Riech- und Schmeckstörungen
Sehen, hören, riechen, schmecken und tasten – mit diesen Wahrnehmungen orientiert sich der Mensch in seiner Umwelt und ist in der Lage, sein Leben zu gestalten. Beim Sehen reagiert der Organismus auf optische, beim Hören auf akustische Reize, während beim Riechen und beim Schmecken chemische Substanzen die Sinneswahrnehmung auslösen. Riechen und Schmecken werden daher auch als chemische Sinne zusammengefasst und als Chemosensorik bezeichnet. Beide Sinne sind eng miteinander verknüpft, Riech- störungen sind nicht selten assoziiert mit Schmeckstörungen, und vermeintliche Störungen der Geschmackswahrnehmung beruhen häufig auf einer Riechstörung.
Der Geruchssinn
Verantwortlich für das Wahrnehmen von Gerüchen sind spezielle Riechzellen, die olfaktorischen Sinneszellen. Sie befinden sich vor allem in einem kleinen Bereich im Dach der Nasenhaupthöhle, dem Nasendach. Die Riechzellen im dort lokalisierten Riechepithel werden durch Duftstoffe aktiviert, chemische Moleküle, die aus der Luft aufgenommen werden. Diese induzieren Veränderungen der olfaktorischen Sinneszellen, die den Riechnerv, den Nervus olfactorius, aktivieren, der dann den Reiz an das Gehirn weiterleitet.
Die Duftstoffe binden dabei an spezielle Proteine in der Zilienmembran der Sinneszellen, die Duftstoffrezeptoren, und lösen eine Signalkette der Reizverarbeitung aus. Über die Rezeptoren, die auf verschiedenste Substanzen reagieren, und die nachgeschalteten Reaktionen werden die Duftstoffe erkannt und verstärkt. Die Verarbeitung des Reizes als Geruchseindruck erfolgt dann im Gehirn.
Normalerweise nehmen Menschen rund 20 bis 30 verschiedene Gerüche wahr. Der Geruchssinn ist allerdings von Mensch zu Mensch unterschiedlich gut ausgeprägt und lässt sich zudem trainieren. Soge- nannte Parfumeure erkennen etwa 2 000 verschiedene Aromen und sind auch in der Lage, diese exakt voneinander zu unterscheiden.
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Der Geschmackssinn
Für Geschmackswahrnehmungen sind ebenfalls spezielle Sinneszellen, die gustatorischen Sinneszellen, verantwortlich. Sie sind in den Geschmacksknospen im Mund- und Rachenraum lokalisiert. Die Sinneswahrnehmungen werden über verschiedene Nerven, hauptsächlich allerdings den Nervus lingualis, ans Gehirn geleitet.
Im Wesentlichen werden vier Geschmacksqualitäten wahrgenommen und zwar süß, sauer, salzig und bitter. Als fünfte ist ist seit einigen Jahren „umami“ bekannt, es verstärkt bestimmte Geschmacksrichtungen in ihrer Intensität, ist jedoch auch in der Lage, mögliche Geschmacksfehler von Lebensmitteln zu überlagern und zu korrigieren.
Enges Zusammenspiel
Geruchs- und Geschmackssinn sind nicht isoliert voneinander zu sehen und auch nicht isoliert von anderen Sinnen. So beruht etwa der blumige oder erdige „Geschmack“ eines Weines letztlich darauf, dass dessen Aroma gerochen und nicht geschmeckt wird.
Außerdem können Geruchs- und Geschmackswahrnehmungen durch weitere, nicht direkt diesen Sinnen zugeordnete Nerven übermittelt werden. So zum Beispiel durch den Nervus trigeminus, der Gefühle wie Brennen oder Stechen anzeigen kann, was dann die übrigen Sinneseindrücke unterstreichen, verstärken oder modulieren kann. So vermittelt vor allem der Trigeminusnerv Empfindungen wie das Brennen beim Verzehr von Chili oder die kühlende Wirkung bei der Wahrnehmung von Menthol.
Darüber hinaus werden Riechen und Schmecken auch durch das Sehen mit- erlebt: Ein Essen, das appetitlich angerichtet ist, mundet bekanntlich besser als die gleiche Speise, die lieblos auf den Teller gelegt wird.
Der beim Schmecken vermittelte Sinneseindruck kommt somit durch vielfältige Faktoren neben der Wahrnehmung von zum Beispiel süß oder sauer zustande. So beeinflussen zum Beispiel auch das Zusammenspiel von Temperatur und Konsistenz der Nahrung oder des Getränks den runden Geschmackseindruck, zusätzlich natürlich auch die Geruchsstoffe.
###more### ###title### Störungen beim Schmecken und Riechen ###title### ###more###
Störungen beim Schmecken und Riechen
Riech- und Schmeckstörungen – Dysosmien und Dysgeusien – können vielfältige Ursachen haben. Sie können miteinander assoziiert sein oder isoliert auftreten, erworben oder angeboren sein. Ist der Riechsinn teilweise verloren gegangen, so wird dies als Hyposmie bezeichnet, ein vollständiger Riechverlust ist die Anosmie. Beim teilweisen Verlust des Geschmackssinns spricht man von einer Hypogeusie, beim vollständigen Verlust von der Ageusie. Neben solchen Beeinträchtigungen der beiden Sinnes-wahrnehmungen kann es außerdem zur Modulation des Sinneserlebens kommen, Gerüche und Geschmackseindrücke werden dann verändert wahrgenommen, beides sind Phänomene, die als Parosmie und Parageusie bezeichnet werden.
Beim Geruchssinn ist neben der Hypo- und der Anosmie auch eine Hyperosmie, also eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen zu differenzieren. Weiter gibt es die Phänomene der Phantosmie, quasi eine Riechhalluzination mit dem Wahrnehmen von Gerüchen in Abwesenheit entsprechender Geruchsquellen, sowie der Pseudosmie, bei der unter dem Einfluss starker Affekte oder bei psychiatrischer Erkrankung bestimmte Gerüche in ihrer Wahrnehmung anders gedeutet werden. Dann liegt eine Geruchsillusion vor.
Mit dem Begriff der Kakosmie charakterisiert man das Wahrnehmen üblicher Gerüche, ohne dass die entsprechenden Geruchs-stoffe überhaupt vorhanden sind. Unter der olfaktorischen Intoleranz versteht man eine übersteigerte subjektive Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Duftstoffen.
Analog kann bei Schmeckstörungen eine Hyper- oder eine Hypogeusie vorliegen, eine Parageusie bei veränderter Wahrnehmung von Schmeckreizen oder eine Phantogeusie, wenn es zu Geschmackseindrücken in Abwesenheit einer Reizquelle kommt.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Sensibilität ab
Sowohl beim Geruchssinn wie auch beim Geschmackssinn nimmt die Empfindlichkeit – ähnlich wie bei anderen Sinnen und bei anderen Körperfunktionen – mit zuneh-mendem Alter ab. Es gibt Befunde, wonach rund 50 Prozent der Menschen jenseits des 60. Lebensjahres einen eingeschränk-ten Geruchssinn aufweisen. Bei Menschen jenseits des 80. Lebensjahres sind sogar 80 Prozent in ihren Geruchs- und Geschmackswahrnehmungen beeinträchtigt.
Der Geruchssinn ist zudem bei Rauchern eingeschränkt sowie bei Menschen, die beruflich regelmäßig mit stark riechenden Chemikalien konfrontiert sind, wie es beispielsweise bei Chemiearbeitern, bei Arbeitern in einer Kläranlage, auf Mülldeponien oder auch bei Feuerwehrleuten der Fall ist.
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Riechprobleme
Riechstörungen sind ein vergleichsweise häufiges Gesundheitsproblem. Sie werden von den Betroffenen nicht selten als belastend erlebt. So kann es eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeuten, wenn infolge einer Riechstörung auch der Geschmackssinn leidet und das beste Essen und der beste Rotwein als fade wahrgenommen werden, oder wenn man den Duft von frisch gemahlenem Kaffee oder frisch gebackenem Brot nicht mehr wahrnehmen kann.
Die beeinträchtigte Geruchswahrnehmung ist meist durch Veränderungen im sinu- nasalen System bedingt und mit der Behandlung der Grunderkrankung normalerweise reversibel. Ursache einer sinunasalen Riechstörung können beispielsweise Infektionen sein, wobei das reduzierte Riech- vermögen noch eine Zeit lang über das Abklingen der akuten Infektion hinaus erhalten bleiben kann. Die Störung ist sehr häufig durch einen grippalen Infekt bedingt, kann aber auch durch Entzündungsprozesse und speziell eine Nasennebenhöhlenentzündung oder beispielsweise durch Nasenpolypen sowie eine allergisch bedingte Schleimhautschwellung hervorgerufen werden.
Den Anteil der nicht sinunasal verursachten Riechstörungen schätzen Experten auf etwa 28 Prozent. Ursache kann beispielsweise ein Schädel-Hirn-Trauma sein, eine Reaktion auf die Einwirkung von Noxen, zu denen auch Medikamente gehören können. Diese Störung kann auch idiopathisch auftreten. Zu den Arzneimitteln, die Riechstörungen hervorrufen können, gehören Antibiotika, Chemotherapeutika wie das Methotrexat, Antihypertensiva wie die Dihydropyridine, Betablocker sowie auch Morphin.
Allerdings können Riechstörungen auch angeboren sein und auf anatomischen Anomalien beruhen wie etwa dem kompletten Fehlen des Riechkolbens. Die Betroffenen können dann Gerüche überhaupt nicht wahrnehmen.
Diese Störung wird aber oft erst bemerkt, wenn die Kinder zehn Jahre alt sind.
Frühsymptom bei Alzheimer und Parkinson
Von besonderer Bedeutung sind Riech- störungen als Frühsymptom eines Morbus Parkinson sowie einer Demenzerkrankung. So ist inzwischen gut bekannt, dass sich speziell der Morbus Parkinson in aller Regel bereits sehr früh mit Riechstörungen manifestiert: Rund 80 Prozent der Patienten mit der Erkrankung klagen über Riechstörungen, bei weiteren zehn Prozent lässt sich diese anhand spezieller Riechtests nachweisen, ohne dass dem Betreffenden bewusst ist, dass er nicht mehr richtig riechen kann. Gibt ein Patient an, sein Riechvermögen habe sich verändert, muss daher stets an die Möglichkeit einer Parkinson‘schen Erkrankung oder einer anderen neurologischen Störung gedacht werden.
So scheint auch bei Patienten mit einer Alzheimerschen Erkrankung das Geruchszentrum im Gehirn zu verkümmern. Die Schrumpfung des sogenannten Riech- kolbens tritt bereits früh im Krankheitsverlauf ein, so dass auch bei dieser Erkrankung Riechstörungen ein frühes Warn- signal darstellen können. Häufig liegt schon im Stadium der nur leichten kogni- tiven Beeinträchtigung, auch MCI (Mild Cognitive Impairment) genannt, eine Riechstörung vor.
Auch andere Erkrankungen können sich durch Riechstörungen bemerkbar machen. Beschrieben sind entsprechende Beeinträchtigungen beim Diabetes mellitus, bei Lebererkrankungen, der Hypothyreose, bei Hirntumoren und beim Sjörgen-Syndrom.
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Riechtests zur Diagnostik
Abgeklärt werden Störungen der Geruchswahrnehmung durch die Anamnese, die im Allgemeinen dann den Weg für eine weiterführende Diagnostik bahnt, was oft zusätzlich eine HNO-ärztliche Untersuchung und/oder eine Röntgenuntersuchung der Nase und der Nebenhöhlen notwendig macht.
Durch standardisierte Riechtests kann ferner überprüft werden, ob bestimmte Riechproben richtig erkannt werden, bei welcher Konzentration ein Duftstoff wahrgenommen wird und ob die Intensität richtig zugeordnet werden kann. Dabei werden zum Beispiel spezielle Riechstifte mit bestimmten Duftnoten dem Patienten unter bei- de Nasenlöcher gehalten und er wird aufgefordert, das Geruchserlebnis zu beschreiben. Mit den Riechtests lassen sich die Riech-fähigkeit und auch die Riechschwelle ab-klären. Das Riechvermögen lässt sich außerdem objektiv durch Messung der Hirnströme bei Geruchsreizen, also der olfaktorisch evozierten Potenziale (OEP) fassen. Das Verfahren ist jedoch recht aufwendig.
Die Therapie von Riechstörungen erfolgt abhängig von deren Ursachen und zielt primär darauf ab, die potenziellen Auslöser der Störung zu behandeln. Häufig werden Kortikoide eingesetzt mit dem Ziel einer Entzündungshemmung und einer Abschwellung der Nasenschleimhaut. Zusätzlich können Kochsalz-Spülungen der Nase mit einer Nasendusche hilfreich sein.
Probleme in der Gustatorik
Seltener als Riechstörungen treten Schmeckstörungen, also Störungen der Gustatorik, auf. Zu beachten ist auch, dass nicht wenige Patienten, die angeben, eine gustatorische Störung entwickelt zu haben, tatsächlich unter einer Riechstörung leiden. Liegt eine konkrete Schmeckstörung vor, so handelt es sich meist um eine Änderung des Geschmacksempfindens.
Gewohnte Geschmacksreize werden anders empfunden, beispielsweise wird häufiger ein bitterer oder ein metal- lischer Geschmack wahrgenommen.
Ursache der Störungen des Geschmackssinns
Auch Schmeckstörungen können viele Ursachen haben. Generell lassen sich epitheliale, nervale und zentrale Ursachen unterscheiden. So basiert die Störung nicht selten auf einer Schädigung der Geschmacksknospen zum Beispiel durch Infektionen oder durch eine Strahlentherapie bei Kopf-Hals-Tumoren.
Auch kann es sich um eine Nebenwirkung von Medikamenten handeln. Die Arznei-mittel können dabei einen Eigengeschmack erzeugen oder über die Ausscheidung mit dem Speichel geschmacklich wahrgenommen werden. Bekannt ist das Auftreten solch unerwünschter Begleiterscheinungen zum Beispiel bei Chlorhexidin, Penicillamin sowie bei Zytostatika. Carbamazepin, Allopurinol, Terbinafin und Amiodaron sind weitere Beispiele für Arzneimittel, die das Geschmackserleben stören können.
Eine Geschmacksstörung kann auch indirekt auftreten wie beispielsweise bei den Anticholinergika, die eine Mundtrockenheit hervorrufen und dadurch die Geschmacksknospen beeinträchtigen oder irritieren können. Ebenso kann eine Glossitis die Ursache einer Schmeckstörung sein, wie Leber- oder Nierenerkrankungen oder eine Hypothyreose. Aber auch eine Läsion der peripheren Nerven, die zum Beispiel posttraumatisch oder durch Operationen wie beispielsweise eine Tonsillektomie bedingt sind, können Geschmacksveränderungen auslösen. Eine Beeinträchtigung der Geschmacksbahn im Gehirn kann unter Umständen auch die Folge eines Hirntumors oder einer Schädel-Hirn-Verletzung sein.
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Diagnostik und Therapie
Diagnostisch stehen die Anamnese und die genaue Charakterisierung der Dysgeusie im Vordergrund sowie die klinische Unter- suchung mit genauer Inspektion des Mund-Rachen-Raumes. Erfragt werden muss, ob es sich um eine quantitative oder eher um eine qualitative Störung handelt, also ob die Sinnesreize vermindert, verstärkt oder verändert wahrgenommen werden. Wichtig ist es ferner zu eruieren, ob parallel Riechstörungen bestehen.
Ähnlich wie Riechstörungen lassen sich auch Schmeckstörungen durch standar- disierte Schmecktests diagnostisch fassen. Dabei werden die Geschmacksknospen mit Zucker- und/oder Salzlösung konfrontiert, mit Zitronensäure, Chininlösung und Glutaminsäure. Bei den Geschmackstests wird unter anderem versucht zu ermitteln, in welcher Konzentration bestimmte Geschmacksproben erkannt werden. Die therapeutischen Möglichkeiten von Schmeckstörungen sind begrenzt. Ein vordringliches Ziel besteht deshalb vor allem darin, die zentrale Ursache der Störung zu identifizieren und möglichst zu beheben.
Es gibt spezielle Kliniken, die sich auf die Abklärung und Behandlung von Riech- und Schmeckstörungen spezialisiert haben, die bei den entsprechenden Organisationen (siehe Infokasten) zu erfragen sind.
INFO
• Deutsche Gesellschaft für Hals- Nasen-Ohrenheilkunde,www.hno.org
• Arbeitsgemeinschaft Olfaktologie und Gustologie in der Deutschen HNO-Gesellschaft, Prof. Hüttenbrink, Universitäts-HNO-Klinik Köln
Aus Sicht der Zahnmedizin
Der Leidensdruck bei Patienten mit Schmeck- oder Riechstörungen ist in der Regel sehr groß. Aufgrund der umfangreichen Ursachenmöglichkeiten, ist eine anam-nestische Befragung durch den Zahnarzt sehr wichtig. Schmeck- und Riechstörungen können, allein oder in Kombination, bei verschiedensten Krankheiten als Begleitsymptomatik auftreten oder durch Arzneimitteleinnahme im Sinne einer Nebenwirkung vorkommen. Sie treten häufig als Frühsymptome auf und bedürfen einer weiteren, in der Regel interdisziplinären Abklärung.
Die Ursache von Riechstörungen liegt häufig sinunasal. Hierbei spielen vor allem chronische Entzündungen der Nase und der Nasennebenhöhlen oder respiratorische Störungen eine Rolle. Bei der Suche nach Ursachen sollten – von zahnmedizinischer Seite – dentogen verursachte, chronische Sinusitiden ausgeschlossen werden.
Schmeckstörungen sind häufig qualitativer Art, wie zum Beispiel die Parageusie oder die Phantogeusie. Sie stehen nicht selten in Zusammenhang mit der Anwendung bestimmter Mittel zur Mundhygiene (wie zum Beispiel Mundspüllösungen) oder mit der Einnahme von Medikamenten. Vom Patienten wird nicht selten als Nebenwirkung ein bitterer oder ein metallischer Geschmack wahrgenommen. Auch in der Zahnarztpraxis angewandte Antibiotika oder Antiseptika (wie zum Beispiel Chlorhexidin) können zu rever- siblen Veränderungen des Geschmackssinns führen. Um Verunsicherungen zu vermeiden, sollte der Patient vor Therapiebeginn darauf hingewiesen werden. Neben dermatologischen, neurologischen oder psychiatrischen Ursachen können auch eine schlechte Mundhygiene, Zahnersatz oder kariöse Läsionen eine Rolle bei Geschmacksveränderungen spielen. Bei idiopathischem Auftreten kann häufig eine Rückbildung der Symp-tomatik nach zehn Monaten beobachtet werden.
Ursachen für quantitative Schmeckstörungen sind meist allgemeinmedizinische Erkrankungen, Mangelernährung (wie auch Zinkmangel), Traumata, sowie lokale Entzündungen und Infektionen der Mundschleimhaut. Gerade bei vorherigen Zahnbehandlungen sollte bei Schmeckstörungen an traumatische Ereignisse wie Lingualisläsionen gedacht werden, da sich die Nervenfasern der Chorda tympani im Verlauf dem N. lingualis anlagern und die vorderen zwei Drittel der Zunge gus-tatorisch innervieren. Bei Patienten mit Radiatio-Therapie im Kopf-Hals-Bereich finden sich neben Geschmacksstörungen auch Mundtrockenheit und Mundbrennen. Zur Linderung der Beschwerden kann eine symptomatische Therapie mit Sialogoga oder synthetischen Speichelersatz durchgeführt werden.
Auch im Kontext von primärem und sekundärem Mundschleimhautbrennen klagen die Patienten häufig über Schmeckstörungen, insbesondere der Qualität „bitter“.
Zu beachten ist weiterhin, dass es im zunehmenden Alter zu einem Rückgang der Geschmacksrezeptoren kommt. Hierbei bleiben die Rezeptoren für die Geschmacksqualität „süß“ am längsten erhalten. Dadurch können sich im Alter die Vorliebe für zuckerhaltige Nahrungsmittel verstärken und die Kariesgefahr erhöhen.
Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika DaubländerLeitende Oberärztin der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie
Britta KretzschmarUniversitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzPoliklinik für Zahnärztliche ChirurgieAugustusplatz 255131 Mainz
Dr. Dr. Peer W. KämmererKlinik für Mund-, Kiefer- und GesichtschirurgieAugustusplatz 255131 Mainz
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