Prophylaxe

Chips fördern Karies bei Kindern

Ziel der Studie war herauszufinden, ob der Genuss von Chips neben den bekannten ätiologischen Faktoren die Entstehung von Karies fördert und inwieweit sozioökonomische und soziodemografische Faktoren eine Rolle spielen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Ernährungsverhalten in allen Altersgruppen der westlichen Bevölkerung stark verändert. Die Aufnahme energiereicher, nährstoffarmer Lebensmittel wie Fast Food, Fertiggerichte, Süßigkeiten und Chips hat sich nahezu verdoppelt. Da diese Lebensmittel einen hohen Gehalt an Zucker oder weiterverarbeiteter Stärke besitzen, fördern sie die Entstehung von Diabetes Typ II, Fettleibigkeit und Karies. In Amerika decken Kinder mehr als 30 Prozent ihres Energiebedarfs durch die oben genannten Lebensmittel. Auch in Deutschland wird ein Großteil des Energiebedarfs mit solchen Lebensmitteln gedeckt.

Die vorliegende Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und Karies bei Kindern, die einer Bevölkerungsgruppe mit hohem Kariesrisiko angehören, wobei mögliche „Störfaktoren“ wie zum Beispiel die Mundhygiene und sozioökonomische Faktoren Berücksichtigung fanden.

Dazu wurden 1 206 Kindergartenkinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft im Alter zwischen ein und vier Jahren in Kinderkliniken der Stadt Boston (USA) rekrutiert. Voraussetzung für die Teilnahme war eine von den Eltern oder einem Vormund unterschriebene Einverständniserklärung. Ausgeschlossen wurden Kinder mit angeborenen Dentitionsstörungen. Zu Beginn wurden mithilfe eines Fragebogens soziodemografische Daten (Geschlecht, Familienverdienst, Bildungsgrad, Rasse und Volkszugehörigkeit) und Angaben zur Mundhygiene, zur Ernährungsweise des Kindes (Stillen oder Flaschennahrung) und zu den Ernährungsgewohnheiten erfasst. Außerdem wurden bei den Kindern von zwei speziell ausgebildeten Dentalhygienikerinnen der Zahnstatus, der deft-Index (d = decayed (kariös), e = extracted (extrahiert beziehungsweise fehlend), f = filled (gefüllt), t = teeth (Zähne)) sowie der Plaquestatus erhoben.

Der intraorale Befund ergab, dass 93,8 Prozent der Einbis Zweijährigen ein kariesfreies Gebiss aufwiesen. Bei den Zweibis Dreijährigen sank die Anzahl auf 82,4 Prozent und betrug bei den Drei- bis Vierjährigen nur noch 77,3 Prozent. Der mittlere deft-Wert stieg mit dem Alter der Kinder von 0,16 über 0,58 bis auf 0,93 an. Mit zunehmendem Alter der Kinder stieg auch die Anzahl der Probanden, die angaben, sich die Zähne täglich zu reinigen (73 bis 97 Prozent), wobei Plaque in jeder Altersgruppe in beträchtlichem Maße erkennbar war (23 bis 50 Prozent). Die Anzahl unbehandelter kariöser Läsionen stieg in den drei Altersgruppen von 1,3 über 8,7 auf 17,2 Prozent.

Die Untersuchung der Kinder ergab, dass ein signifikant höherer Anteil der Kinder mit sichtbarer Plaque Karies aufwies und dass ihr altersentsprechender deft- Wert höher war als bei plaquefreien Gebissen. Kinder, die während des Stillens einschliefen und weiter gestillt wurden, hatten signifikant höhere deft-Werte.

Ein Zusammenhang zwischen Familieneinkommen und Kariesvorkommen konnte ebenfalls festgestellt werden. So war die Anzahl kariöser Zähne in Familien, in denen das Einkommen unter dem Mittelwert lag, höher. Zwischen Mädchen und Jungen konnte kein Unterschied in der Anzahl kariöser Läsionen und beim durchschnittlichen deft-Wert nachgewiesen werden. Ebenfalls schienen sowohl die Rasse oder die Volkszugehörigkeit als auch der Bildungsgrad der Eltern oder des Vormunds nicht relevant zu sein.

Folglich korreliert die Zunahme kariöser Läsionen mit dem Vorkommen von Plaque, einem niedrigen Einkommen und der Anzahl aufgenommener zuckerhaltiger Mahlzeiten und Getränke. Außerdem konnte festgestellt werden, dass Kinder, die häufig Süßigkeiten, Eiscreme und Bonbons zu sich nahmen, ebenso häufig Chips aßen und einen höheren deft-Wert aufwiesen.

Abschließend lässt sich sagen, dass außer den für die Kariesentstehung bekannten Risikofaktoren – Vorhandensein von Plaque, Zuckeraufnahme und sozioökonomische Faktoren – das Essen von Chips die Entstehung von Karies bei Kindern fördert.

Quelle: Johansson I, Holgerson PL, Kressin NR, Nunn ME, Tanner AC Snacking habits and caries in young children. Caries Res 2010;44(5):421-430

ZÄ Ina UlrichCharité-Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für ZMKAbt. für Zahnerhaltungskunde und ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinina.ulrich@charite.de

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