Leitartikel

Klare Konzepte

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

das Führungsteam der BZÄK ist wieder- gewählt. Und zu Beginn einer neuen Legislaturperiode ist es üblich, ein Programm aufzustellen und der Öffentlichkeit zu erklären, was man in den nächsten vier Jahren vor hat. Wir werden das Rad nicht neu erfinden: Unser neues Programm ist eine logische und kontinuier-liche Weiterentwicklung der bisherigen standes-politischen Marschrichtung, zukunftsgerichtet und mit dem nötigen Augenmaß für dringend anstehende Probleme – in der Gesellschaft wie auch im Berufsstand.

Auf das Gesundheitswesen warten große Herausforderungen. Im Fokus steht die Weiterentwicklung des Krankenversicherungssystems. Es geht darum, eine gute medizinische Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten, die absehbar steigenden Kosten des medizinischen Fortschritts zu tragen und die Belastungen aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft zu bewältigen. Dazu hat die BZÄK in ihrem Memorandum zur Reformierung des deutschen Gesundheitssystems konkrete Lösungsvorschläge unterbreitet. Diese werden wir offensiv an Politik und Wissenschaft herantragen.

Wir lehnen eine allgemein verbindliche Bürgerversicherung ab, da sie zu einer Entmündigung des Patienten führt und die Gesundheitsversorgung komplett unter staatliche Fürsorge stellt. Für uns ist der Erhalt des dualen Systems von GKV und PKV unverzichtbar, allerdings müssen beide Bereiche reformiert werden.

So sollte der Leistungskatalog der GKV ständig überprüft werden, und zwar im Hinblick auf die konsequente Ausrichtung auf das Solidarprinzip. Die Eigenverantwortung des Patienten sollte gestärkt werden, Elemente wie Eigenanteile bei Arzneimitteln, weitere Formen der Selbstbeteiligung oder auch das Festzuschusssystem im zahnärztlichen Bereich sind dazu geeignet, Kostenbewusstsein zu erzeugen. Langfristig sollte der Übergang von rein lohnabhängigen Beiträgen zu einem Prämienmodell erfolgen, um sich von der Konjunkturabhängigkeit loszulösen.

Im PKV-Bereich sind ebenfalls Reformen angesagt. So ist nach unserer Auffassung eine Vereinfachung der Tarifstrukturen notwendig, um mehr Transparenz für die Versicherten zu erzeugen. Der Wildwuchs bei den Abschluss-Provisionen ist einzudämmen. Auch sollte über die Einführung eines Kontrahierungszwangs für private Vollversicherungstarife nachgedacht werden, und die PKV sollte sich dem Wettbewerb gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen öffnen.

Zahlreiche Herausforderungen stehen im berufspolitischen Bereich an. Auch hier hat die BZÄK in einem Memorandum die Knackpunkte herausgearbeitet und Lösungsansätze konzipiert. So wird der demografische Wandel Einfluss auf die Patientenstruktur und die zahnärztliche Versorgung nehmen. Wir werden deshalb die weitere Umsetzung des Konzepts zur Verbesserung der vertragszahnärztlichen Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen vorantreiben. Dazu gehört der Ausbau der Kooperation mit beteiligten Berufs-gruppen, die Novellierung der Aus- und Fortbildung der Pflegeberufe und die Er- höhung der Kompetenz des zahnärztlichen Behandlungsteams.

Wichtig ist, die soziologischen Veränderungen in der Bevölkerung im Blick zu behalten. Im zahnmedizinischen Bereich gehören präventive Konzepte zur Bekämpfung frühkindlicher Karies dazu, hier sind vor allem Menschen in sozial schwierigen Lebens- lagen betroffen. Die Integration der Zahnmedizin in die Allgemeinmedizin oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verlangen nach entsprechenden berufspolitischen Strategien. Auseinandersetzen muss sich der Berufsstand auch mit Entwicklungen wie der verstärkten Patientenorientierung im Gesundheitswesen oder der zunehmenden Bedeutung der Qualitätsförderung.

Unsere Konzepte und Lösungsvorschläge stehen. Und sie reichen nicht nur bis zur kommenden Bundestagswahl, sondern weit darüber hinaus. Dennoch werden wir die Politik in den kommenden Monaten daran messen, inwieweit zahnärztliche und gesellschaftliche Belange berücksichtigt werden. Fest steht: Die nächste Zeit wird spannend, und wir sind für die Zukunft gut gewappnet.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter EngelPräsident der Bundeszahnärztekammer

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