die gesamte Summe anfallen. Denn bei einem Sparplan steigt das Kapital stetig an. Die Gebühren, die auf die Rate anfallen, verlieren im Laufe der Zeit automatisch an Bedeutung.“
Der Zeitpunkt des Ausstiegs ist entscheidend
Großen Einfluss auf den Gewinn, den Sparer mit einem Fondssparplan erzielen, hat auf jeden Fall der Zeitpunkt des Ausstiegs. Für den Einstieg gibt es keinen geeigneten oder ungeeigneten Termin. Ob die Kurse hoch oder niedrig sind, macht in den ersten Jahren keinen Unterschied. Es kommt auf das Ende an. Mitten in einem Börsencrash auszusteigen, bedeutet den möglichen Verlust der erwirtschafteten Rendite. Wer das Ende des Sparplans anvisiert, weil er zum Beispiel eine bestimmte Summe erreicht hat, kann vorsorgen. Der Sparer verkauft zu einem günstigen Kurs. Benötigt er das Geld noch nicht, kann er es auf einem Tagesgeldkonto zwischenparken oder er schichtet es in einen weniger riskanten Fonds um.
Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de