Investition in die Zukunft
Das statistische Bundesamt hat gerechnet: Auf rund 120 000 Euro belaufen sich die Kosten für ein Kind bis zu seinem 18. Lebensjahr. Das macht etwa 550 Euro pro Monat. Natürlich lassen sich für Kinder keine Kosten-Nutzen-Rechnung aufmachen. Kinder bedeuten Liebe und sie bereichern das Leben. Doch wer sein Kind liebt, weiß auch, dass neben einer guten Erziehung vor allem eine umfassende Ausbildung die Zukunft des Sprösslings sichert. Egal, ob Meisterprüfung oder Studium – die Ausgaben gehen schnell in die Zehntausende. So schlägt die Meisterprüfung im Schnitt mit 17 000 Euro zusätzlich zur Vorausbildung zu Buche. Ein Studium kostet im Schnitt 35 000 bis 50 000 Euro. Für Human- und Zahnmedizin belaufen sich die Ausgaben auf 70 000 bis 80 000 Euro.
Es gibt nicht viele Eltern, die diese Summen aus den laufenden Einnahmen finanzieren können. Daher empfiehlt es sich, schon früh mit dem Sparen zu beginnen. Zumal gerade kleine Kinder eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Kapitalanlage mitbringen: Sie haben noch viel Lebenszeit vor sich. So kann sich auch aus kleineren Beiträgen, die regelmäßig über einen Zeitraum von 18 bis 20 Jahren angespart werden, ein ordentliches Vermögen entwickeln. Die Aufs und Abs an der Börse fallen dabei kaum ins Gewicht. Denn zum einen kann sich der Zinseszinseffekt voll entfalten: Wieder ange- legte Zinsen produzieren neues Kapital. Und zum anderen nivellieren sich bei risiko- reichen Anlagen wie Aktien mögliche Kursverluste.
Informationen sammeln
Besonders Großeltern, die ihrem Enkelkind eine finanzielle Basis schaffen wollen, scheuen häufig jedes Risiko. Das ist verständlich, weil eine falsche Anlageentscheidung schnell zu Verlusten führen kann. Allerdings läuft man so auch Gefahr, Geld zu verschenken, weil man auf Renditen verzichtet. Ein anderer Fall ist es, wenn ein ausgewähltes Finanzprodukt zu viele Kosten mit sich bringt. Deshalb ist es wichtig, vor der Entscheidung genügend Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten einzuholen:
• Ausbildungsversicherung
Diese von der Assekuranz heftig beworbene Kapitallebensversicherung zählt zwar zu den beliebtesten Anlageprodukten, gehört aber gleichzeitig zu den unattraktivsten. Von 100 Euro Beitrag fließen nur 70 bis 80 Prozent in die Kapitalanlage. Den Rest verwendet die Versicherung für Provisionen, Gebühren und die Risikoabsicherung. Versichert ist das Leben des Versicherungsnehmers, also meistens Oma, Opa oder ein Elternteil. Stirbt diese Person, zahlt die Versicherung die Beiträge quasi weiter, so dass am Ende der Laufzeit dem Kind der volle Betrag zur Verfügung steht.
Wegen der hohen Kosten und der niedrigen Erträge raten die Verbraucherzentralen von diesem Produkt ab. Zurzeit garantieren die Versicherungen nur einen Zins von 1,75 Prozent. „Diese minimale Verzinsung“, so die Verbraucherzentrale Hamburg, „bezieht sich tatsächlich aber nur auf den verbleibenden Sparanteil des Beitrages. Außerdem sind die Verträge unflexibel, und eine vorzeitige Kündigung führt in der Regel zu erheblichen Verlusten.“ Eltern, die eine Risikovorsorge treffen wollen, sollten eine preiswerte Risikolebensversicherung abschließen und so eine finanzielle Absicherung der Kinder schaffen, so die Vebraucherschützer.
• Tagesgeld
Kinder, die fleißig sparen und an Geburtstagen oder zu Weihnachten Geldgeschenke bekommen, können ihren Schatz auf einem Tagesgeldkonto parken, bis er vielleicht für eine größere Anlage reicht. Dort steht es jederzeit zur Verfügung und bringt trotzdem Zinsen. Derzeit (Ende September 2012) liegt die Spanne zwischen 0,8 Prozent bei der Targo Bank und 2,4 Prozent bei der RaboDirect.
• Sparbuch
Zu den Relikten in der Geldanlage gehört sicherlich das gute alte Sparbuch. Es eignet sich für die Kleinen, die darauf ihr Taschengeld sparen und Geld sammeln können, um sich vielleicht den lang ersehnten Nintendo kaufen zu können. Für größere Summen eignet sich das Sparbuch nicht. Denn die Zinsen tendieren gegen Null. Zieht man davon noch die Inflationsrate ab, bleibt sogar ein Verlust.
• Banksparpläne
Wie die Ausbildungsversicherung gehört auch der Banksparplan zu den Klassikern im Spargeschäft. Er ist ein bequemes und sicheres Produkt: Der Sparer schließt einen Vertrag mit der Bank auf den Namen des Kindes ab, erteilt einen Dauerauftrag für die Beiträge und braucht sich die nächsten 18 Jahre nicht mehr zu kümmern. Die Konditionen der einzelnen Varianten unterscheiden sich meist in der Zinsgestaltung. Häufig können die Kunden zwischen einer festen, ansteigenden oder flexiblen Verzinsung wählen. Rechnet man mit steigenden Zinsen, empfiehlt sich ein variabler Zins. Bei den Sparplänen sollten Eltern oder Groß- eltern darauf achten, dass der Zins wirklich auf die gesamte Sparsumme gezahlt wird und nicht nur auf das neu angelegte Geld. Häufig zahlt die Bank am Ende der Laufzeit zusätzlich einen Bonus. Bei der Wahl der Bank sollte die Einlagensicherung beachtet werden. Außerdem entscheiden sich die Angebote noch darin, ob man aus dem Vertrag vorzeitig aussteigen kann oder nicht.
• Fondssparplan
Die meisten Experten empfehlen die regelmäßige Anlage in einen Fondssparplan. So auch Constanze Hintze, Geschäftsführerin von Svea Kuschel + Kolleginnen, die speziell Finanzdienstleistungen für Frauen anbietet: „Wenn man 18 oder 20 Jahre lang spart, dann sollte es ein Investmentsparplan sein. Ich empfehle eine weltweite Anlage.“ Das regelmäßige Fondssparen ist je nach Produkt schon ab 25 Euro im Monat möglich. Bei der Wahl des Fonds sollte die Risikoneigung im Vordergrund stehen. Rentenfonds bergen weniger Risiken, versprechen allerdings auch weniger Rendite.
Mehr Gewinn, aber auch eventuell höhere Verluste riskieren Anleger, die sich für einen Aktienfonds entscheiden. Gut fährt, wer auf eine möglichst breite Streuung achtet. So sind Fonds gut geeignet, die in Papiere von international agierenden, seriösen Großunternehmen investieren. Da die Investition über einen sehr langen Zeitraum läuft, werden Verluste meist wieder ausgeglichen. Außerdem wirkt das Cost-Average-Prinzip. Das heißt, sinkt der Kurs, gibt es mehr Anteile pro Sparrate, bei steigenden Kursen sind es entsprechend weniger.
Kosten sparen lassen sich bei der Wahl der Depotbank. Direktbanken verzichten häufig ganz auf Gebühren. Comdirect und die ING-DiBa bieten spezielle Kinder-Depots zu besonders günstigen Konditionen an. Auch beim üblichen Ausgabeaufschlag, der beim Kauf der Fondsanteile von gemanagten Fonds fällig wird, gibt es Rabatte. Manche Fondsvermittler verzichten sogar ganz darauf. Bei Finanzdienstleisterin Hintze beträgt er drei Prozent. Auf Depotgebühren verzichtet sie. Wer sich für Indexfonds entscheidet, zahlt gar keine Gebühren.
Allerdings gilt für alle Fondsarten, dass Eltern beziehungsweise Großeltern deren Entwicklung im Blick behalten. Läuft ein Fonds über längere Zeit schlecht, heißt es wechseln. Rutschen die Kurse gegen Ende der Sparzeit in den Keller, bleibt die Rendite auf der Strecke. Deshalb ist es wichtig, vor allem am Ende der Laufzeit das Geschehen an den Börsen zu beobachten und rechtzeitig zu verkaufen. Gelingt das nicht, ist es besser, die Anteile noch länger zu behalten und eine Kurserholung abzuwarten.
Fiskus will Steueranteil
Nicht nur die Eltern, auch Verwandte wie Großeltern oder Onkel und Tante dürfen Geld im Namen des Kindes anlegen. Eine von den Erziehungsberechtigten unterschriebene Vollmacht erlaubt ihnen, das Geld von einer Anlage in die andere umzuschichten. Allerdings können die Eltern die Vollmacht widerrufen. Läuft die Anlage auf den Namen des Kindes, müssen die Verwalter aufpassen, wenn sie Geld abheben. Das Finanzamt erlaubt das nur, wenn das Geld auch tatsächlich für das Kind verwendet wird. Geschieht das nicht, muss das Geld eventuell nachversteuert werden. Um Unsicherheiten zu vermeiden, sollte nur noch das Kind über sein Vermögen verfügen können, sobald es volljährig ist.
Wie bei den Erwachsenen kassiert der Fiskus auch von Kindern auf alle Kursgewinne und Zinserträge die 25-prozentige Abgeltungssteuer. Läuft der Sparplan auf den Namen des Kindes, kann es wie jeder Erwachsene einen Freibetrag von 801 Euro nutzen. Zusätzlich steht dem Sprössling ein Grundfreibetrag von 8 004 Euro plus 36 Euro Sonderausgabenpauschale zu. Die Einkünfte sollten diese Beträge nicht übersteigen. Denn dann sind Kindergeld und die kostenlose Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse gefährdet.
Marlene EndruweitFachjournalistin für Wirtschaftm.endruweit@netcologne.de