Aufbruch in die multimediale Zukunft
Ihren eigentlichen 100. Geburtstag beging die zm zwar am 1. Juli 2010 (siehe Sonderausgabe zm 13/2010), gefeiert wurde aber später – nämlich mit rund 250 Gästen am 27. Oktober in der angesagten Berliner Event-Location ewerk. Fern von Rückwärtsschau und Jubiläumsmuff brachte die Festveranstaltung, konzipiert von der zm-Chefredaktion und organisiert vom Deutschen Ärzte-Verlag, in gelöster Atmosphäre den Gästen die mediale Zukunft des Standesorgans der Zahnärzte nahe.
Als „mediales Flagschiff der Zahnärzteschaft“, das einen fachlich korrekten Kurs durch die Zeitläufte gefunden habe, bezeichnete BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel die zm. Die Zahnärzteschaft besitze ein Medium, das unangefochtener Marktführer sei und einen Ruf sowie eine Tradition aufweise, die in der Fachpresse beachtet werde: „Die zm machen nicht nur all das journalistisch transparent und gedanklich konsumierbar, was wir als zahnärztliche Interessensvertreter tun und lassen. Sie berichten auch über sämtliche Facetten zahnärztlichen Wissens, um dadurch dem Zahnarzt und seinem Team zu nutzen.“ Engel prognostizierte dem Medium auch im zweiten Jahrhundert seines Bestehens eine erfolgreiche Existenz: Informationen professionell aufzuarbeiten, sei ein wesentliches Rüstzeug für die Zukunft, unabhängig davon, auf welchem Weg – ob per Bild, Ton, Papier, per Glasfaser oder durch den Äther – diese an den Konsumenten gelangten.
Schnelllebiges Umfeld
Auf die Dauerhaftigkeit der Zeitschrift inmitten eines schnelllebigen medialen Umfeldes wies der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz hin. In Zukunft würden es immer weniger Printprodukte sein, denen ein langes Leben beschert sei. Angesichts wachsender Konkurrenz in Form von elektronischen Medien und Foren spiele die Verlässlichkeit von Informationen eine wachsende Rolle: „Das Geheimnis des dauerhaften Erfolges liegt darin, eine Marke zu kreieren, die Glaubwürdigkeit vermittelt, und die den Nutzern beziehungsweise Lesern Orientierung in einem unübersichtlichen Markt gibt.“ Fedderwitz zeigte sich zuversichtlich, dass die zm die dynamischen Veränderungen in der Medienlandschaft bewältigen werde. „Formate und Kanäle, die man ‚bespielt‘, werden sich verändern, aber die Marke bleibt.“ Langlebige, hochwertige und verlässliche Leitmedien seien erforderlich, die als Leuchttürme aus den Fluten des Web-basierten Informationsgeschehens ragten.
Neue Bedürfnisse
Dieter Weber, Geschäftsführer des Deutschen Ärzte-Verlages, hob die 53-jährige vertrauensvolle und konstruktiv-kritische Zusammenarbeit des Verlages mit den zm hervor. Was das Anzeigenvolumen angehe, sei die Zeitschrift seit Jahren Marktführer. Die hohe Akzeptanz der Inhalte werde von unabhängigen Marktforschungsinstituten belegt. Er verwies auf Weiterentwicklungen in der Redaktion wie den Start von zm-online oder die Einführung eines Redaktionssystems, das die Basis für künftige Mehrfachnutzungen in allen digitalen Kanälen geschaffen habe. Angesichts rasanter technologischer Entwicklungen wie Facebook, Twitter, iPhone und iPad stelle sich die Frage, nach welchen Kriterien der zukünftige Leser oder Nutzer Informationen abfordere, an welchem Ort, zu welcher Zeit oder auf welchem Ausgabekanal. Angesichts neuer Bedürfnisse der Generation der „digital natives“ müssten Redaktion wie Verlag nach innovativen Wegen suchen, um die Zukunft zu sichern.
Variabel mit Qualität
In einem Interview standen zm-Chefredakteur Egbert Maibach-Nagel und Norbert Froitzheim, Leiter Geschäftsbereich Medizin und Zahnmedizin, zukünftiger Geschäftsführer des Deutschen Ärzte Verlages, dem Journalisten, Rundfunk- und Fernsehmoderator Jörg Thadeusz Rede und Antwort zur Zukunft der zm. Froitzheim verwies auf veränderte Informationsbedürfnisse der jüngeren Generationen, die mit dem Internet aufwachsen. Das betreffe auch die Zahnärzte. Schnell, variabel und qualitätsgesichert müssten Fakten aufbereitet und verfügbar gemacht werden – eine große Herausforderung für Verlag wie Redaktion. Dazu bedürfe es einer cross-medialen redaktionellen Plattform, in der alle Fäden zusammenliefen, betonte Maibach-Nagel. Die zm werden auch künftig weiterleben: in neuen Konturen und mit neuen Formen der journalistischen Informationsaufbereitung, jedoch mit weiterhin verlässlichen redaktionellen Inhalten.
Schicksal der Fachmedien
Um das Schicksal der Fachmedien ging es in der anschließenden, von Jörg Thadeusz moderierten Podiumsdiskussion. „Stehen wir am Ende einer Ära oder am Aufbruch in die Cross-Media-Zukunft?“ – so lautete die Fragestellung an Medienexperten, die unterschiedliche Positionen und Modelle bei der Informationsaufbereitung vertraten.
Simon Bolz, Geschäftsführer Novamondo Interactive, favorisiert Internet-geprägte Standpunkte, Karl-Heinz Bonny, Geschäftsführer des Landwirtschaftsverlages, steht mit dem Publikumstitel „Landlust“ für ein erfolgreiches Printmodell, Ehrhardt F. Heinold, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Heinold, Spiller & Partner, beschäftigt sich mit Fachkommunikation der Zukunft und Dr. Andreas Lehr, Verleger und Fachjournalist im L et V Verlag, leitet eine cross-mediale Informationsplattform für das Gesundheitswesen. Entsprechend der unterschiedlichen Positionen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Das Fazit: Print lebt zwar weiter, aber Multimedia gehört die Zukunft.