DRK-Patientenhotel

Genesen im Hotelambiente

Heftarchiv Gesellschaft
pr
Seit Kurzem gibt es in Rheinland-Pfalz ein sogenanntes Patientenhotel. Das Drei- Sterne-Haus des Kreisverbands Vorderpfalz des Deutschen Roten Kreuzes bietet Patienten mit niedrigerer Versorgungsstufe – wie Rehapatienten oder solchen, die nach einer ambulanten Operation noch eine kurzfristige Betreuung benötigen – die Möglichkeit, sich in einem Hotelambiente zu erholen. In Deutschland steckt die Idee der Patientenhotels indes noch in den Kinderschuhen. Andere Länder, allen voran die skandinavischen Staaten, sind hier bereits einen wesentlichen Schritt weiter.

Peter Petri ist sichtlich zufrieden. Der Service sei prima und das Essen richtig gut, schwärmt der 50-Jährige, der sich zurzeit von einer Schleimbeuteloperation an der Schulter erholt. Mindestens drei Wochen muss der Lüftungsbauer pausieren, bevor er wieder in seinen Beruf einsteigen kann. Zur Rehabilitation haben ihn seine behandelnden Ärzte in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) nach Ludwigshafen überwiesen.

Das Lob gilt indes nicht der BGU, sondern dem Hotel, in dem Petri untergebracht ist. Während Rehapatienten normalerweise in der Einrichtung nächtigen, in der sie be-handelt werden, steht Patienten der BGU das „Patientenhotel am Ebertpark“ in Ludwigshafen zur Verfügung. Das Haus verbindet die Vorzüge eines Hotels mit der Möglichkeit zur Grundversorgung von Patienten, die zwar medizinisch stabil sind, nach einem stationären Aufenthalt oder einer ambulanten Operation aber noch nicht wieder in die eigenen vier Wände zurückkehren können oder wollen.

Versorgungslücke schließen

„Mit unserer Einrichtung wollen wir eine Versorgungslücke schließen, die durch die immer kürzeren Verweildauern in den Krankenhäusern und durch die steigende Zahl von ambulanten Operationen entstanden ist“, sagt Helga Koch, Vorsitzende des Kreisverbands Vorderpfalz des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Koch war es auch, die die Idee zum Patientenhotel hatte. Über mehrere Jahre setzte sich die resolute Kreisverbandsvorsitzende im Ludwigshafener Stadtrat dafür ein, das Experiment zu wagen, bevor im Juni vergangenen Jahres mit den Umbauarbeiten des ehemaligen DRK-Altenheims zum Patientenhotel begonnen werden konnte. Im Mai dieses Jahres wurde das Haus offiziell eröffnet und steht seither nicht nur GKV- und Privatpatienten sowie Selbstzahlern, sondern auch jedem anderen Besucher offen.

Rund 7,3 Millionen Euro hat der DRK-Kreisverband in das Objekt gesteckt. Das Ergebnis ist ein Haus der Kategorie „Drei-Sterne- Plus“ mit 48 Einzel- und sieben Doppelzimmern. Alle Zimmer verfügen über barrierefreie Bäder mit begehbaren Duschen sowie mit integriertem Notruf. Zum Hotel gehören außerdem ein eigenes Restaurant samt Café und Bar, zwei Fahrstühle – von denen einer auch für Liegendtransporte geeignet ist –, separate Arzt- und Behandlungszimmer sowie zwei Tagungs- beziehungsweise Seminarräume.

Den Service bestreiten Hotelfachkräfte, während sich Krankenschwestern und Rettungssanitäter um die medizinische Versorgung der Patienten kümmern. Eine Rufbereitschaft der behandelnden Ärzte garantiert die fachgerechte Versorgung auch in Notfällen.

Im Ausland weit verbreitet

In Rheinland-Pfalz ist das Haus bislang das einzige seiner Art. Und auch bundesweit kann man die Zahl der Patientenhotels noch nahezu an einer Hand abzählen, während derartige Einrichtungen in Skandinavien, in den USA und in Australien bereits weit verbreitet sind.

Anders als zum Beispiel in Mannheim oder in Hamburg hat das Patientenhotel am Ebertpark keine feste Anbindung an eine stationäre Einrichtung. „Wir wollen damit möglichst vielen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten aus der Region die Möglichkeit zur Kooperation bieten“, erklärt Christian Theysohn, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands.

Die BGU ist dennoch der zurzeit wichtigste Partner des Hotels. 39 Betten kann die Klinik einer vertraglichen Vereinbarung zufolge regelmäßig in dem Haus in der Schuckertstraße 37 belegen. „Neben Rehapatienten schicken wir auch Patienten unserer Schmerztagesklinik zur Übernachtung in das Hotel am Ebertpark“, sagt Dr. med. Henry Kohler, Leitender Arzt der Rehabilitationsabteilung bei der BGU. Ein Shuttlebus des Hotels sorgt für den regelmäßigen Transport zwischen den Einrichtungen. Die Kosten für die Übernachtung werden über die Tagessätze für den Reha-Aufenthalt bei der BGU bestritten. „Ein stationärer Aufenthalt bei uns in der Klinik ist mehr als doppelt so teuer“, so Kohler.

Ein weiterer Partner des Patientenhotels ist die anästhesiologische Praxisklinik Narconet Ludwigshafen. Die niedergelassenen Ärzte schicken vor allem diejenigen Patienten für ein oder zwei Nächte in das Hotel, bei denen zu Hause keine gesicherte Betreuung garantiert ist, sprich vornehmlich ältere und alleinstehende Personen. „Die Kostenübernahme für die Unterbringung im Hotel müssen wir leider noch für jeden Einzelfall mit den Krankenkassen aushandeln“, berichtet die Anästhesistin Dr. med. Anette Neumeister. Bis auf einmal sei dies aber bislang immer geglückt. Neumeister hofft, dass sich Hotel, Klinik und Kostenträger mittelfristig auf eine generelle Lösung zur Kostenerstattung einigen können.

Petra Spielberg

Altmünsterstr. 1

65207 Wiesbaden

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