ZFA-Statistik 2010

Ausbildungszahlen auf hohem Niveau

Bis zum 30. September 2010 wurden 42 589 Ausbildungsverträge in Arzt- und Zahnarztpraxen, Kanzleien, Apotheken und Büros der Freien Berufe – dem drittgrößten Ausbildungsbereich – abgeschlossen. Das sind etwas mehr als im Vorjahr. Auch das seit drei Jahren anhaltende Niveau der Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) konnte mit 11 721 Neuverträgen im Jahr 2010 erfreulicherweise gehalten werden.

Die Anzahl der Auszubildenden, die einen von Freien Berufen angebotenen Beruf erlernten, blieb im Jahr 2010 gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant. Die Berufsbildungsstatistik erlaubt, den Beruf ZFA sowohl in seiner zeitlichen Entwicklung als auch vergleichend gegenüber anderen Ausbildungsberufen darzustellen. Danach bildeten im Jahr 2009 rund 40 Prozent aller Zahnarztpraxen Praxispersonal aus. Eine Ausbildung zur ZFA wird mit über 99 Prozent fast ausschließlich von Frauen ergriffen. Sie ist für junge Frauen eine der am häufigsten gewählten Berufe. So entschieden sich im Jahr 2009 immerhin 4,4 Prozent unter den jungen Frauen für eine Ausbildung bei der Zahnärzteschaft, womit die ZFA Rang sechs der beliebtesten Berufe belegte (siehe Tabelle 1).

„Wenn nach Aussage des Bundesinstituts für Berufsbildung 25 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge auf nur sieben Berufe entfallen, dann ist das auch eine Frage des großen Angebots, das heißt, in welchen Berufen Betriebe ausbilden und entsprechend Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Die Zahnärzte sind hier Vorbild“, so Dr. Michael Sereny, Präsident der ZÄK Niedersachsen und für zahnärztliche Mitarbeiterinnen zuständiges Vorstandsmitglied der BZÄK sowie Mitglied des Beirates zur Begleitung des Bundesverbandes der Freien Berufe am Nationalen Ausbildungspakt.

Auch unter Integrationsgesichtspunkten haben die Zahnärzte im Vergleich aller Ausbildungsbereiche die Nase vorne. Denn in den Zahnarztpraxen gibt es mittlerweile den höchsten Anteil von Lehrlingen mit Migrationshintergrund. In den Berufen Zahnmedizinische Fachangestellte und Medizinische Fachangestellte sind die Ausländeranteile deutlich überproportional (über 9 Prozent) im Vergleich zum Durchschnitt über alle Ausbildungsberufe (5 Prozent).

Zudem sind Lehrlinge, die den Beruf der ZFA erlernt haben, anschließend weniger stark von Arbeitslosigkeit betroffen als in anderen Branchen. Im Jahresdurchschnitt 2009 waren 7 930 ZFAs arbeitslos gemeldet, ein Rückgang um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (und sogar 27,4 Prozent weniger gegenüber 2000).

Im Vergleich zum Vorjahr stabil

Das seit drei Jahren anhaltende Niveau der Zahl von neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen für Zahnmedizinische Fachangestellte konnte auch im Jahr 2010 erfreulicherweise gehalten werden (siehe nebenstehende Grafik).  

Bundesweit wurden zum 30. September 2010 insgesamt 11 721 Ausbildungsverträge für ZFA neu abgeschlossen (alte Bundesländer, ABL: 10 435; neue Bundesländer, NBL: 1 286). Gegenüber dem Vorjahr haben die Ausbildungszahlen damit im Durchschnitt um 0,8 Prozentpunkte leicht zugenommen (ABL: + 1,08 Prozent; NBL: - 1,61 Prozent). Ausgehend von einer geringen Grundgesamtheit ist in den neuen Bundesländern damit eine moderate Abnahme der Ausbildungszahlen zu erkennen. Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge variieren in den einzelnen Kammerbereichen um den Durchschnittswert. Stabile Werte bei den neuen Ausbildungsverhältnissen finden sich unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Bremen und Schleswig-Holstein.

Zugewinne gab es unter anderem in Niedersachsen, Berlin, NRW und Hessen. Dagegen hatten Thüringen, Sachsen- Anhalt, Sachsen und Hamburg und andere Verluste zu verzeichneten (siehe Tabelle 2).

Es zeigt sich zum einen, dass – anders als im produzierenden Gewerbe – die Wirtschaftsund Finanzkrise auch zwei Jahre danach so gut wie keine Auswirkungen auf das Ausbildungsengagement und das Bereitstellen von Ausbildungsplätzen bei den Zahnärzten hatte. Bei Zahnärzten und Ärzten spielen andere Faktoren eine größere Rolle, zum Beispiel die Auswirkungen der Reformen im Gesundheitswesen auf die individuelle Einnahmesituation in den Praxen. „Nach der Wahlentscheidung vom September 2009 für eine CDU/CSU- und FDP-Regierung erwarten wir für die Zahnarztpraxen nach einem Jahr der Selbstfindung endlich eine Entlastung von bürokratischen Eingriffen, die längst überfällige Anhebung der Honorare von Ost- auf Westniveau, die Abschaffung der Budgets sowie eine leistungsgerechte zukunftsorientierte Honorierung“, erklärt der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Dietmar Oesterreich. 

Bewerber qualifizieren

Aufgrund des Geburtenrückgangs wird sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt perspektivisch auch bei den Zahnärzten vom Lehrstellenmangel hin zum Bewerbermangel entwickeln. Regional unterschiedlich stark, wird es für die Praxen schwieriger werden, Bewerber zu finden. Damit verringert sich die Auswahlmöglichkeit, sodass immer häufiger auch Jugendliche eingestellt werden, die zusätzlicher Unterstützung bedürfen, um eine Ausbildung erfolgreich zu Ende zu führen. Da sich das Ausbildungshemmnis der mangelnden Ausbildungsreife nicht ad hoc beseitigen lässt, müssen andere Wege der Nachqualifizierung entwickelt und vorhandene stärker genutzt werden.

Hierzu bieten sich zum Beispiel die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Arbeitsagenturen an, die noch immer viel zu selten in Anspruch genommen werden und für die die BZÄK an dieser Stelle nochmals ausdrücklich werben will. Mit diesen von den Arbeitsagenturen finanzierten Hilfen kann Jugendlichen durch Förderung des Erlernens der berufsspezifischen Fachtheorie, durch Stützunterricht zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten sowie durch sozialpädagogische Begleitung geholfen werden. So könnte Jugendlichen eine Chance auf Ausbildung gegeben werden, die auf den ersten Blick nicht in das Bewerbungsprofil passen. Ferner sollte das erfolgreiche Instrument der Einstiegsqualifizierung (EQ) – von der Bundesagentur für Arbeit finanzierte Praktika, die als Brücke zur Ausbildung dienen – stärker von den Praxen genutzt werden. Mit den EQ können Arbeitgeber die jungen Menschen erst einmal kennenlernen und sie in der täglichen Praxis beobachten. Dabei hat sich gezeigt, dass sich viele Jugendliche, die nicht ins Bewerberprofi passen, oftmals als hervorragende Auszubildende herausstellten. Das belegt der sogennante Klebeeffekt: Rund zwei Drittel der EQler werden anschließend in eine Ausbildung übernommen.

Der Bundesverband der Freien Berufe fordert deshalb auch, „die EQ nicht mehr nur als Instrument der Nachvermittlung zu betrachten, sondern auch unterjährig anzubieten, sodass die erfolgreichen EQler mit den anderen Auszubildenden gemeinsam im Sommer die ordentliche Ausbildung beginnen können.“ Die EQ-Begleitforschung kam zu dem Ergebnis, dass die anfangs befürchteten Substitutionseffekte – ordentliche betriebliche Ausbildungsplätze werden durch öffentlich finanzierte EQ ersetzt – weitgehend ausbleiben.

„Um einem Fachkräftemangel in unseren Praxen vorzubeugen, sollten wir alle existierenden Angebote nutzen“ erklärt Sereny. Die Delegierten der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer formulierten im November 2010 einem Antrag, der den BZÄK-Vorstand auffordert „dem auch der Zahnärzteschaft drohenden Fachkräftemangel in den Praxen durch geeignete Maßnahmen (unter anderem Aufzeigen von beruflichen Perspektiven durch Fortbildungsangebote) entgegen zu wirken.“

Zahnarztpraxen werden in Zukunft weiterhin ein unverzichtbarer Pfeiler der mittelständischen Wirtschaft bleiben, in denen zehntausende Zahnmedizinische Fachangestellte eine qualifizierte Ausbildung erhalten werden. Nicht zu vergessen ist, dass es Zahnarztpraxen flächendeckend gibt. „So sind sie auch in ländlichen Regionen, in denen tendenziell wenig Ausbildungsbetriebe ansässig sind, ein Ausbildungsmotor für junge Menschen“, unterstreicht Oesterreich.

Dr. Sebastian ZillerLeiter der Abteilung Prävention und Gesundheitsförderung der BZÄKChausseestr. 13, 10115 Berlin

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.