Repetitorium

Durch Zecken übertragene Erkrankungen

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Kein anderes Tier verursacht in Deutschland so viele Erkrankungen wie der gemeine Holzbock – so das Fazit beim ersten Süddeutschen Zeckenkongress in Stuttgart. Die wichtigsten durch die kleinen Blutsauger übertragenen Erkrankungen sind die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz unter FSME bekannt.

Sowohl bei der FSME als auch bei der Borreliose ist derzeit ein deutlicher Anstieg der Krankheitszahlen zu verzeichnen. So wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) im Jahr 2011 409 Fälle der durch Zecken übertragenen und durch das FSME-Virus bedingten Hirnhautentzündung gemeldet. Im Vorjahr waren es „lediglich“ 260 Krankheitsfälle.

Die offiziellen Zahlen können allerdings täuschen. Denn nicht jeder Fall einer FSME wird tatsächlich den Behörden gemeldet, da die Infektion längst nicht immer schwer verläuft und es nicht zur vollen diagnostischen Abklärung kommt. So ist davon auszugehen, dass leichte Krankheitsfälle als vermeintliche Sommergrippe fehlgedeutet werden. Experten gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der FSME-Infektionen möglicherweise zehnmal höher ist als die Zahl der gemeldeten Fälle.

Weitaus häufiger als die FSME ist aber die Borreliose, eine durch das zu den Spirochäten gehörende Bakterium Borrelia burgdorferi verursachte Multiorganerkrankung.

Borreliose, FSME und mehr

Überträger der Erreger der FSME wie auch der Borreliose sind Zecken, wobei in Europa der gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, die häufigste Zeckenart darstellt. Zecken gehören zu den Spinnentieren, haben acht Beine, einen rundlichen Körper und sind vor dem Blutsaugen nur wenige Millimeter groß. Sie ernähren sich vom Blut von Nagetieren und Säugern, wobei der Hinterkörper der Tiere nach der „Blutmahlzeit“ gut sichtbar um bis das 200-Fache anschwillt. Mit der Blutmahlzeit übertragen sie die Krankheitserreger.

Die kleinen blutsaugenden Parasiten halten sich keinesfalls, wie oft behauptet, fast ausschließlich im Unterholz auf. Vielmehr reicht unter Umständen schon die Arbeit im eigenen Garten, um sich eine Zecke „einzufangen“, wie auf dem Zeckenkongress betont wurde. Zudem sind die kleinen Spinnentiere sind deutlich widerstandsfähiger, als bislang oft angenommen. Vom Garten ins Haus gelangt, sterben sie nicht gleich ab, wenn sie keinen Wirt finden, sondern können bis zu 14 Tage überleben und auf „Wirtssuche“ gehen. Sie überstehen sogar den Waschgang in der Waschmaschine bis 40 Grad Celsius und werden erst im Trockner zuverlässig abgetötet.

Zecken durchlaufen drei Entwicklungsstadien, brauchen dazu aber jeweils eine Blutmahlzeit. Die weibliche Zecke legt bis zu 3 000 Eier, aus denen dann die Larven schlüpfen. Sie sind sehr klein, geschlechtslos und mit bloßen Auge kaum auszumachen. Die Larven befallen zum Beispiel Mäuse oder Igel und entwickeln sich nach einer Blutmahlzeit zur ebenfalls geschlechtslosen Nymphe, die sich nach einer weiteren Blutmahlzeit dann zum adulten Tier häutet.

Die Zecken erobern immer mehr Lebensraum und breiten sich – früher war ihr Hauptareal Österreich und Ungarn – vor allem Richtung Norden aus. So wurden sie bereits am nördlichen Polarkreis entdeckt. Sie überwintern im Boden und sind im Normalfall von März bis November besonders aktiv. Sie halten aber nicht, wie gelegentlich zu hören, Winterschlaf, sondern können bei milden Temperaturen durchaus auch in den Wintermonaten auf Wirtssuche gehen. So werden sie bereits ab drei Grad Celsius aktiv und nicht, wie lange geglaubt, erst ab sechs bis acht Grad Celsius.

Schutz durchaus möglich

Unabhängig von der Impfung gegen FSME kann man durch ein vernünftiges Verhalten beim Aufenthalt im Freien das Risiko eines Zeckenbisses reduzieren. So lässt sich das Risiko beispielsweise minimieren, indem man sich auf befestigten Wanderwegen bewegt. Auch dann aber sollte man auf jeden Fall beim Waldspaziergang langärmelige Kleidung und selbstverständlich lange Hosen tragen und möglichst die Socken über die Hosenbeine ziehen. Repellentien vermitteln eine gewisse Schutzwirkung, sind jedoch gegen Zecken kürzer wirksam als beispielsweise gegen Mücken.

Der wichtigste Schutz gegen durch Zecken übertragene Erkrankungen ist, neben der Impfung stets Vorsicht walten zu lassen und Tierchen, die man sich „eingefangen“ hat, unverzüglich zu entfernen. Zu bedenken ist, dass Zecken auf dunkler Kleidung schlechter zu sehen sind als auf heller Kleidung. Nach dem Waldspaziergang sollte man sich selbst und seine Angehörigen gründlich nach Zecken absuchen und dabei auch nicht die Kniekehlen, die Achselhöhlen und die Leisten vergessen, die quasi als Lieblingsorte der Zecken bekannt sind, weil hier die Haut dünn und dadurch besser „anzubeißen“ ist. Sie können aber auch am Haaransatz, hinter den Ohren oder auch in Hautfalten sitzen, weshalb dort bei Kindern unbedingt gesucht werden sollte.

Zecken beißen meist nicht sofort, sondern krabbeln zum Teil Stunden auf dem Körper umher, ehe sie sich „niederlassen“, so dass gute Möglichkeiten gegeben sind, die Zecken nach dem Aufenthalt im Freien zu suchen und noch vor dem Biss zu entfernen.

Die Blutmahlzeit

Um Blut ihres Wirtes saugen zu können, ritzen die Zecken mit ihren scharfen Mundwerkzeugen zuerst die Haut auf, verankern sich mit ihrem Stechapparat in der Wunde und saugen dort Blut, das sie in ihren Darm aufnehmen. Der Vorgang ist nicht schmerzhaft und bleibt deshalb oft unbemerkt. Nach dem Vollsaugen – was aber zum Teil erst nach einigen Tagen der   Fall ist – fällt die Zecke von alleine von der Haut ab. Ähnlich wie bei einem Mückenstich bleibt an der Einstichstelle eine kleine juckende Rötung zurück. Die Zecke kann mit dieser Blutmahlzeit dann lange überleben. Im Labor konnten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre ohne weitere Nahrung überleben, in der freien Natur liegt die Lebenszeit im Mittel bei drei bis fünf Jahren.

Stellt man eine Zecke am Körper fest, die sich bereits festgebissen hat, sollte sie vorsichtig, aber energisch mittels einer spitzen Pinzette herausgezogen oder -gedreht werden. Dies sollte so rasch wie möglich geschehen, da die Wahrscheinlichkeit der Erregerübertragung mit der Dauer des Blutsaugens ansteigt. Die Einstichstelle sollte man in den folgenden Tagen sorgfältig im Auge behalten und kontrollieren, ob ein Erythema migrans, also eine sich um die Einstichstelle herum ausbreitende Hautrötung (Wanderröte) als Frühsymptom einer Borreliose auftritt.

FSME – Gefahr nicht unterschätzen

Die FSME stellt ein ernst zu nehmendes, unter Umständen sogar letal verlaufendes Krankheitsbild dar, bei dem die FSME-Viren das ZNS angreifen. Die Infektion macht sich meist zunächst mit Kopfschmerzen und Fieber, Schluck- und Sprechstörungen bemerkbar und kann zu Gedächtnis- und Gleichgewichtsstörungen sowie Lähmungen führen.

Diese können vorübergehend auftreten, in seltenen Fällen aber auch persistieren.

Oft heilt die Erkrankung relativ rasch aus. Wird jedoch das zentrale Nervensystem befallen, droht die Meningitis mit hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und oft einer Nackensteife. Im weiteren Verlauf kann eine Gehirnentzündung auftreten, es sind nicht mehr „nur“ die Hirnhäute, sondern praktisch das gesamte Gehirn ist betroffen. Bewusstseinsstörungen, psychische Veränderungen und Lähmungen können die Folge sein. In rund 80 Prozent der FSME-Fälle verläuft die Erkrankung so schwer, dass eine stationäre Behandlung notwendig ist. Bei rund zehn Prozent der Patienten ist mit bleibenden Folgen zu rechnen, ein Prozentsatz, der jedoch aktuellen Untersuchungen zufolge wahrscheinlich noch weit unterschätzt wird.

Etwas milder als bei Erwachsenen ist in aller Regel der Verlauf bei Kindern. Doch auch bei ihnen drohen in schweren Fällen Krampfanfälle, Koma, Lähmungen und eine bleibende Behinderung oder sogar ein letaler Ausgang der Infektion. Eine direkte antivirale Therapie existiert nicht, die Behandlung erfolgt daher symptomatisch und die Krankheit heilt in aller Regel folgenlos aus, was allerdings Wochen bis Monate dauern kann.

Nicht jede Zecke überträgt die gefürchtete FSME. Das Risiko ist jedoch nicht zu unterschätzen. Immerhin erkrankt den Schätzungen zufolge in Risikogebieten wie beispielsweise Baden-Württemberg einer von 150 ungeimpften Menschen mit Zeckenstich. Bei etwa jedem zweiten Infizierten verläuft die Erkrankung schwer. Bei schwerem Verlauf ist die Rate bleibender Behinderungen hoch, in jedem zweiten Fall kommt es zur Berufsunfähigkeit infolge der FSME.

Chancen der Impfung konsequenter nutzen

Experten plädieren dafür, dass all jene, die sich häufig im Freien aufhalten, sich vorsorglich gegen die FSME impfen lassen. Trotzdem sind in Risikogebieten wie Baden-Württemberg nur rund 30 bis 40 Prozent der Kinder, die eingeschult werden, gegen die FSME geimpft, bei den Erwachsenen hat nur jeder vierte einen Impfschutz. Risikogebiete für die FSME sind neben Baden-Württemberg vor allem Bayern, Südhessen und Südthüringen. Vereinzelt werden allerdings Infektionen auch aus nicht als Risikogebiet ausgewiesenen Regionen berichtet. Die Verbreitung wird häufig durch Hunde getriggert, die mit auf Reisen waren und die Zecken in die heimischen Gebiete tragen.

Drei Impfungen sind für einen vollen Impfschutz notwendig, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Idealerweise sollte mit der Impfung im Herbst oder im Winter begonnen werden, damit im Frühsommer ein voller Impfschutz aufgebaut ist, wenn die FSME, wie der Name Frühsommer-Meningoenzephalitis schon andeutet, „Saison“ hat. Notwendig sind zwei Impfungen im Abstand von ein bis drei Monaten, eine dritte Impfung sollte fünf bis zwölf Monate später erfolgen. Wer den idealen Zeitpunkt verpasst hat, kann mit der Impfung praktisch jederzeit beginnen, da sich nach 14 Tagen ein, wenn auch nicht vollständiger, Impfschutz, aufzubauen beginnt. Für Risikopersonen gibt es außerdem auch ein rasches Impfschema mit drei Impfungen innerhalb von drei Wochen.

Borreliose ist nicht nur eine Modekrankheit

Keine Impfmöglichkeit gibt es dagegen gegen die Borreliose, auch Lyme-Borreliose genannt, die insgesamt häufigste durch Zecken übertragene Krankheit. Sie ist bereits seit rund 100 Jahren bekannt, wurde allerdings erst 1982 konkret beschrieben.

Die Borreliose ist in Europa, Nordamerika und Asien bis in Regionen bis zu 1 500 Höhenmetern verbreitet. In Deutschland besteht bundesweit Infektionsgefahr, diese ist jedoch regional unterschiedlich hoch, da je nach Lage fünf bis 35 Prozent der Zecken mit B. burgdorferi – benannt nach dem Erst-Beschreiber Willy Burgdorfer – durchseucht sind. Fünf verschiedene humanpathogene Spezies sind hierzulande anzutreffen. Sie leben im Darm der Zecken und werden beim Stechen über den Vorgang des Blutsaugens auf den Menschen übertragen. Wichtigstes Erregerreservoir sind Mäuse, es kommt aber auch von Vögeln, Eidechsen, Füchsen, Kaninchen, Rehen und Rotwild und gegebenenfalls auch von Haustieren ausgehend über die Zecken zur Transmission der Bakterien auf den Menschen.

Derzeit erkranken in Deutschland jährlich etwa 100 000 Menschen an einer durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose. Besonders groß ist das Risiko in Brandenburg, Sachsen und Bayern. Eine Eindämmung der Infektionsgefahr erhoffen sich die Experten von einer bundesweiten Meldepflicht der Borreliose.

Die Lyme-Borreliose, die ihren Namen einem Ort im US-Bundesstaat Connecticut verdankt, verläuft in aller Regel nicht letal, kann aber schwere chronische Erkrankungen mit Beteiligung verschiedener Organsysteme verursachen.

Bei den klinischen Zeichen wird differenziert nach früh lokalisierten Symptomen wie dem Erythema migrans sowie disseminierten Symptomen der Neuroborreliose und Spätformen der Erkrankung wie der Acrodermatitis chronica atrophicans, der Lyme-Arthritis sowie einer späten Neuroborreliose.

Behandlung der Infektion

Tritt nach einem Zeckenstich ein Erythema migrans auf, sollte unverzüglich eine antibiotische Behandlung eingeleitet werden. Die Antibiotika müssen mehrere Wochen eingenommen werden. Wird die Behandlung frühzeitig begonnen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Infektion völlig ausheilt und die Spätmanifestation abgewendet wird.

Geschieht das nicht, kann sich die Infektion ausbreiten und als Multiorganerkrankung manifestieren. Besonders häufig erfolgt die Dissemination ins ZNS, in die Gelenke und ins Myokard. Es kann beispielsweise zu einereuroborreliose kommen mit schmerzhaften Nervenentzündungen und auch Lähmungserscheinungen. Leitsymptom der Neuroborreliose sind brennende, quälende Schmerzen, die zumeist nachts exazerbieren.

Die Borrelien können ebenfalls die Gelenke infizieren und schmerzhafte Arthritiden, die sogenannte Lyme-Arthritis, hervorrufen, möglich ist ferner eine Beteiligung des Herzens in Form der Lyme-Karditis, die sich vor allem mit Rhythmusstörungen manifestiert. An der Haut ist als Infektionsfolge die Entwicklung einer Acrodermatitis chronica atrophicans mit zigarettenpapierdünner, faltiger Haut möglich. Die Folgen der Infektion halten möglicherweise viele Jahre lang an und zeigen sich zum Beispiel mit chronischen Muskel- und Gelenk- beschwerden, Müdigkeit und Abgeschlagenheit oder auch mit Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen.

Dass die Borreliose keineswegs eine Modeerkrankung ist, sondern eher sogar unterschätzt wird, belegen zwei bevölkerungsbezogene prospektive Kohortenstudien, die das Robert Koch-Institut jüngst in einem epidemiologischen Bulletin veröffentlicht hat (www.rki.de). Demnach ist die Lyme-Borreliose in allen Regionen Deutschlands endemisch. Das Risiko, seropositiv zu sein, steigt mit dem Lebensalter. Es liegt in der Gruppe der 14- bis 17-Jährigen bereits bei sieben Prozent. Mit anderen Worten: Sieben Prozent der Jugendlichen hierzulande haben einen Zeckenstich mit erfolgreicher Transmission von Borrelien hinter sich.

Weitere durch Zecken übertragene Erkrankungen

Zecken übertragen nicht nur Erkrankungen wie die FSME und die Borreliose. Sie können verschiedenste Erreger in ihrem Darm beherbergen und sind auch potenzielle Überträger der Babesiose, einer Erkrankung, die vor allem im Mittelmeerraum auftritt und Fieber, Müdigkeit und Muskelschmerzen verursacht. Die Babesiose ist allerdings beim Menschen selten. Häufiger ist sie bei Rindern und Hunden anzutreffen. Die Erkrankung ähnelt in ihrem klinischen Bild der Malaria und wird daher gelegentlich auch als „Hunde-Malaria“ bezeichnet. Wichtigster Überträger der Babesiose ist hierzulande die sogenannte Auwaldzecke (Dermacentor reticulans).

Ein weiteres Krankheitsbild ist die Ehrlichiose. Sie wird ebenfalls durch Bakterien, die sogenannten Ehrlichien, verursacht. Die Infektion verläuft meist ohne große Beschwerden, kann aber auch Fieber, Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen sowie Übelkeit hervorrufen.

Auch eine Rickettsiose, das sogenannte Fleckfieber, kann durch Zecken übertragen werden, ebenso wie das durch ein Virus bedingte Krim-Kongo-Fieber, das bislang aber nur in Südosteuropa sowie in Asien und in Afrika aufgetreten ist.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

INFO

Weitere Informationen

• 1. Süddeutscher Zeckenkongress,http://zeckenkongress.uni-hohenheim.de

• Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts Nr. 14, 10. April 2012,www.rki.de

• Borreliose und FSME Bund Deutschland, www.borreliosebund.de

INFO

Aus Sicht der Zahnmedizin

Orofaziale Symptome als Hinweis auf eine Borreliose

Die Diagnose orofazialer  Schmerzen und Beschwerden ist oftmals schwierig undherausfordernd. Auch die Borreliose ist eine Erkrankung, die multiple Organe befallen und sich durch vielfältige verschiedene klinische Symptome manifestieren kann. Die Symptomatik ist unter anderem von dem exakten Erreger abhängig: So verursacht Borrelia burgdorferi zumeist Gelenkbeschwerden, Borrelia afzelii die chronische atrophische Dermatitis und Borrelia garinii vorwiegend neurologische Auffälligkeiten. Bei Befall der kranialen Nerven treten unter anderem Gesichts- und auch Zahnschmerzen, Lähmungserscheinungen des N. facialis, Sehstörungen, Hals- und Kopfschmerzen sowie Schmerzen in den Kiefergelenken und der mastikatorischen Muskulatur auf. Liegt bereits ein chronisches Borreliose-Stadium vor, so können zusätzlich oftmals eine Taubheit der Zunge (besonders an der Zungenspitze) oder der Lippe, eine Geschmacksstörung und unkontrollierbare Zuckungen der motorischen Muskulatur beobachtet werden. Sollten derartige orofaziale Symptome in Verbindung mit einer Spirochäten-Erkrankung auftreten, ist ein vierwöchiger Zyklus charakteristisch: zwei Wochen klinische Verbesserung gefolgt von zwei Wochen der Verschlechterung. Zur sicheren Diagnose reichen Labortests (wie Titer-Bestimmung) nicht aus, vielmehr ist die Kombination aus Anamnese, Symptomen und Verlauf entscheidend.

Zusammenfassung

Die Diagnose einer Borreliose über Symptome im Kopf- und Halsbereich ist möglich und, im Hinblick auf die Beeinträchtigungen und Gefahr einer Chronifizierung, für den Patienten von äußerster Wichtigkeit. Der Zeckenstich selbst ist – wenn auffindbar – als eindeutiger Anlass zur Nachbeobachtung auf Symptome des Frühstadiums zu sehen. Selbstverständlich ist, aufgrund der Unspezifität, eine weitere Abklärung möglicher Differenzialdiagnosen (wie andere durch Zecken übertragene Infektionen, Multiple Sklerose, Tumoren und andere Systemerkrankungen) notwendig. Die richtige Klassifizierung der Erkrankung kann oftmals nur durch klinische Erfahrung und gute Beobachtung – optimalerweise in interdisziplinärer Kooperation – erfolgen.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika DaubländerLeitende Oberärztin der Poliklinik für Zahnärztliche ChirurgieUniversitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzPoliklinik für Zahnärztliche ChirurgieAugustusplatz 255131 MainzDr. Dr. Peer W. KämmererKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieAugustusplatz 255131 Mainz

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