Bewährtes – Trends – Innovationen
Der Kammerpräsident Dr. Andreas Wagner gab in seiner Begrüßungsrede zum Festakt einen Überblick über die Aktivitäten der letzten zwanzig Jahre: „Mit dem Elan der Wendezeit haben wir die Selbstverwaltung aufgebaut. Es wurde uns schnell klar, dass wir nur durch aktive Mitarbeit in den verschiedenen Gremien unserer Körperschaften die Zukunft der Zahnärzteschaft mitgestalten können“. Er lobte die kollegiale Zusammenarbeit und Leistung aller Beteiligten und dankte auch den Kammern, die damals unterstützende „Pionierarbeit“ geleistet haben.
Wagner blickte nicht nur zurück, sondern auch nach vorne: „Aber dies ist kein Prozess, der abgeschlossen ist. Im Gegenteil, auch heute – zwanzig Jahre später – müssen wir uns, vielleicht mehr denn je, engagiert für unsere freie Berufsausübung durch unser aktives Handeln einsetzen und diese dadurch sichern“, sagte Wagner. „Unser Berufsstand ist schon seit langem dafür bekannt, dass er bereit ist, auf die Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung Antworten zu geben. Leider mutieren wir aber oft zum verlängerten Arm des Staates und zum reinen Weisungsempfänger des Bundesgesundheitsministeriums. Immer ist es eine Gratwanderung, staatliche Vorgaben realitätsnah, unbürokratisch und kostengünstig für die Kollegenschaft umzusetzen“. Er machte den Zuhörern Mut, um diesen Prozess positiv meistern zu können.
Keine schleichende Deprofessionalisierung
Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, Ehrenpräsident der BZÄK, erinnerte sich in seiner Festrede an die Gründungszeit der Thüringer Kammer und ging auf den Stellenwert der freien Berufe und deren besondere Verantwortung in der Gesellschaft ein.
Als größte Gefahren für den zahnmedizinischen Berufsstand sieht Weitkamp unter anderen eine „schleichende Deprofessionalisierung“, wie durch eine inzwischen längst überalterte Approbationsordnung. Weitkamp forderte die Ablösung des Sachleistungsprinzips in der GKV durch die Kostenerstattung.
Die Teilnehmer trafen sich bereits am Vormittag vor der offiziellen Eröffnung des Fortbildungszyklus zu Seminaren und Workshops. Unter anderen zu einem Thema, das immer wieder Zahnärzte im Alltag auf Unsicherheit stoßen lässt, wenn ein Alkoholbeziehungsweise Drogenabhängiger Patient zur Behandlung kommt. Professor Dr. Dr. Lutz Päßler, Wachau, erklärte die Pathomechanismen und physiologischen Prozesse gängiger Drogen und mögliche Interaktionen mit vom Zahnarzt verabreichten Medikationen. Vorwiegend sind hier Lokalanästhetika gemeint. Päßler gab Tipps: „Denken Sie daran, dass eine enge Pupille nicht nur von der hellen Behandlungslampe kommen kann, sondern auch der Heroinund Opiat-Abhängige weist diese auf!“ Diese Patienten haben ein reduziertes Körperbewusstsein, das heißt, Angstgefühl und Hypersensitivität sind unnormal verändert. So klagen Betroffene über Schmerzen, die eigentlich gar keine sind. Päßler gab den Rat: „Sprechen Sie eine anxiolytische Behandlung immer mit dem zuständigen Psychiater ab und verschieben Sie eine Behandlung möglichst in die Zeit nach dem Entzug“. Sollte jedoch als Notfallsituation ein Abszess auftreten, so riet er, nur zu punktieren anstatt zu inzidieren. „Schließen Sie alle Medikamente und Rezepte ein – sie sollten übrigens auch nie im Voraus abgestempelt werden, lassen Sie den Patienten nicht alleine im Zimmer und last but not least: Wenn Sie mehr Lokalanästhetika als die Norm benötigen, dann haben Sie einen Alkoholiker vor sich!“