Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Wissen und Erfahrungen von Patienten zum ärztlichen Notdienst erscheinen so simpel wie selbstverständlich: Laut Repräsentativumfrage von Forsa haben 45 Prozent der Deutschen schon mal den Notarzt in Anspruch genommen, 40 Prozent davon bei sich zu Hause.
Wer die Erfahrungen der Dienste kennt, weiß um die Skepsis mancher Mediziner, ob der Ruf nach der schnellen Hilfe tatsächlich immer „Not tut“. Aber hier dürfte gelten: besser einmal zu viel als zu wenig.
Skeptisch machen muss dabei allerdings, dass jeder fünfte Deutsche angibt, noch nie vom ärztlichen Notdienst gehört zu haben. Das ist beunruhigend.
Die Bemühungen, durch zusätzliche Aufklärung Abhilfe zu schaffen, finden Ihren vorläufigen Höhepunkt in der ab 2012 bundesweit gültigen Hotline unter der Rufnummer 116117. Dort erfährt jeder Bürger, wo sich der für ihn zuständige Bereitschaftsarzt finden lässt.
Ob das dem Fünftel der Bürgerschaft weiter hilft, das von der Existenz des Notdienstes nichts weiß, bleibt allerdings fraglich.
Was nicht beruhigt, aber relativiert: Hier geht es um Notlagen, nicht zwangsläufig um medizinische Notfälle. Kommt der RTW zum Einsatz, wird es komplexer.
Aber wie steht es in der zahnmedizinischen Fachwelt um Wissen, Ausstattung und Sicherheit in Sachen Notfall? Ist wirklich jeder Zahnarzt, jedes Praxisteam gut darauf vorbereitet, in schwierigen Notsituationen das richtige zu tun? Auch hier weisen die zwar nicht repräsentativen, aber zur Einschätzung zweckdienlichen Umfragen aus, dass der medizinische Notfall für die Zahnarztpraxis durchaus Teil der in den Praxen erfahrenen Realität ist.
Und ob man es will oder nicht: Es gehört zum Praxisablauf, dann die richtigen Schritte vollziehen zu können, das Fachwissen, die nötige Ausrüstung und den entsprechenden Plan zu haben, wenn das eintritt, was sich keiner herbeiwünscht: Der Herz-Kreislauf-Stillstand beim Patienten, die hypertensive Krise, ein Krampfanfall, Hypoglykämie, ein Asthmaanfall, Anaphylaxie oder anderes mehr erfordern die schnelle und sichere Reaktion des Arztes. Wer dann nicht weit mehr weiß als das, was der Erste-Hilfe-Kurs bietet, hat etwas vernachlässigt.
Letztlich gilt das aber nicht nur allein für den Zahnarzt. Weiß das ganze Team, was in einem solchen Fall zu tun bleibt, kann das helfen, Menschenleben zu retten.
Die zur Zeit vorliegenden Umfrageergebnisse haben die zm jedenfalls in ihrem Vorhaben bestärkt, durch von Experten aufbereitete Notfallschilderungen hier einen Beitrag zu leisten, das Wissen, das jeder Fachmann hat, aufzufrischen und ihn dort sicherer zu machen, wo es hoffentlich nicht „Not tut“: in Ihrem Praxisalltag.
Mit freundlichem Gruß
Egbert Maibach-Nagel
zm-Chefredakteur