Parodontologie

Photodynamische Therapie in der Parodontitisbehandlung

Heftarchiv Zahnmedizin
Die konventionelle mechanische Parodontitistherapie kann nicht alle parodontalpathogenen Keime entfernen. Eine weiterführende Antibiotikatherapie führt häufig zu Resistenzen. Die photodynamische Therapie ist ein neuer, nichtinvasiver Ansatz für die Lösung dieses Problems.

Die photodynamische Therapie (PDT) ist die Eliminierung von Mikroorganismen durch die Umwandlung von Sauerstoff in reaktive Verbindungen mithilfe eines Photosensitizers, der sich an die Mikroorganismen anlagert und durch Lichtaktivierung mit einer geeigneten Wellenlänge wirksam wird. Die photosensibilisierende Substanz wird durch Lichteinwirkung angeregt und reagiert dann mit endogenem Sauerstoff zu Triplett-Sauerstoff. Es gibt zwei verschiedene Reaktionstypen zur Bildung von reaktiven Verbindungen aus diesem stabilen Zustand. Die Typ-1-Reaktion beinhaltet einen Elektronen-Wasserstoff-Austausch des Photosensitizers. Die dabei produzierten Ionen lassen freie Radikale entstehen, die wieder mit Sauerstoff reagieren und zur Bildung von beispielsweise Superoxiden und Peroxiden führen. Bei der Typ-2-Reaktion wird der Triplett-Sauerstoff in den hochreaktiven Singulett-Zustand überführt. Beide Reaktionstypen bewirken den Untergang der Zielzellen in Abhängigkeit von der Konzentration des Photosensitizers und der Verfügbarkeit von Sauerstoff.

Für die PDT werden verschiedene, nicht toxische Substanzen als Photosensitizer verwendet. Es gibt fünf chemisch verschiedene Gruppen: trizyklische Farbstoffe und Phthalocyanine (zum Beispiel Methylenblau), Chlorverbindungen, Porphyrine (zum Beispiel ALA), Xanthene (zum Beispiel Erythrosin) und Monoterpentene (zum Beispiel Azulen). Als Lichtquelle werden Diodenlaser und lichtemittierende Dioden (LED) verwendet.

Die Parodontitistherapie versucht, das Wachstum parodontalpathogener Keime durch eine mechanische Reinigung der Zahnoberfläche in Verbindung mit antimikrobieller Medikation zu hemmen. Der Einsatz von Antibiotika führt häufig zu Resistenzen der Bakterien, da es schwierig ist, eine therapeutisch wirksame Konzentration am Zielort aufzubauen. Die PDT könnte eine einfache und schnelle Lösung für dieses Problem darstellen. Die Bildung von Resistenzen auf Singulett-Sauerstoff oder andere reaktive Sauerstoffverbindungen ist äußerst gering. Die PDT ist eine lokale, non-invasive Therapie, die sich nicht schädigend auf umliegende Gewebe auswirkt. Eine Lokalanästhesie ist für die Anwendung nicht notwendig.

Die Polysaccharide der extrazellulären Matrix des Biofilms sind hoch empfindlich auf die Wirkung von Singulett-Sauerstoff. In-vitro-Studien haben eine Reduktion der Mikroorganismen um mehr als 95 Prozent zeigen können. Die Verwendung von Toludinblau O (TBO) und Methylenblau in Verbindung mit einem Helium/Neon-Laser (633 Nanometer) zeigte beispielsweise eine Wirksamkeit gegen Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium nucleatum, Actinomyces actinomycetemcomitans und Streptococcus sanguis. Methylenblau in Verbindung mit einem 665-Nanometer-Diodenlaser eliminierte zusätzlich Prevotella intermedia. Die Anwendung von TBO mit einem Diodenlaser (635 Nanometer) zeigte sich unter anderem wirksam gegen Leptotrichia buccalis, Fusobacterium, Actinomycetes und Veilonella.

Die Anwendung von PDT in der Parodontitistherapie wird weiterhin untersucht und scheint eine gute Therapieergänzung zur manuellen Reinigung darzustellen.

Quelle:Raghavendra M, Koregol A, Bhola S.Photodynamic therapy: a targeted therapy in periodontics. Australian Dent J 2009;54:102-109

ZÄ Kristin LüdemannCharité-Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für Zahn-,Mund- und KieferheilkundeAbt. für Zahnerhaltungskunde und ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinkristin.luedemann@charite.de

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