Interview mit apoBank-Aufsichtsratsmitglied Dr. Eßer und Vorstandsspecher Pfennig

Konzentration auf das Kerngeschäft

Die internationale Finanzkrise ist auch an der Genossenschaftsbank der Heilberufler nicht spurlos vorübergegangen. Die strategische Neuausrichtung weg vom Risikogeschäft mit Wertpapieren und hin zu einem Ausbau des angestammten Kerngeschäfts hat seit gut einem Jahr die Arbeit des Aufsichtsrats und des neu formierten Vorstands der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) bestimmt. Die zm sprachen mit apoBank-Sprecher Herbert Pfennig und Aufsichtsratsmitglied Dr. Wolfgang Eßer über Ziele, Strategien und den aktuellen Stand.

zm: Herr Pfennig, ‚Lieber operieren und einmalig Schmerzen ertragen als ein langes Siechtum erleiden. In unserer Situation wären Kompromisse hierzu auch fehl am Platz‘, haben Sie auf der diesjährigen Vertreterversammlung gesagt. Wie geht es dem Patienten apoBank, wie ist zurzeit die Prognose?

Pfennig:Um in der bildhaften Sprache zu bleiben: Die ‚Operation‘ war der Jahresabschluss 2009 mit einem Verlustausweis und dem Dividendenausfall. Diese Operation hat der Patient gut überstanden. Die Genesung verläuft erstklassig, fast überplanmäßig gut. Wir haben eine relativ anspruchsvolle Geschäftsplanung für das Jahr 2010 aufgestellt – hohe Grundertragskraft, hohe operative Ertragskraft – da liegen wir absolut im Plan. Die Belastungen aus der Finanzmarktkrise sind nach wie vor nennenswert, aber sie bewegen sich in einem Rahmen, den die apoBank beherrscht und verkraften kann und der erlaubt, an unserer Planung festzuhalten. Insgesamt bedeutet dies, dass wir aus heutiger Sicht einen Jahresüberschuss planen, der wieder eine Dividendenausschüttung ermöglicht. Auch wenn die Finanzkrise noch nicht vollständig überwunden ist, sind wir als Bank insgesamt auf einem guten Weg.

zm: Herr Dr. Eßer, nach 108 Jahren apo-Bank das erste Jahr ohne Dividende – das ist etwas, was Genossenschaftler sicherlich erst einmal verdauen müssen. War dieser Einschnitt aus Sicht des Aufsichtsrats notwendig?

Eßer:Dies war leider nicht zu vermeiden. Wir haben diese Frage natürlich auch im Aufsichtsrat intensiv diskutiert. Im Mittelpunkt stand hierbei immer das Interesse der Eigentümer, also der Genossen; und für die ist es wichtig, dass wir eine Lösung finden, mit der die apoBank am schnellsten und effizientesten den Weg in eine stabile und wieder erfolgreiche Zukunft findet. Vor diesem Hintergrund war es unumgänglich, für das Geschäftsjahr 2009 auf eine Dividendenzahlung zu verzichten. Denn dadurch, dass keine Dividende ausgezahlt wurde, musste die Bank die für den Geschäftsbetrieb erforderliche Substanz nicht antasten und der Jahresfehlbetrag konnte mit den Rücklagen kompensiert werden. Nichtsdestotrotz: Das muss ein einmaliger Vorgang bleiben. Wie Herr Pfennig bereits beschrieben hat, ist die Bank auf einem guten Weg und plant, in 2010 wieder eine Dividende zu zahlen.

zm: Einem Teil des ehemaligen Vorstands ist aufgrund von offenen Fragen zu Risikogeschäften der Bank auf der Vertreterversammlung die Entlastung versagt worden. In einem Fall weiß man, dass geklagt wird. Wie ist der derzeitige Stand, sind weitere Klagen zu erwarten?

Eßer:Selbstverständlich kommt der Aufsichtsrat der Bank hier seiner gesetzlichen Pflicht nach, die Möglichkeit von Ansprüchen gegen Organe zu überprüfen und gegebenenfalls auch zu verfolgen. Wir als Aufsichtsrat haben ein Gutachten in Auftrag gegeben, um festzustellen, ob es zu möglichen Verfehlungen von Vorstandsmitgliedern im Zusammenhang mit dem Kauf solcher strukturierter Finanzpapiere gekommen ist. Auf Basis eines Zwischengutachtens haben wir gegen ein ehemaliges Vorstandsmitglied Klage erhoben. Sollten sich bei der Fertigstellung des Gutachtens ähnliche Erkenntnisse auch gegen weitere Mitglieder des Vorstandes herausstellen, wird der Aufsichtsrat auch hier eine gerichtliche Klärung herbeiführen.

zm: Herr Pfennig, Sie haben angesichts der vorgefundenen Sachlage als neuer Vorstand die Lage analysiert und vermeldet, dass sie eine rückbesinnende Konzentration auf das Kerngeschäft wollen. Dort ist die apoBank ja nicht konkurrenzlos. Auch andere Unternehmen buhlen um das Geschäft mit den Heilberuflern. Wie schätzen Sie die Perspektive der apoBank hier ein?

Pfennig:Dass wir in diesem Feld ‚nicht konkurrenzlos‘ sind, ist nicht richtig: Mit unserem Geschäftsmodell sind wir einmalig. Es gibt kein zweites Haus, das sich eins zu eins und mit großem Erfolg auf die Belange einer bestimmten Kundengruppe spezialisiert hat. Unsere Stellung und Marktdurchdringung im Segment der Angehörigen der Heilberufe ist unverändert hoch und liegt aktuell bei bis zu 60 Prozent je nach Heilberufsgruppe. Bei den Existenzgründungen und Praxisübernahmen sind wir führend, bei den Baufinanzierungen der Ärzte, Apotheker und Zahnärzte erleben wir im Moment einen Zuwachs. Wir sind einmalig in der Fähigkeit, Projekte wie Praxisneugründungen oder Praxisübernahmen umzusetzen. Diese Expertise und unsere Erfahrung zeigen sich auch in der Qualität unseres Kreditbestands. Unsere Ausfallquote liegt auf einem sehr niedrigen Niveau. Einen so hohen Marktanteil noch weiter auszubauen, ist natürlich extrem schwer. Es gibt kaum andere Branchen, wo jemand in seinem speziellen Markt einen derartigen Anteil erreichen und halten konnte. Darauf sind wir auch ein bisschen stolz.

Im Anlagegeschäft stehen wir traditionell in Konkurrenz. Hier möchten wir stärker investieren und das erfolgreiche Kerngeschäft mit den Heilberufen, das sich über 108 Jahre entwickeln konnte, weiter ausbauen. Unser Schwerpunkt ist in diesem Bereich die Vermögensbildung. Lassen Sie mich dies anhand unseres Lebensphasenmodells beschreiben: Wir betreuen unsere Kunden vom Studium über den Start ins Berufsleben als angestellter oder niedergelassener Heilberufler bis zur Rente und Praxisabgabe. In der Regel wird der Arzt nach dem Studium mit der Existenzgründung Kreditnehmer. Dann beginnt er sukzessive mit der Vermögensbildung. Nach der Tilgung des Kredits oder zum Zeitpunkt der Praxisabgabe werden für die Vermögensbildung die meisten Mittel zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, unsere Kunden noch mehr als heute über alle Lebensphasen zu begleiten.

Zu diesem Zweck haben wir im letzten Jahr eine Vertriebsoffensive gestartet, um unser Geschäft sowohl in der geografischen Breite als auch in der Tiefe beim Einzelkunden deutlich auszubauen: 2009 haben wir über 90 Berater nur für das Kundengeschäft eingestellt, für das Beratungsgeschäft werden es in diesem Jahr 40 bis 45 werden. Darüber hinaus kommen neue Standorte hinzu. Wir wollen unsere Organisation nach vorne treiben, um noch mehr für den Kunden zur Verfügung zu stehen, das heißt wir wollen das Verhältnis der Kundenzahl zur Betreuerzahl weiter verbessern. Dazu werden wir unsere Vertriebsstrategie systematisch fortführen und ausbauen.

zm: Gibt es zurzeit merkliche Veränderungen im Markt, auf die Sie sich wegen der gesundheitspolitischen Entwicklungen gesondert einstellen müssten?

Pfennig:Der Gesundheitsmarkt befindet sich in einem stetigen Wandel. Beispielsweise sind immer mehr angestellte akademische Heilberufler in Kliniken und MVZs beschäftigt. Dies sind wichtige Kunden für uns. Und wir sehen natürlich, dass es – auch im Zuge der Feminisierung – tendenziell weniger junge Ärzte und auch Zahnärzte gibt, die bereit sind, die hohen Risiken einer selbstständigen Freiberuflichkeit auf sich zu nehmen.zm: Herr Dr. Eßer, auch wenn es im zahnärztlichen Bereich sicherlich die Ausnahme darstellt, aber die Kunden der apoBank fahren nun mal mehr und mehr auch unter der Flagge größerer Geschäftseinheiten wie Praxisketten oder MVZ. Haben die in den Aufsichtsrat gewählten Genossenschaftler auch den Blick auf die Beachtung berufsständischer Gepflogenheiten wie die Förderung von freier Arztwahl, Therapiefreiheit oder Freiberuflichkeit?

Eßer:Die Entwicklung, die Sie völlig zu recht ansprechen, das heißt die Gründung von neuen Versorgungsstrukturen und MVZs, wird ja im Wesentlichen im ärztlichen ambulanten Bereich aktiv verfolgt. Für den zahnärztlichen Bereich spielen diese meines Erachtens keine relevante Rolle. In der medizinischen Versorgung ist dieser Trend aber stark ausgeprägt. Die apoBank hat als die Bank im Gesundheitswesen den Aufbau neuer Versorgungs- und Kooperationsformen von Beginn an begleitet. Für uns als Aufsichtsrat, und auch für den Vorstand, war es immer wichtig, dass hierbei Strukturen im Mittelpunkt stehen, die von Heilberuflern getragen werden und somit von Ärzten für Ärzte errichtet sind. Wir stehen diesen Strukturen offen gegenüber, legen aber sehr viel Wert auf den Erhalt der Freiberuflichkeit. Schließlich ist der satzungsmäßige Auftrag der Bank die wirtschaftliche Förderung der Heilberufsangehörigen.

zm: Ist eigentlich die genossenschaftliche Besetzung des Aufsichtsrats angesichts der immer komplexeren Materie des internationalen Finanzgebarens ein ausreichend professioneller Ansatz, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen?

Eßer:Die apoBank ist eine Genossenschaftsbank, die getragen wird von den Heilberufen. Und insofern ist es auch richtig und zutreffend, dass die Heilberufler ihre Erfahrung in den Aufsichtsrat einbringen. Aber jeder Aufsichtsrat muss sich auch mit der schwierigen und komplexen Materie, die mit den heute existierenden Finanzinstrumenten verbunden ist, beschäftigen. Er muss sich hier fortbilden und Kenntnisse aneignen. Das wird vielfach in Eigeninitiative getan, aber auch sehr stark von der Bank gefördert. Uns als Aufsichtsrat geht es nicht darum, das operative Geschäft abzuwickeln, das verantwortet der Vorstand. Wichtig ist, dass wir dem Vorstand die richtigen und kritischen Fragen stellen und uns nur mit überzeugenden und belegbaren Antworten zufrieden geben. Und bei diesem Prozess greifen wir auch auf die Kompetenz von Wirtschaftsprüfern und anderen Experten zurück.

In unserem Aufsichtsrat werden ganz aktuell auch die neuen gesetzlichen Regelungen umgesetzt: Zukünftig wird es mindestens ein Mitglied geben, das professionelle Kenntnisse im Bankengeschäft mitbringt. Damit erreichen wir eine noch bessere Kombination zwischen Heilberufen und externem Finanzwissen im Aufsichtsrat.

zm: Wie sehen Sie als Mitglied des Aufsichtsrats nach mehr als einem Jahr nach dem personellen Wechsel die Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand? Ist dieser personelle Umbau jetzt abgeschlossen?

Eßer:Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat im vergangenen Jahr war ausgesprochen eng und intensiv. Der Vorstand wurde in den letzten zwei Jahren nahezu vollständig neu besetzt. Das neue Vorstandsteam verkörpert einen ausgewogenen Mix, sowohl was das Lebensalter als auch die Herkunft angeht – darunter drei waschechte apoBanker, die hier in der Bank von der Pieke auf das Bankgeschäft gelernt haben. Mit Herrn Pfennig haben wir einen erfahrenen Manager, der auch schon andernorts eine Bank sehr erfolgreich durch schwieriges Fahrwasser geleitet hat. Ich bin zuversichtlich, dass das neue Vorstandsteam mit seiner Erfahrung, Dynamik und einem hohen Maß an Engagement die Geschicke der Bank erfolgreich leiten wird.

zm: Wie ist das aus der Sicht des Vorstands? Kann man sagen, dass man nach der Umstellungsphase schon wieder eher beim normalen operativen Geschäft angelangt ist?

Pfennig:Zu Beginn meiner Arbeit standen die Themen rund um die Wertpapierbestände, natürlich auch der Wechsel im Vorstand und die Neuorganisation der Vorstandsarbeit im Vordergrund. Das ist nun weitgehend abgeschlossen, so dass inzwischen wieder das ‚normale operative Geschäft‘ dominiert. Zukünftig werden wir uns konsequent auf das Kerngeschäft konzentrieren und die Bank einfacher machen. Durch den Dialog mit den Spitzenvertretern der Heilberufler sind wir in der Lage, Trends frühzeitig zu erkennen, und neue Ideen im Dialog zu erproben. Hier sind wir einmalig gut aufgestellt.

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang nochmals kurz auf die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat eingehen.

Die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat hat in den vergangenen zwölf Monaten eine enorme Intensität angenommen. Unsere Aufsichtsräte haben aufgrund des Wertpapierportfolios einen extrem hohen Anspruch zu bewältigen. Ich habe sehr großen Respekt, wie sich die Eigentümer, aber auch die Mitarbeitervertretung in diese fachlich hochkomplexen Themen eingearbeitet haben. Was in solchen Zeiten unternehmerisch gut und angemessen ist, bedeutet für die Aufsichtsräte ein zeitliches Engagement weit jenseits der üblichen Pflichterfüllung.

zm: Herr Pfennig, bezüglich der Finanzierungen von MVZs haben Sie vom notwendigen Austarieren des Kreditgeschäfts gesprochen, weil Sie festgestellt haben, dass die angestellten Ärzte anders denken und arbeiten als die selbstständig Niedergelassenen. Ist das Angestelltendasein der Ärzte ein Trend, auf den sich die Bank zunehmend einstellt und wenn ja, welche Konsequenzen hat das auf das Kerngeschäft der apoBank?

Pfennig:Es gibt zunehmend angestellte Ärzte. Aus diesem Grund haben wir uns im Kerngeschäft auch auf diese Entwicklung eingestellt: Seit Anfang 2009 betreuen wir die angestellten akademischen Heilberufler intensiver mit speziell ausgerichteten Privatkundenberatern. Mehr als 60 Berater kümmern sich derzeit ausschließlich um die Belange unserer angestellten Kunden. Der Erfolg sowie der Zuspruch von Seiten der Angestellten geben uns bereits nach anderthalb Jahren recht, und das Potenzial ist noch groß.

Dennoch wünschen wir uns, dass so viele junge Mediziner wie möglich den Mut haben, sich selbstständig zu betätigen. Egal ob sie den Weg über eine eigene Praxis, eine Gemeinschaftspraxis oder über eine andere Ausübungsform gehen wollen – wir können eine adäquate Finanzierungsform anbieten und mit unserer Expertise genau abschätzen, ob das Vorhaben erfolgversprechend ist. Und auch in schwierigen Phasen steht die apoBank ihren Kunden zur Seite und hat für die Gründer bei Bedarf Lösungen parat. Dass wir Wege in die Freiberuflichkeit konsequent fördern, zeigt sich auch in unserer Beteiligung an der Patiomed.

zm: Worin unterscheidet sich die Arbeit von Patiomed gegenüber herkömmlicher MVZFörderung und wo liegt der Segen dieses Projekts aus genossenschaftlicher Sicht?

Pfennig:Beim MVZ haben Sie in der Regel einen Investor, der die Ärzte als Angestellte führt. Geschäftsgegenstand der Patiomed AG ist hingegen die Gründung von ärztlichen Versorgungszentren, die Beteiligung an solchen Zentren sowie deren Unterstützung, zum Beispiel durch Übernahme von Consulting-, Management- und Servicefunktionen. Hiermit will Patiomed als eine der Vertragsärzteschaft nahestehende Unternehmung gerade die freiberufliche Tätigkeit in der ambulanten Versorgung unterstützen und vor allem dem ärztlichen ‚Nachwuchs‘ eine echte und attraktive Alternative zur Tätigkeit im Krankenhaus oder im MVZ bieten. Das heißt, Patiomed stellt ein Gegenmodell zu MVZ-Strukturen mit primär angestellten Ärzten dar.

Ziel von Patiomed ist die Etablierung ergänzender Formen ärztlicher Unternehmensund Versorgungsstrukturen bei denen der Erhalt der Freiberuflichkeit und die Niederlassung in eigener Praxis im Vordergrund stehen. Das neue Versorgungsunternehmen wird aus der Ärzteschaft heraus aufgebaut, das heißt es ist ein Unternehmen ‚von Ärzten für Ärzte‘ und spiegelt damit gerade den genossenschaftlichen Gedanken wider.

zm: War der Weg zu Patiomed seitens des Aufsichtsrats eigentlich von einer homogenen Diskussion mit dem Vorstand der Bank geprägt?

Eßer:Die Diskussion als solche war homogen und konstruktiv. Natürlich wurde insbesondere vor dem Hintergrund, dass mit der KBV eine Körperschaft in eine solche Struktur einsteigt, die Beteiligung der apoBank intensiv diskutiert.

zm: Die apoBank will bis 2014 den Bestand an strukturierten Finanzprodukten, das heißt verbrieften Hypothekenkrediten und Unternehmensrisiken, um weitere zwei Milliarden auf dann noch 2,5 Milliarden Euro zurückschrauben. Reicht das aus oder ist das nur eine Etappe im Wettlauf gegen eventuell weitere ‚Blasen‘ im internationalen Geschäft?

Pfennig:Wir bauen dieses Portfolio konsequent ab. Wir werden es bei 2,5 Milliarden nicht stehen lassen, sondern es muss eines Tages bei ‚Null‘ landen. Diese sogenannten strukturieren Finanzprodukte gehören nicht zum Geschäftsmodell der apoBank. Uns geht aber es um einen wertschonenden Abbau, das heißt wir können unsere Bestände nicht sofort und komplett verkaufen, da dies aufgrund der nicht gegebenen Liquidität der Papiere mit deutlichen Abschlägen und mit sofortigen Verlusten einhergehen würde. Wir prüfen aber natürlich fortlaufend Desinvestitionsmöglichkeiten. Sie müssen sich das vorstellen wie im Immobilienmarkt: Da gibt es Zeiten, in denen es einfach nicht ratsam ist, die Immobilie mit Gewalt zu verkaufen, vorausgesetzt man kann sich das auch leisten; da ist es dann besser abzuwarten, bis der Markt sich wieder erholt hat, um einen höheren Preis beim Verkauf zu realisieren. Bis 2014 zweieinhalb Milliarden abzubauen, ist ein realistisches Ziel. Wenn sich die Bedingungen an den Finanzmärkten deutlich verbessern, geht es vielleicht schneller. Fakt ist, dass diese Produkte nicht mehr zu unserem Kerngeschäft zählen.

zm: Wie werden Aufsichtsrat und Vorstand konkret ihre kurz-, mittel- und langfristigen Strategien und Ziele ausrichten, damit die apoBank sich künftig gut absichern und im Wettbewerb behaupten kann?

Pfennig:Wir haben ein Geschäftsmodell, das exzellent funktioniert und erfolgreich ist. Daran sollte man nicht mit Gewalt schrauben. Uns geht es darum, unsere Marktposition zu festigen. Hier geht es um Vertrauen und um Zuverlässigkeit. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bedürfnisse unserer Kunden. Ihnen werden wir mit Produkten und Dienstleistungen erster Qualität begegnen und auch darauf achten, dass wir dazu intern sehr effizient aufgestellt sind. Nur damit überzeugen wir unsere Kunden und behaupten uns im Wettbewerb.

Es darf bei uns kein Produkt geben, das dem Kunden keinen Vorteil bringt und nur der Bank nutzt. Jedes Produkt muss beiden gleichermaßen einen Nutzen bringen. Dieses Unterscheidungsmerkmal müssen wir noch stärker herausstellen. Darüber hinaus ist es uns wichtig, dass wir den genossenschaftlichen Gedanken intensiver leben, dass wir in Kreisläufen denken. Unsere Vision ist, dass sich Ärzte, Apotheker und Zahnärzte in einer Art Kreislauf selbst versorgen. Mit anderen Worten: die Einlagen der Heilberufler decken den Finanzierungsbedarf der Heilberufler. Im Anlagegeschäft schöpfen wir derzeit noch nicht genug die vorhandenen Potenziale aus. Aber auch hier können wir über die Themen Seriosität, Zuverlässigkeit in der Beratung und fairer Vertrieb unverwechselbar werden. Wenn uns das gelingt, dann steht der apoBank in den nächsten Jahren noch weiteres großes Wachstum bevor.

Eßer:Ich unterstreiche bei dem, was Herr Pfennig gesagt hat, vor allem den genossenschaftlichen Gedanken, dass sich Ärzte, Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte über die Bank selbst versorgen können sollen.

Wenn man der Krise etwas Gutes abgewinnen kann, dann die überaus positive Erfahrung, wie sehr die Bank zum einen von den Heilberufen getragen wird und wie groß ihr Rückhalt dort ist. Zum anderen ist es für mich besonders beeindruckend gewesen zu erleben, wie treu und überaus engagiert alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrer apoBank gestanden haben und stehen und mit welchem Engagement der Vorstand der Bank an der Bewältigung der Krise und der strategischen Neuausrichtung der Bank arbeitet. Ihnen allen gilt ein ganz wesentlicher Dank des Aufsichtsrats.

Ich bin sicher, dass die Bank für die Zukunft gut aufgestellt ist. Auch wenn noch nicht alle Probleme überwunden sind, haben wir doch einen guten Teil des vor uns liegenden Weges schon bewältigt. Die genossenschaftliche Struktur der Bank versetzt uns in die Lage, in ganz besonderer Weise auch auf zukünftige Veränderungen im Gesundheitswesen zu reagieren, was andere Mitbewerber im Finanzdienstleistungsgeschäft nicht in dieser Form können.

Als Aufsichtsrat wünsche ich mir für die Zukunft eine noch intensivere geschäftliche Verzahnung der Bank mit ihren Kunden und Genossen: Nicht mehr nur die Existenzgründung schwerpunktmäßig begleiten zu dürfen, sondern quasi lebensbegleitend der kompetente Partner der Heilberufsangehörigen in allen Finanzdienstleistungsfragen werden zu dürfen, muss ein wichtiges Ziel der apoBank für die Zukunft sein.

zm: Danke für das Gespräch.

Das Interview führte Egbert Maibach-Nagel

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