Großes Vertrauen auf bessere Zeiten
Bei der Entlastung des Vorstands hatte der Aufsichtsrat vorgeschlagen, im Hinblick auf laufende Untersuchungen zu möglichen Verfehlungen von Vorständen bei der Mitwirkung am Geschäftsbereich strukturierter Wertpapiere die Entlastung von Gerhard K. Girner, Günther Herion, Günter Preuß und dem früheren sowie aktuell amtierenden Vorstandsmitglied Werner Albert Schuster auf die nächste Vertreterversammlung zu verschieben.
Die anwesenden Vertreter erteilten den Vorständen Stefan Mühr, Herbert Pfennig und Claus Verfürth einstimmig die Entlastung für das Geschäftsjahr 2009. Als Begründung wurde seitens einzelner Mitglieder der VV immer wieder darauf verwiesen, dass die verlustreichen Geschäfte der Standesbank von Ärzten und Apothekern im Jahre 2009 nicht dem aktuellen Vorstand geschuldet, sondern vorwiegend auf das Management früherer Vorstände zurückzuführen seien. In der VV wurde sowohl Kritik an der vergangenen Geschäftspolitik laut als auch Verständnis, dass der amtierende Vorstand das schlechte Geschäftsergebnis 2009 nicht zu verantworten habe. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Apotheker Hermann Stefan Keller, unterrichtete die VV darüber, dass der Aufsichtsrat bereits im November 2009 ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, das das Geschäftsgebaren des ehemaligen Vorstandsmitglieds Günther Herion untersuchen soll. Herion war bis zum 30. November 2009 als Vorstand der apoBank für deren Risiko-Kapitalgeschäfte verantwortlich. Gerade in diesem Geschäftsbereich musste die apoBank 2009 eine saldierte Risikovorsorge von 485,1 Millionen Euro verzeichnen, so dass erstmalig in der Geschichte der Bank keine Dividende ausgeschüttet werden konnte. Das Gutachten soll klären, ob eventuelle Pflichtverletzungen seitens des Risiko-Vorstands vorliegen und ob mögliche Schadensersatzansprüche gegen Herion zur Geltung gebracht werden können.
Portfolio wurde überprüft
In seinem Vorstandsbericht informierte apo-Bank-Vorstandssprecher Herbert Pfennig die VV über das abgelaufene Geschäftsjahr 2009. Pfennig ist seit Juli 2009 Vorstandssprecher der apoBank und hatte seitdem auch die Aufgabe, Geschäftsergebnisse der Bank nach außen zu kommunizieren. Laut Pfennig war 2009 „eines der schwierigsten Jahre in der Geschichte der apoBank“. Erstmals in ihrer Historie musste die Bank einen Jahresfehlbetrag in Höhe von 283,1 Millionen Euro ausweisen. Pfennig: „Ein Ergebnis, das meine Kollegen und ich sehr bedauern und das für diese Bank einmalig bleiben muss. Jegliche Rechtfertigungen hierfür wären absolut fehl am Platz.“ Man habe die Bank gründlich durchleuchtet und Transparenz über das Portfolio strukturierter Finanzprodukte, jener Geschäftsbereich, der in der Vergangenheit für zahlreiche Verlustgeschäfte verantwortlich war, hergestellt.
Zwar konnte der Fehlbetrag mit den Rücklagen der Bank kom pensiert werden. Dennoch entschied sich der Vorstand für eine komplette Veränderung der strategischen Ausrichtung der apoBank, sagte Pfennig. So soll das Portfolio der strukturierten Finanzprodukte sukzessive zurückgefahren werden. Bereits 2009 verringerte man diesen Geschäftsbereich um 1,1 Milliarden Euro auf 4,5 Milliarden Euro. Die apoBank werde sich, so Pfennig, stattdessen verstärkt ihrem Kerngeschäft, dem Kundengeschäft mit Ärzten, Zahnärzten und Apothekern widmen.
Hier konnte die Bank 2009 einen Erfolg verbuchen, da sich das traditionelle Kreditgeschäft als Wachstumstreiber darstellte: Hauptertragsquelle war 2009 der Zinsüberschuss, der mit 618,2 Millionen Euro ein neues Rekordhoch erreichte. „Die Neuausleihungen im Darlehensbereich lagen mit über vier Milliarden Euro deutlich über dem hohen Vorjahresniveau“, so Pfennig. Dies zeige, dass die apoBank ein funktionierendes Geschäftsmodell habe mit Kunden allererster Bonität und Qualität.
Um die Eigenkapitalsituation der Bank zu verbessern, ermächtigte die Vertreterversammlung den Vorstand, Verträge über eine stille Beteiligung an der apoBank mit einem Volumen von 50 bis maximal 200 Millionen Euro abzuschließen. Diese Einlage, die in einzelnen Tranchen unterzeichnet werden kann, soll vor allem bei ärztlichen Versorgungswerken platziert werden.