Deutscher Zahnärztetag 2011

Kongress-Splitter

Heftarchiv Zahnmedizin
Das Angebot an Veranstaltungen in Frankfurt beim diesjährigen Zahnärztetag war enorm – rund 190 Referenten und ebenso viele Vorträge, Seminare und Posterpräsentationen. Anstelle einer voluminösen Zusammenfassung sollen einige ausgesuchte Highlights herausgehoben werden. Nach einem ersten Blick in einzelne Seminare in den zm 23 (Seite 40) folgen einige weitere Einblicke in das wissenschaftliche Fortbildungsgewitter.

Die Wehrmedizin steht per se für das Risiko. Mehrere Referenten berichteten über zahnmedizinisches Handeln während eines Auslandaufenthalts der Truppe. Ganz deutlich wurde dabei, dass die orale wehrmedizinische Untersuchung in einigem Abstand vor dem Aufbruch in den Einsatz stehen sollte. Denn, so Oberfeldarzt PD Dr. Constantin von See, „bei erforderlichen zum Beispiel endodontologischen Therapiemaßnahmen muss mit mehreren Sitzungen gerechnet werden.

Und die Endo-Behandlungen „müssen sitzen“, damit durch Druckunterschiede zum Beispiel beim Fliegen nicht vorher asymptomatische Zähne zu symptomatischen werden. Eine Repatrizierung sei so gut wie nie aus zahnmedizinischen Gründen nötig, so der Referent. Nur in sechs bis acht Fällen auf 1 000 Soldaten sei es erforderlich, dass ins Heimatland zurückgeflogen wird. Dabei handele es sich dann aber zumeist um umfangreiche kieferchirurgische Anamnesen. Nach wie vor ein großes Risiko-Problem im Feld stellt der Bruxismus dar, der besonders häufig bei jungen Soldaten, die erst auf wenige Berufsjahre zurückblicken können, zu beobachten ist. Diesem Problem kann aber – auch im Einsatz – zumindest zahnmedizinisch schnell und sicher abgeholfen werden.

Eine Repatrizierung ist so gut wie nie aus zahnmedizinischen Gründen nötig.

PD Dr. Constantin von See

Ein ganz anderes – ebenfalls erhebliches – Risiko stellt Mangelernährung dar, wie Dr. Eva Schrader, Nürnberg, an diversen Beispielen von unter- beziehungsweise fehl- und damit mangelernährten Senioren erläuterte. Mangelernährung führt zu Muskelabbau, damit zu körperlicher Instabilität und schließlich zur Frakturgefahr, mit schweren Folgen.„Und das betrifft rund 90 Prozent aller Senioren, vorwiegend in Einrichtungen“.

Die altersbedingten physiologischen Veränderungen des Geschmackssinns sowie Zahnersatz mit mangelhafter Funktion sind hier Auslöser mit zum Teil lebensbedrohlicher Konsequenz. Sie empfiehlt daher, dass auch der Zahnarzt seinen Blick schult und seine Patienten direkt nach ihren speziellen Ernährungsvorlieben fragt.

Meistens mangelt es diesen Patienten an den Vitaminen D, E, B und C sowie Folsäure und eiweißreicher Kost.

Dr. Eva Schrader

Auch ein Hautfaltentest, mit dem das subkutane Fettgewebe geprüft wird, sei ratsam. „Eine Befragung nach dem Speiseplan ist wenig aufschlussreich, denn sie sagt ja nicht aus, ob der Patient das Essen auch wirklich isst, das ihm angeboten wurde.“

Meistens mangelt es diesen Patienten an den Vitaminen D, E, B und C sowie an Folsäure und an eiweißreicher Kost. Sie rät daher: „Achten Sie auf eine hohe Energiedichte und empfehlen Sie, dass das Essen mundgerecht angerichtet wird!“ Auch soll zum Essen immer in kleinen Schlucken getrunken werden, denn Senioren leiden fast alle an einer Medikamenten-induzierten Xerostomie.

Den Blick zu schulen, riet auch Dr. Dr. Frank Halling, Fulda. Er animierte die anwesenden Zahnärzte, mehr Fortbildung in Bezug auf die visuelle Früherkennung von malignen Hauterscheinungen im Gesicht und Halsbereich durchzuführen und forderte, dass Zahnärzte auch in dermatologische Krebsfrüherkennungsprojekte integriert werden. Einer Umfrage zufolge sei die Bereitschaft dazu durchaus gegeben, aber über 70 Prozent der befragten Zahnärzte fühlten sich nicht kompetent genug.

Ohne entsprechende Vergrößerung läuft nichts.

Prof.Dr. Michael Hülsmann

Wenn endodontische Instrumente brechen, ist Gefahr im Verzug. Prof. Dr. Michael Hülsmann, Göttingen, diskutierte dieses Problem und gab dem Praktiker Tipps: „Generell gilt, Fragmente können nur dann entfernt werden, wenn ihr kororares Ende noch sichtbar ist.“ Und ohne eine perfekte Visualisierung, sprich dem Operationsmikroskop, sowie eine gute Trockenlegung gehe nichts. „Ist das Fragment nach 45 bis 60 Minuten nicht entfernt, riskieren Sie eine Perforation. Machen Sie einen zweiten Termin.“

Sein Fazit: Eine Instrumentenfraktur ist durchaus therapierbar, sie sollte nicht zum Ende eines Zahnes führen. Sie erfordert nur ein besonderes Instrumentarium und einen genauen Plan. sp

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.